A&W: Wie schätzen Sie die derzeitige Lage in der Kfz-Branche ein?
MMst. Roman Keglovits-Ackerer: Wir befinden uns mitten in der Transformation der Mobilität, zusätzliche Antriebssysteme halten Einzug in die Kfz-Werkstatt. Auch die E-Mobilität ist ein wichtiger Faktor für die Reparaturbetriebe. Sie bietet riesige Chancen auch im Werkstattgeschäft und hier vorrangig im Bereich Lack und Karosserie, da hier die Schaden-bilder komplexer sind.
Wie lässt sich der steigenden Komplexität am besten begegnen?
Keglovits-Ackerer: Die Grundvoraussetzung ist eine fundierte Ausbildung. Wir werden den Lehrberuf entsprechend anpassen und ab Herbst 2025 auf neue Lehrinhalte in Richtung E-Mobilität setzen. Unser diesbezüglicher Entwurf befindet sich gerade in Begutachtung und sieht unter anderem eine Hochvoltausbildung, konkret bis zum Modul HV-2, in der Lehrausbildung vor. Wichtig ist uns hier der enge Austausch mit den Berufsschulen.
Die Fachkräfte bleiben ein wichtiger und aktuell leider auch schwieriger Bereich.
Keglovits-Ackerer: Genau, allerdings ist es wichtig, dass wir das Kfz-Fachpersonal der Zukunft selbst ausbilden. Wir müssen verstärkt in die Ausbildung investieren und den Lehrberuf noch interessanter machen.
Das Berufsbild selbst scheint wenig an Attraktivität verloren zu haben.
Keglovits-Ackerer: Das ist richtig, seit 2015 beobachten wir kontinuierliche Steigerungen bei den Lehrlingszahlen. So gibt es in der Fahrzeugtechnik 8.600 Lehrlinge bei 9.500 Betrieben. Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass sich unsere Mitgliedsbetriebe bewusst sind, wie wichtig die Ausbildung ist.
Was sind für Sie neben der Ausbildung die zentralen Themen in der Bundesinnung?
Keglovits-Ackerer: Ein Schwerpunkt ist die Kommunikation mit den Mitgliedsbetrieben. Hier gibt es je nach Bundesland unterschiedliche Angebote. Wir wollen vorrangig informieren. Die Vielfalt der Antriebsformen muss den Betrieben aufgezeigt werden. Wir sind uns aber auch bewusst, dass wir unsere Kommunikationsaktivitäten sowohl in Richtung Mitglieder als auch Berufsschulen ausbauen müssen. Darüber hinaus ist es essenziell, neue Technologien und damit auch neue Geschäftsmodelle aufzuzeigen. Der technologische Wandel ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine große Chance.
In welchen Bereichen konkret?
Keglovits-Ackerer: Vielfältige Möglichkeiten sehe ich im Havarie-Segment, konkret die Reparaturfähigkeit von E-Autos. Die Beseitigung eines Schadens etwa am Batteriegehäuse der Hochvoltbatterie ist mit einem hohen Maß an Komplexität sowie zeitlichem und finanziellem Aufwand verbunden. Durch immer mehr verbaute Assistenzsysteme in den Fahrzeugen müssen auch verstärkt (Re-)Kalibrierungsarbeiten durchgeführt werden. Dafür gilt es mehr Sensibilität zu schaffen.
Mit welchen Themen wollen Sie in der neuen Funktionsperiode punkten?
Keglovits-Ackerer: Wir wollen vorrangig die Kommunikation stärken und noch näher bei den Betrieben sein. Der Informationstransfer, etwa zu Förderungen, Ausbildungsmöglichkeiten etc., soll weiter ausgebaut werden. Zusätzlich wollen wir weitere Schulungs- bzw. Qualifizierungsmaßnahmen andenken und zeitnah umsetzen. Diese sollen bereits während der Lehrzeit absolviert werden und somit dazu beitragen, dass Mitarbeiter nicht extra auf Kurse geschickt werden müssen.