Wer in der Autobranche arbeitet, kennt Martorell: Seit 1993 werden hier Fahrzeuge gefertigt, 12 Millionen liefen bisher von den Bändern. 45 verschiedene Produkte waren es, und keineswegs alle trugen das Logo von Seat, sondern auch andere (meist eher kleine) Produkte des Volkswagen Konzerns waren (und sind) dabei. Im Vorjahr verließen rund 480.000 Autos die Hallen. Auch an diesem sonnigen Tag Mitte Dezember ist Hochbetrieb, nagelneue Autos werden auf Lkws und Züge verladen. Doch auf einer Anhöhe oberhalb des Werks hat sich an diesem Tag eine Gruppe versammelt, die andere Dinge im Sinn hat als dem Gewurl in der Fabrik zuzuschauen: Denn es ist jener Tag, an dem das neue Batteriewerk eröffnet wird. 

Zellen kommen aus anderen Werken

Vor 2 Jahren hatte man in Martorell den Grundstein für die Erweiterung gelegt, seither war die riesige Halle emporgewachsen und mit modernsten Maschinen befüllt worden. Denn in den kommenden Wochen startet in Martorell die Fertigung von 4 Konzernprodukten: Alle sind knapp mehr als 4 Meter lang, alle sind rein batterieelektrisch. Den Anfang macht der Cupra Raval, dann folgen jeweils im Abstand von 12 Wochen die Anläufe des VW ID. Polo sowie des Škoda Epiq, ehe im Herbst der VW ID. Cross das Autoquartett abschließt.

Was hier passiert, kurz erklärt: Die Batteriezellen, etwas größer als seinerzeit eine VHS-Kassette, werden aus dem Werk der Konzerntochter PowerCo in Salzgitter (aber auch teilweise von externen Partnern) zugeliefert. Dann werden rund 30 davon nebeneinander geschlichtet und zu einem Stack gepresst. 2 oder 3 dieser Stacks, je nach Zellchemie, werden dann in ein Aluguss-Gehäuse samt der sogenannten E-Box gesteckt, getestet, mit einem Unterfahrschutz versehen und versiegelt. Über einen Lift und ein Förderband gehen die Batterien direkt ins Werk. 

Das Ziel im Endausbau, falls die Nachfrage groß genug ist: 300.000 Fahrzeuge auf der Plattform MEB+ sollen pro Jahr hier gebaut werden. Das bedeutet: 1.200 Batterien pro Arbeitstag bzw. alle 45 Sekunden eine. 

Übrigens: Die Chancen, dass auch Seat ein E-Auto in sein Portfolio bekommt, stehen zumindest momentan nicht gut: „Wir haben jetzt volle Konzentration auf den Cupra Raval“, sagt Markenchef Markus Haupt im Interview: „Bei Seat steht jetzt die Auffrischung des Ibiza und des Arona im Mittelpunkt. Das ist der Pfad, den wir einstweilen gehen.“