Österreichs oberster Autohändler heißt künftig aller Voraussicht nach
Burkhard Ernst. Sind die hohen Erwartungen, die viele in ihn setzen,
berechtigt?
Eigentlich müsste Dr. Gustav Oberwallner zufrieden sein: Dass er bei
der Erstellung der Wahlliste innerhalb des Wirtschaftsbunds 7 von 17
Stimmen erhielt, war zwar zu wenig, um seinem Wiener Rivalen Burkhard
Ernst den Spitzenplatz zu verwehren. Doch es ist allemal viel, wenn
man sich die Stimmung in den meisten Autohäusern vor Augen führt. In
seiner fünfjährigen Amtszeit ist es Oberwallner trotz seines enormen
persönlichen Einsatzes nicht gelungen, seine Anliegen klar zu
kommunizieren.
Autorität als Startvorteil
Von Ernst den gleichen Arbeitseifer zu verlangen, wäre vermessen.
Immerhin ist er kein Vollzeitfunktionär, sondern steht an der Spitze
des zweitgrößten österreichischen Mazda-Händlers. Gemeinsam mit
seinen branchenfremden Engagements, die von der Filmüber die
Zigarettenbranche bis zur Immobilienentwicklung reichen, verleiht ihm
das ein unternehmerisches Gewicht, auf das sein Vorgänger -zumal nach
dem Verkauf des eigenen Autohauses- verzichten musste.
Oberwallner glänzt dagegen mit einer detaillierten juristischen und
wirtschaftswissenschaftlichen Fachkenntnis. Doch auf der Bühne der
Branche ist dieses Detailwissen, für das es schließlich Referenten
und Funktionäre gibt, nur eine Zusatzqualifikation. Entscheidend ist
die Eloquenz.
Schwierige Ausgangsbedingungen
Dennoch wird Ernst weder die Kfz-GVO retten noch die Wrackbörsen
abschaffen. So selbstsicher er auch auftritt: Politisch wird die
Autobranche nur am Rande wahrgenommen, wirtschaftlich liegt die Macht
beim Großhandel. Es ist kein Zufall, dass schon unter früheren
Funktionären alle Anläufe zu einer rechtlich verbindlichen Regelung
des Gewährleistungsrückgriffs gescheitert sind.
Schon ein Einzelerfolg -eine Ausdehnung des Vorsteuerabzugs, ein
gemeinsam mit der Innung erreichter Freibetrag für Autoreparaturen
-wäre daher ein Erfolg. Ernst hat es verdient, dass ihn auch die
skeptischen Funktionäre aus den westlichen Bundesländern
unterstützen. Seinem Vorgänger ist zu wünschen, dass sein Einsatz
menschlich respektiert wird - und dass er sein Fachwissen in einer
anderen (Kammer-)Position erfolgreicher einbringen kann.
"Nicht einmal ein Minimalkompromiss"
Mit der Kfz-GVO werden fast alle Händlerschutzbestimmungen wegfallen.
Experten wie Kartellrechtsanwalt Dr. Norbert Gugerbauer erwarten
daher "zahlreiche langwierige Musterprozesse". Eine
"Mittelstandsinitiative" hätte Abhilfe schaffen sollen. Deren Inhalt:
zweijährige Kündigungsfristen, der Zwang zur sachlichen Begründung
von Kündigungen sowie der volle Kostenersatz (allerdings ohne
Gewinnanspruch) bei Garantiearbeiten.
Im Arbeitskreis der Automobilimporteure wurde die von Porsche,
Mercedes-Benz, BMW und dem Vorsitzenden Mag. Ingo Natmessnig
ausgehandelte Einigung jedoch nicht angenommen. Im Sommer soll weiter
diskutiert werden, doch eine Einigung ist unwahrscheinlich: Zu viele
Markeninteressen müssten unter einen Hut gebracht werden und die
Konzernzentralen haben wenig Interesse an einem österreichischen
Präzedenzfall. Bitter ist das nicht zuletzt für den scheidenden
Gremialobmann Oberwallner, der mit ganzer Kraft für die Initiative
gekämpft hatte: "Es ist überaus bedauerlich, dassman unserem
Minimalkompromiss nicht auf breiter Basis folgt." An der
Wahlentscheidung hätte eine Zustimmung aber auch nichts mehr
geändert: Die fiel schon einen Tag vor der Importeurssitzung.