Enttäuschte Gesichter? Die gab es – wenn überhaupt – nur bei jenen Besuchern, die vorwiegend zum Schauen in die Messehalle B im Wiener Prater gekommen waren und noch die glanzvollen Stände der seit 2020 selig verblichenen „Vienna Autoshow“ im Kopf abgespeichert hatten. Denn die „Vienna Drive“ war von Anfang an ganz anders konzipiert worden. 

Nicht das Motto „Wer hat den schönsten Stand“ galt, auch nicht nach dem Auto mit der knalligsten Lackierung, dem höchsten Preis oder dem stärksten Motor wurde gesucht, sondern nach jenem Fahrzeug, das am besten zum jeweiligen Besucher passt. Die Idee zur Messe sei vor knapp einem Jahr entstanden, sagt Stephanie Ernst, Landesgremialobfrau des Wiener Fahrzeughandels: „Günther Kerle, der Sprecher der Automobilimporteure, hat mich angerufen und gefragt, ob wir nicht etwas machen wollen.“ Dann habe sie gemeinsam mit Leonhard Palden, dem Geschäftsführer der Fachgruppe, bei diversen Unternehmensbesuchen ein positives Echo gefunden, erzählt Ernst und sagt: „Na gut, dann gehen wir es an.“ Nach dem üblichen „Klinkenputzen“ sei die Messe dann im Laufe des August so gut wie ausgebucht gewesen.

Alle Marken abgebildet

„Wir sind gezielt an größere und kleinere Händler herangetreten, um alle Marken abgebildet zu haben.“ Verkaufen, auf der „Vienna Autoshow“ verboten, war diesmal ausdrücklich erwünscht, Probefahrten wurden ebenso angeboten. Und nach den vier Tagen von Mitte Jänner kann man sagen: Die Übung ist gelungen, sie macht Lust auf mehr.

Als am Sonntagabend die Kassen geschlossen wurden, zogen die Veranstalter Bilanz: Rund 71.000 Besucher wurden gezählt, und Gremialobfrau Ernst sprach im Anschluss von einem „vollen Erfolg“. Auch der Plan, wonach neben dem Autohandel auch andere Mobilitätsthemen bearbeitet werden konnten, sei aufgegangen. Derzeit laufen Gespräche mit den einzelnen Händlern: Es soll vor allem evaluiert werden, wo man noch nachjustieren kann. Die klare Intention ist jedoch, auch 2026 -wieder eine ähnliche Messe zu veranstalten.

Vergleich mit den Vorjahren

Nimmt man die rund 71.000 Besucher der „Vienna Drive“ als Maßstab, ist ein Vergleich mit den Jahren zuvor besonders interessant: 2024, als zwischen 14. und 17. März nur die „Ferienmesse“ veranstaltet wurde, registrierten die Veranstalter 36.624 Besucher. Auf der letzten „Vienna Autoshow“ im Jänner 2020 waren (auch damals gemeinsam mit der „Ferienmesse“) 160.680 Interessenten. 2019 waren 163.818 Menschen gekommen, 2018 hatten 161.667 und 2017 exakt 158.194 Personen die Drehkreuze am Messegelände passiert. 

Damit erreichte das Messedoppel von heuer zwar etwa die doppelte Zahl der „Ferienmesse“ von 2024, kam aber nur knapp auf die Hälfte der Zahlen seinerzeitiger „Vienna Autoshows“, die damals stets mit großem (auch finanziellem) Aufwand und Bewerbung von den Importeuren veranstaltet worden waren, wobei das Standpersonal schon damals teilweise von den Händlern gestellt wurde.

Wir haben uns auf der Messe natürlich auch unter den Händlern umgehört, die teilweise mit mehreren Marken auf ihren Ständen vertreten waren. Ganz prominent im Eingangsbereich war Denzel (mit BMW, Mini, Hyundai, Mitsubishi, MG, BYD und Volvo) nicht zu übersehen. René Wagner, Chef der Retail-Standorte, nach der Messe: „Die Kür besteht jetzt darin, die positiven Gespräche sowie die gesammelten Kontakte von unseren Marken bei Denzel zu überzeugen. Den Output werden wir in den nächsten Tagen und Wochen noch genau beobachten, um ein finales Fazit ziehen zu können.“

Bei Weitem nicht mehr so groß wie früher war der Stand der Marken des Volkswagen-Konzerns, der von fast allen großen Wiener Händlern (mit Ausnahme von Schwandl) bespielt wurde – also auch von Porsche Inter Auto (PIA). Stefan Hutschinski, Chef von 4 Autohäusern, sprach von einem „sehr konstruktiven Arbeiten“ in der Vorbereitung und auch am Stand: Das stärke die Gemeinschaft. „Wir haben sogar, was ich vorher gar nicht erwartet habe, das eine oder andere Auto direkt auf der Messe verkauft: Und auch im Nachgang hat es einige Kaufverträge gegeben.“ Ins selbe Horn stieß auch Jochen Meier, Vertriebsleiter von Liewers: „Ich glaube, dass sich jene, die nicht auf der Messe präsent waren, ärgern werden.“ Von den Kosten her sei die Messe überschaubar gewesen: „Früher haben wir das Geld an den Importeur abgetreten, das war nicht viel weniger als heuer.“

Clemens Vohryzka, Chef von Opel & Beyschlag (Kia, KGM, Leapmotor, Suzuki), nannte den einheitlichen Standbau und die dadurch überschaubaren Kosten als einen der Erfolgsfaktoren: Natürlich würden die Mitarbeiter, die auf der Messe im Einsatz seien, in den Autohäusern fehlen: Auf seinem Stand seien an den Messetagen jeweils 10-12 Verkäufer im Einsatz gewesen. Man habe sich auch gegen ein spezielles Messeangebot entschieden, da dies gegenüber Kunden, die im Autohaus kauften, unfair sei.

Ein etwas anderes Konzept verfolgte Resüllah Köse, Chef von Kandl: Messeangebote gab es gemeinsam mit Toyota Insurance: Wer das Geschäft auf der Messe anbahnte und bis Ende Jänner abschloss, erhielt 6 Monate Versicherung prämienfrei, dazu gab es bei Abschluss eines Leasingvertrages 4 Winterkomplett-räder gratis. Köse: „Was wir auf der Messe ausgeben, ist zwar nicht wenig Geld. Aber in die Zukunft -betrachtet, ist es eine gute Investition.“

„Die Leute sind ausgehungert nach Messen“

Bei der Firma Sonnleitner, mit Renault, Dacia und Alpine vertreten, gab es ebenfalls reges Interesse. Gerhard Skrbetz, Markenleiter Alpine: „Viele Leute sind nach den Jahren, wo es keine Automesse gab, ausgehungert und kommen jetzt wieder.“ Bei Sonnleitner wisse man aus Salzburg und Linz, wie man eine solche Messe mache.

Mit einem kleineren Stand war das Autohaus Fischer (Hyundai) vertreten: Zwei Kaufverträge (je ein Kona Elektro und ein Inster) wurden auf der Messe unterzeichnet, eine Fülle von Interessenten kam – wie bei den anderen Ausstellern – danach ins Autohaus.

Neben den Autos gab es auch einige Zweiräder zu betrachten (und natürlich zu kaufen), daneben hatten auch andere Mobilitätsanbieter (ÖAMTC, Wiener Linien etc.) ihre Stände.

Gut besucht war die Veranstaltung am Abend des ersten Messetages: Hier ließen sich auch hochrangige Importeursvertreter, die erst am späten Nachmittag auf die Messe gekommen waren, blicken. Tenor vieler: Die Location oberhalb der Messehalle sollte überdacht werden, da die Reden (von Branchenvertretern und Sponsoren) nur von einem Teil der -Besucher akustisch verfolgt werden konnten.