In den vergangenen Jahren waren Seat und Cupra in Österreich untrennbar mit dem Namen Wolfgang Wurm verbunden: Er führte Seat immer wieder auf Rang 3 der Markenstatistik – und parallel dazu ist der Marktanteil von Cupra in Österreich deutlich höher als in den anderen Ländern. Im Hintergrund arbeitete stets Timo Sommerauer, zuletzt als -Marketing- und Vertriebsleiter.
Bis Mitte Februar dieses Jahres war das so: Doch dann zog sich Skoda-Langzeitchef Max Egger in die Pension zurück; neuer Markenleiter bei der tschechischen Marke wurde Markus Stifter, als Vertriebsleiter seit 2005 ein jahrzehntelanger Kenner der Marke. Gleichzeitig kam es auch zum Wechsel an der Spitze von Seat und Cupra: Timo Sommerauer ist Markenleiter und Wolfgang Wurm steht als Geschäftsführer aller drei Marken an der Spitze.
Bei wichtigen Terminen sind nach wie vor Wurm und Sommerauer gemeinsam, so zum Beispiel bei der Weltpremiere des Cupra Tavascan im April in Berlin. Dort, am Gelände des seinerzeitigen Flughafens Tempelhof, zeigte sich wieder: Seat und Cupra spalten sich immer mehr voneinander ab, die beiden Marken gehen getrennte Wege – und Elektroautos kommen ausschließlich mit dem Cupra-Logo auf den Markt. Der Born war vor rund eineinhalb Jahren der Erste, und seinen erfolgreichen Weg soll nun der 4,64 Meter lange Tavascan fortsetzen.
Schon auf den ersten Blick ist klar: Der Tavascan basiert zwar auf derselben MEB-Plattform wie zum Beispiel die VW-Modelle ID.4 und ID.5 oder der Skoda Enyaq, sieht aber deutlich flotter aus. „Cupra soll Trendscout und Trendsetter sein: Die Gene kommen aus dem Motorsport“, sagt Wurm. Wichtig sei nun, dass man die „glaubwürdige, ehrliche Geschichte mit Cupra“ weiterverfolge: „Denn vor 5 Jahren, als Cupra gestartet ist, war es nicht sicher, ob es gelingen wird. Keiner hat nach einer neuen Marke gefragt.“  

Vor allem junge Händler lieben Cupra
Hier hakt Sommerauer ein: „Auch im Handel hat es anfangs Zweifler gegeben, daher sind wir mit einem reduzierten Netz gestartet. Und genau jene sind jetzt unsere erfolgreichsten Händler.“ Neben den beiden Hauptmodellen Born und Formentor werden der Cupra Leon Fünftürer, der Cupra Leon SP Kombi und künftig der Ateca auch mit kleineren Motoren angeboten als zuvor: „Das wird uns sicher weiterhelfen.“
Doch wie sieht es im österreichischen Händlernetz nun aus, was Seat und Cupra betrifft? Wurm: „Wenn in einem Betrieb beide Generationen arbeiten, dann sind es vor allem die Kinder, die von Cupra fasziniert sind. Sie haben nun mit Cupra oft ihr eigenes Feld im Betrieb, und das passt perfekt zu den jungen Leuten.“ Diese Generation wisse auch, wie man jüngere Kunden ansprechen könne – etwa mit Social Media und diversen Veranstaltungen: „Viele, die einen Cupra kaufen, sind Individualisten, das schwingt bei der Marke mit.“

„Cupra Master“ als Ansprechpartner
Sommerauer nennt auch den „Cupra Master“ als Schlüsselposition im Betrieb: „Das ist vom Werk gut definiert: Je digitaler die Welt wird, desto eher schätzen die Kunden einen Ansprechpartner beim Händler. Der Kunde will ein Gesicht haben, zu dem er fahren kann und der ihm hilft – auch bei Winterreifen oder einem Servicetermin. Und es ist besser, wenn jemand eine Person hat, als wenn er zu vier gehen muss.“ Der „Cupra Master“ müsse „die Marke als Ganzes verstehen“, sagt Sommerauer.
Ob man diese Idee auch auf Seat übertragen könne? Wurm: „Bisher gibt es ja zwei Welten: Verkauf und Service. Da tut man sich oft schwer, dass 2 Personen miteinander kooperieren. Doch wenn sich das System von Cupra durchsetzt, wäre es schön, wenn man es duplizieren kann.“ Allerdings müsse man bedenken, dass es bei Seat aufgrund des höheren Flottenanteils auch andere Bedürfnisse seitens der Kunden gebe.
Wie die Händler auf den Wechsel von Wurm zu Sommerauer reagiert hätten? „Sie kennen Timo ja lang“, sagt Wurm, „diese Kontinuität ist wertvoll für uns.“ Sommerauer bestätigt, dass die Harmonie im Team gut sei – auch mit Kurt Golser, der für Absatzplanung und Produktmanagement verantwortlich ist.
Und was passiert mit Seat? „Das bleibt die Volumen- und Einsteigermarke, die wir im Konzern dringend brauchen“, meint Wurm. Die Voraussetzungen für einen weiteren Erfolg der beiden Marken sind jedenfalls gegeben: Seat kam heuer nach dem 1. Quartal in Österreich auf einen Marktanteil von 6,05 Prozent, und Cupra steuerte weitere 2,72 Prozent bei. Mittelfristig sehen Wurm und Sommerauer Cupra bei rund 3 Prozent und Seat bei etwa 5 Prozent.
Die Lieferfähigkeit, 2022 eine Achillesferse, ist heuer jedenfalls gut. Das Stammwerk in Martorell ist gut ausgelastet, gleichzeitig wird es für die künftige kleinere Elektroauto-Generation des Volkswagen--Konzerns umgebaut. Diese Autos werden ab 2025 geliefert, unter ihnen auch der Cupra UrbanRebel. In Berlin zeigte Vorstandschef Wayne Griffiths auch den sportlich gezeichneten „Dark Rebel“: Dem dynamischen Griffiths traut man durchaus zu, dass dieses Auto auch Realität wird. Einen elektrisch betriebenen Seat wird es aber weiterhin nicht geben.