Es ist bereits das dritte Mal, dass ich mich an dieser Stelle mit dem Thema „V2G“ und „bidirektionales Laden“ beschäftige. „Der Akku hat keine Lobby“ habe ich in einem Kommentar hier schon einmal beklagt. Sieht man sich den Entwurf zum Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) an, scheint sich die Befürchtung zu bewahrheiten. V2G und bidirektionales Thema werden maximal erwähnt, von Lösungen sind wir weit entfernt. Für die öffentliche Wahrnehmung ist das Thema zu komplex, für die Politik ist es eine ungeliebte Querschnittsmaterie, Energieerzeuger und Netzbetreiber sehen Kontrolle und Erträge in Gefahr und die Autohersteller sind sich bei der Technologie uneinig, das fängt bei 'AC oder DC' an und endet bei Protokollen und Elektronik.
Um so erfreulicher, dass sich das Bundesgremium des Fahrzeughandels und die V2G-Allianz nun in die Gesetzswerdung einbringt.
Warum ist das Thema so wichtig?
„Aus unserer Sicht braucht es eine klare, praxistaugliche Regelung für Netzanschluss und Marktteilnahme. Nur so können die Potenziale dieser Technologie für Versorgungssicherheit, Energiewende und Verbraucher bestmöglich genutzt werden“, bringt es Mag. Bianca Dvorak, Geschäftsführerin im Bundesgremium des Fahrzeughandels auf den Punkt. „Der Fahrzeughandel arbeitet daher mit Nachdruck für die Schaffung eines entsprechenden gesetzlichen Rahmens.“
Denn mit der Größe und der in den nächsten Jahren stark wachsenden Zahl an Akkus von Pkw, die daheim und oder auf Firmenparkplätzen mit dem Stromnetz verbunden sind, verfügen wir über ein gewaltiges Strom-Puffer-Potenzial. Dazu kommen immer mehr E-Lkw, bei deren Einsatz der Großteil der Transportunternehmer das Thema 'Sektorenkopplung' ohnehin als Grundvoraussetzung verstanden hat.
Mit bidirektionalem Laden und V2G wird nicht nur die Antriebswende beschleunigt (und für den Nutzer vergünstigt), sondern die Energiewende massiv unterstützt. So gibt es Konzepte, wo das E-Auto fahren dadurch nahezu kostenfrei wird. Im Eigenheim wird der Strom dynamisch günstig oder über die PV genutzt. Wir würden uns Netzerweiterungen, Pufferspeicher und so manches Spitzenlastkraftwerk ersparen.
Ja, die Umsetzung ist umfassend und komplex, braucht gscheite Regelungen (auch steuerrechtlich), aber wir müssen JETZT damit beginnen. Wir als Autobranche müssten das Automobil dann endlich nicht mehr als Problem beschimpfen lassen, sondern als nachhaltige Lösung präsentieren. Was für eine erstrebenswerte Zukunft, für die es sich lohnt, zu lobbyieren. Sie sind herzlich eingeladen, das auch in Ihrem politischen Umfeld zu tun.
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