Gerade noch rechtzeitig hat Chrysler Austria Ende Mai den Vertragsbetrieben "blaue Briefe" zugeschickt. Die mit einjähriger Frist erfolgende Strukturkündigung macht den Weg frei, um die Traditionsmarke am 1. Juni 2011 zur Gänze in Lancia aufgehen zu lassen. Immerhin muss Chrysler damit keinem Wettbewerber Platz machen: Überschneidungen zwischen dem modebewussten Damenfabrikat aus Bella Italia und der Machomarke aus den USA gab es bisher so gut wie gar nicht.

Genau darin sehen Kritiker die größte strategische Herausforderung. Immerhin soll das Lancia-Programm schon nächstes Jahr um den Nachfolger des Chrysler 300C, den bisherigen Voyager und einen fünftürigen Lancia Ypsilon erweitert werden. Ein SUV ist für 2013 geplant.

"Individuelle Gespräche"

Auch die künftige Netzstruktur muss noch geklärt werden. Zwar wurden die 29 bisherigen österreichischen Lancia-Händler ebenso gekündigt, doch erhielten sie alle einen "Letter of Intent". Bei Chrysler will Importeurschef Mag. Ingo Natmessnig dagegen "individuelle Gespräche" führen. Dass alle 46 Betriebean Bord bleiben, ist weder erwünscht noch realistisch: Gerade Partner wie die Pappas-Gruppe, die Chrysler schon bisher vor allem aufgrund der ehemaligen Daimler-Konzernsynergien vertraten, überdenken ihre Markenpolitik.

Unterm Strich soll ein 40 bis 60 Händler umfassendes Lancia-Netz geschaffen werden. Das ist nicht nur in Österreich eine verantwortungsvolle Aufgabe. So mancher Beobachter sieht gerade in Natmessnig den geeigneten Kandidaten, sie auch auf größerer Ebene umzusetzen.