Das Thema ist schon lange nicht mehr neu: Bundesgremialobmann Fahrzeughandel Komm.-Rat Klaus Edelsbrunner hat im vergangenen Jahr etwa vom „Test, der beweist, dass die Batterie in Ordnung ist“ berichtet, Gebrauchtwagenberater Horst Pohl ist überzeugt: „Der State of Health (SoH), also der Gesundheitszustand, ist der entscheidende Schlüssel zur erfolgreichen GW-Vermarktung. Ein Zertifikat ist fast eine Grundvoraussetzung für den Handel, sowohl für den Händler beim Eintausch wie auch für den Konsumenten beim Kauf.“ Aber auch Michael Erb von Real Garant hat bereits in einem Artikel im November 2022 den „unabhängigen Test“ zum Batteriezustand als Basis für die Gebrauchtwagengarantie genannt. Mittlerweile sollte die Branche wissen, dass es diese Tests gibt, auch die Anbieter sind bekannt. Genutzt werden sie allerdings noch zu wenig.

Verunsicherter Konsument

Die Konsumenten haben, oftmals verstärkt durch frühere Gespräche mit dem Verkäufer, die  – unbegründete – Sorge, dass der Akku bei einem Gebrauchtwagen bereits am Ende seiner Leistungsfähigkeit angekommen ist oder zumindest kurz davor steht.
Die Wahrheit ist, dass die Akkus durchschnittlich länger halten, als es die Autohersteller anfangs vermutet haben, und deutlich länger halten, als der Konsument das für möglich hält: In der Regel nämlich länger als das Fahrzeugleben. Danach kann der Akku übrigens noch viele Jahre als stationärer Speicher verwendet werden, ehe die Materialien recycelt werden.
Die Betonung bei der langen Lebensdauer liegt allerdings auf „durchschnittlich“, denn natürlich gibt es auch Probleme und Fehler. Oft handelt es sich um Produktionsfehler, die eher am Anfang auftreten und die man idealerweise noch vor Ablauf der zeitlich großzügigen Herstellergarantie beheben lassen sollte. Ebenso sind Defekte oder Einschränkungen möglich, die durch intensive oder besonders belastende Nutzung entstehen. Entscheidend ist, dass die Werkstätte den Zustand diagnostizieren kann und darüber Bescheid weiß. 

SoH ist der neue Kilometerstand

Neben tatsächlichen Defekten und Problemen ist der Gesundheitszustand der Antriebsbatterie, der State of Health (SoH), und damit die verbleibende Reichweite entscheidend für den Wert des Fahrzeuges. „Der SoH ist der neue Kilometerstand“, bringt es Aviloo-Gründer und CTO Dipl.-Ing. Nikolaus Mayerhofer auf den Punkt. 
Da EV weniger Verschleißteile besitzen, ist die Kilometerleistung nicht mehr so entscheidend, wichtiger ist der Akkuzustand. Ist die Batterie in Ordnung? Tritt ein Problem auf? Wie ist der Zustand in Relation zu den Garantiebedingungen, wie hoch ist die Reichweite in Relation zum Neufahrzeug? 
Stehen etwa zwei hinsichtlich Alter und Ausstatttung vergleichbare E-Autos zur Auswahl, wird der Kunde zum Modell mit höherem SoH greifen bzw. einen niedrigeren Preis für das „schlechtere“ Modell zahlen. Dabei kann für ein Zweitauto mit regionalem Kurzstreckeneinsatz ein Akkuzustand von 70 oder 80 Prozent noch immer mehr als ausreichend sein. Aber der Kunde muss darüber Bescheid wissen.

Ganz einfacher Test

Die Umsetzung eines Tests ist übrigens immer denkbar einfach. Wir haben uns dazu die Lösung des Marktführers, des österreichischen Unternehmens Aviloo, angesehen. Weitere Möglichkeiten wären der schnelle Test von Dekra, die OE-Lösungen über den Originaltester sowie Produkte der Werkstatt-Ausrüster. So ist von Mahle ein DC-Ladegeräte mit SoH-Test auf der Automechanika vorgestellt worden, Texa hat einen entsprechenden Prototypen präsentiert, aber auch Autel bietet Produkte. 
Bei den SoH-Diagnosen vom Autohersteller gibt es unterschiedliche Rückmeldungen, einige Lösungen sind – etwa durch die notwendige Zusendung von Codes – kompliziert und aufwändig. Bei manchen anderen wird die Genauigkeit angezweifelt. Für Garantiefälle wird es die OE-Analyse aber vermutlich auch brauchen.

Niederschwellige Nutzung

Zurück zum kompakten Gerät von Aviloo: Der Zugang zur Aviloo-Box ist sehr niederschwellig. Neben dem Bezug über Vertriebs-partner Kastner kann die Box auch direkt bei Aviloo online bestellt werden. „Die monatliche Lizenz für gewerbliche Nutzer beträgt 40 Euro, der Flash-Test 35 Euro, der Premium-Test 45 Euro“, berichtet Aviloo-CEO Dr. Marcus Berger. 
Dabei reicht der in wenigen Minuten – über die OBD-Schnittstelle am stehenden Auto – erstellte Flash-Test in der Regel aus und bringt ein verlässliches Ergebnis. „Der Flash-Test ist statistisch-analytisch basiert und bietet bereits höchste Genauigkeit, beim Premium-Test kommt die tiefgreifende Analyse dazu“, erklärt Aviloo-Gründer und CTO DI Nikolaus Mayerhofer. Dafür muss das zuvor vollgeladene Fahrzeug bis zu 10 Prozent Ladezustand gefahren werden. Dazu gibt der Test eine Woche Zeit.

Statisches EKG vs. Belastungs-EKG

„Das ist wie das Belastungs-EKG beim Menschen im Vergleich zu einem EKG auf der Liege“, beschreibt Mayerhofer den Unterschied zwischen den Tests. Gibt es also einen Verdacht bzw. eine Kundenbeschwerde oder stellt der Flash-Test eine Ungereimtheit fest, ist der Premium-Test zu empfehlen. „In 99,9 Prozent der Fälle reicht der innerhalb von nur 3 Minuten am stehenden Fahrzeug durchgeführte Flash-Test aus“, so Mayerhofer.
„Die hohe Genauigkeit ist möglich, weil wir aufgrund der vielen durchgeführten Premiumtests eine umfassende Datenbank aufgebaut haben“, so Nikolaus Mayerhofer. „Die Analyse geht dabei bis auf Zell-ebene, wobei das schwächste Glied in der Kette identifiziert wird.
Durch die langjährige Erfahrung und Spezialisierung ist Aviloo besser als der Autohersteller in der Analyse seiner eigenen Produkte. „Der Aviloo-Test ist preisgünstig, markenneutral und die Ergebnisse lassen sich auch zwischen den Marken vergleichen“, erklärt Marcus Berger.

Unerlässlich für den Handel

Für den Gebrauchtwagenhandel ist der SoH-Test samt entsprechendem Zertifikat unerlässlich. Der Händler muss wissen, worauf er sich einlässt, und der Kunde erwartet Sicherheit. Der SoH ist heute – wie vorhin erklärt – preisentscheidend. 
Nicht zuletzt sichert sich der Händler ab, schließlich ist vor allem mit verlängerter Beweislastumkehr der Kfz-Betrieb noch länger in der Verantwortung. „Die 35 Euro sind gut investiert, sowohl für den Händler wie auch für den Konsumenten“, ist Nikolaus Mayerhofer überzeugt.

Wie gut sind die Akkus?

Die durchschnittliche Lebensdauer der Batterien ist sehr gut, aber es gibt eine hohe Streuung, die mit der Kilometerleistung und dem Alter extrem steigt. „Nach einer gewissen Streuung in der Grundauslieferung ist die Behandlung des Akkus entscheidend: Parkverhalten (mit sehr hohem oder sehr niedrigem Akkustand), Fahrverhalten, Ladeverhalten, Temperaturen und ähnliches beeinflussen den Gesundheitszustand des Akkus.“ Dabei macht die Dosis das Gift, einzelne Mehrbelastungen sind nicht das Problem. „Auch hier ist es wie beim Menschen: Alkohol, Nikotin, Übergewicht, Stress: Alle gemeinsam lassen den Körper deutlich schneller altern, eines alleine muss den Menschen noch nicht schädigen.“

Größere Streuung beim Plug-in-Hybrid

„Für die Batterie eines Plug-in-Hybrids ist der regelmäßige Stress deutlich größer als bei einem vollelektrischen Pkw“, beschreibt Mayerhofer. „Ein deutlich kleinerer Akku muss das gleich schwere Auto beschleunigen. In Relation zur Akkugröße ist die Ladegeschwindigkeit deutlich größer und die PHEV-Batterie wird – bei intensiver Nutzung – mit deutlich mehr Ladezyklen belastet. „Wir registrieren also beim Plug-in-Hybrid im Alter deutlich größere Streuungen als beim BEV-Akku.“

Fairer Preis, Argument, Sicherheit

Egal, ob BEV oder Hybrid: ein SoH-Test ist Voraussetzung für ein erfolgreiches und sicheres Geschäft: „Ein SoH-Ankaufstest bringt einen fairen Preis beim Einkauf, das Zertifikat ein gewichtiges Argument beim Verkauf, hohe Sicherheit im Falle der Gewährleistung und Potential für Gewinnmaximierung“, fasst Mayerhofer zusammen.