Rüsselsheim ist Opel: Hätte es noch eines Beweises für diese These bedurft, so sah man ihn am 8. Juni: Tausende Besucher waren gekommen, um sich das Werk anzuschauen – und auch die Fahrzeuge aus vergangenen Jahrzehnten, beginnend beim Lutzmann von 1899.
Damals, vor 125 Jahren, wurde in Rüsselsheim der erste Opel Patentmotorwagen System Lutzmann gefertigt. Obwohl Opel, mit Nähmaschinen und Fahrrädern groß geworden, im ersten Jahr nur elf Autos verkaufte, habe man an den Erfolg geglaubt, sagte der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Ansprache: „Man hat die Autoproduktion fortgesetzt und den großen Durchbruch geschafft“.
Scholz fand auch deutliche Worte in Richtung jener, die das Aus für den Verbrennungsmotor ab 2035 in Frage stellen: „Es bringt nichts, stur an Dingen festzuhalten, die jahrzehntelang funktioniert haben: Wir reden nicht nur vom Umbau zur Klimaneutralität, sondern wir packen es an“, meinte Scholz: „Daher stehen wir auch zum Ausbau der Elektromobilität: Wer dieses Rad zurückdrehen will, gefährdet den zukünftigen Wohlstand als Industrienation.“
„Nur das Auto bringt die Freiheit am Land“
Worte, die bei Stellantis-Chef Carlos Tavares gut ankamen: Man verstehe die Historie jeder einzelnen der 14 Konzernmarken, sagte der Portugiese, und man baue an deren Zukunft. Seit Opel 2017 Teil von PSA und dann von Stellantis geworden sei, habe sich viel geändert. Mit dem neuen Corsa, Mokka und Astra habe Opel den Turnaround geschafft, bald würden Grandland und Frontera auf den Markt kommen. „Wir wachsen profitabel“, sagte Tavares nicht ohne Hintergrund-Gedanken zur jahrzehntelangen Opel-Mutter General Motors, unter deren Ägide man lange Zeit rote Zahlen geschrieben hatte. „Jetzt ist Opel Teil der Lösung, nicht Teil des Problems.“ Tavares kündigte an, dass Opel „die coolste, frischeste, jüngste und agilste deutsche Marke“ sein werde.
Erfrischend war auch die Rede des hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein: Opel habe die ganze Region geprägt und sei „ein Stück hessischer Identität: Daher müssen wir uns dafür einsetzen, dass das so bleibt.“ Denn die Zukunft liege nicht im Lastenfahrrad, sondern im Auto: „Nur das Auto bringt die Freiheit am Land, ist ein Wohlstandsversprechen und sichert Wachstum sowie Arbeitsplätze.“