A&W: Denzel feiert sein 90-jähriges Firmenjubiläum. Was bedeutet das für das Unternehmen?
Mag. Gregor Strassl: Diese 90 Jahre sind ein wichtiger Meilenstein für uns als Firma. Wolfgang Denzel hat 1934 auf BMW-Motorrädern zu fahren begonnen, woraus sich rasch der Motorradhandel und später auch jener mit Autos von BMW entwickelt hat.
Auf langjährige Beziehungen mit Importeuren ist man bei Denzel überhaupt sehr stolz …
Strassl: Das ist richtig: Wir sind seit 1961 Volvo--Partner, seit 45 Jahren Importeur von Mitsubishi und seit 32 Jahren Importeur von Hyundai. Bei allem, das wir tun, schauen wir, dass wir es langfristig machen. Dennoch blieb die Firma immer wandlungsfähig, das zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Tätigkeit als Groß- und Einzelhändler. Wir verstehen uns als Brücke zwischen diesen beiden Geschäftsbereichen.
Wie hat sich die Beziehung zwischen Importeuren und Händlern in dieser langen Zeit entwickelt?
Hansjörg Mayr: Wir verstehen das ganze Geschäft, also vom Endkunden bis zum Hersteller. Natürlich ist die Erwartung der Kunden heute eine völlig andere als noch vor einigen Jahren, auch das Verhältnis zu den Herstellern hat sich komplett geändert. Wir sind im Groß- und Einzelhandel dazwischen tätig und -managen diese Veränderungen.
Denzel hat im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz erzielt: Wird diese Entwicklung so weitergehen?
Mayr: Wir haben nie danach gestrebt, dass wir die Grenze von einer Milliarde Euro überschreiten. Dennoch ist es ein schönes Ergebnis – und wir sind in eine neue Liga vorgedrungen. Wir wollen weiterkommen, mit dem Markt wachsen und den Markt entwickeln.
Strassl: Ich sehe eine gewisse Konsolidierung im Auto-handel: Unsere Verantwortung, den Kunden gegenüber, hat enorm zugenommen. Es gibt Elektroautos, Hybrid, Plug-in-Hybrid, Benziner und Diesel. Egal, ob man einen Kunden komplett beraten muss oder ob er mit einer vorgefassten Meinung kommt: Wir müssen im Handel eine individuelle Analyse durchführen, wie der Kunde tatsächlich fährt. Obwohl die Kunden in der Regel recht gut informiert sind, benötigt man dann im Autohaus viel mehr Zeit als früher.
Wie geht man mit den Kunden um, die schon gut -nformiert ins Autohaus kommen?
Mayr: Einen gewissen Kundenkreis würde ich als „Experten“ bezeichnen, die ihre Vorstellungen umgesetzt bekommen wollen. Doch momentan sind viele Autokäufer auch durch die mediale Berichterstattung und die sozialen Einflüsse verunsichert. Daher ist der Vertrauenspunkt wichtiger denn je – nach dem Motto: Du bist bei uns gut beraten, da wir dir nicht das erstbeste Auto verkaufen. Die Beratung hat also einen neuen Stellenwert bekommen.
Wie sehen Sie die Rolle der Autohäuser in den kommenden Jahren? Wird es in Zukunft nur noch -Online-Käufer geben?
Strassl: Wir bieten schon jetzt reinen Onlinekauf an: Aber ob in 5 Jahren alles online sein wird? Aus heutiger Sicht meine ich, dass es in mittlerer Zukunft Omnichannel geben wird. Die Buchung eines Servicetermins oder einer Testfahrt wird primär online erfolgen. Doch andere wollen lieber ein Telefonat oder einen Besuch. Wir bieten jedenfalls alles an.
Wie sieht man bei Denzel die Diskussion über die Elektroautos beziehungsweise das Verbot von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ab 2035 in der EU?
Strassl: Wir stehen schon seit ein paar Jahren für Technologieoffenheit: Damit meine ich, dass die Politiker uns als Autoindustrie die Ziele und Rahmenbedingungen vorgeben sollen, aber nicht die Technologie. Die Zukunft ist natürlich der Elektromotor, wenn es darum geht, CO2 einzusparen. Unser Wunsch an die Bundesregierung ist es, diese Sache pragmatisch, aber nicht ideologisch zu lösen. Das Elektroauto ist ohne jeden Zweifel Teil der Lösung, aber nicht die alleinige.
Weil die Elektroautos noch immer zu teuer sind?
Strassl: Es ist eine soziale Frage: Von den rund 5 Millionen Pkws in Österreich sind 70 Prozent weniger als 10.000 Euro wert. Es hat einen Grund, dass diese Kunden und Kundinnen eben diese Autos fahren, nicht jede beziehungsweise nicht jeder kann sich alles leisten. Mittelfristig wird es also sicher ein Nebeneinander von verschiedenen Antriebsformen geben, das halte ich für das realistischste Szenario. Wenn jemand im Jahr weniger als 5.000 Kilometer fährt, ist für ihn momentan ein kleiner Benziner die richtige Lösung.
Mayr: Wenn ein Auto zu viel kostet und nicht gekauft wird, erreicht man das CO2-Ziel nicht. Wir erwarten uns vom CEO des Landes Österreich, dass er das Steuergeld gut investiert und es nicht in der Bürokratie versickert. Den Bürokratieabbau sollte man in Österreich sehr ernst nehmen.
Wie sieht man bei Denzel die Zukunft des Autohandels? Werden Sie weiterhin Händler erwerben, wie das in der Vergangenheit immer wieder erfolgt ist?
Strassl: Es gibt wahrscheinlich kaum einen Händler in Österreich, den Hansjörg Mayr oder ich nicht aus unserer jahrzehntelangen Erfahrung in den unterschiedlichen Bereichen kennen. Und sehr viele Händler haben auch mit Denzel zu tun, egal ob im Retail, über die Denzelbank, Reifen Plus oder einen unserer Importeure. Momentan sind aber keine weiteren Aktivitäten geplant. Grundsätzlich ist in ganz Europa eine Konsolidierung im Gange: Der Trend geht zu größeren Einheiten. Ich glaube aber, dass auch die ganz kleinen Betriebe bleiben werden. Doch in der Mitte wird es mit der Fixkostenbelastung sicher schwierig werden.
Wie wird sich der Markt weiter entwickeln?
Strassl: Sowohl aus der Sicht des Groß- als auch des Einzelhandels ist auffällig, dass Zahlen von 300.000 oder 330.000 Neuzulassungen, wie wir sie vor der Corona-Pandemie gewohnt waren, nicht mehr erreicht werden. Aber zumindest ist der Rückgang auf 220.000 bis 230.000 Einheiten gestoppt. Auch wenn der Markt noch sehr schwach ist, scheint er sich langsam zu erholen. Die beiden hohen Lohnerhöhungsrunden spüren wir natürlich auch im Aftersales signifikant: Ein Umsatz von gestern reicht bei der momentanen Kostenstruktur nicht mehr aus.
Mayr: Wir sind seit 2023 wieder voll im Verdrängungswettbewerb, und dieser Wettbewerb ist größer denn je. Die Marken im Neuwagenverkauf sind deutlich unter Druck. Das bringt die gesamte Branche, die ja ohnehin sehr margenschwach ist, unter Druck. Es ist eine Herausforderung, das Geschäft so zu managen, dass man sowohl zufriedene Kunden als auch gute Zahlen hat. Was den Gebrauchtwagenbereich betrifft, so hat er sich nach außergewöhnlich positiven Jahren normalisiert.