Reifen John feiert 90-jähriges Jubiläum und hat sich für die
Herausforderungen der Zukunft des Reifenfach- und Großhandels
gerüstet.
A&W: Wie hat sich das Geschäftskonzept in den vergangenen Jahren
verändert?
Peter John: Lange Zeit waren wir als Reifenservicestation für Private
und Gewerbebetriebe sowie als Großhändler für Wiederverkäufer
positioniert. Dieses klassische Geschäftskonzept als Hybridhändler
funktioniert so heute nicht mehr. Das liegt einerseits an der
mangelnden Markthygiene der Industrie, die alle Kanäle zu gleichen
Preisen beliefert. Andererseits erwarten die Wiederverkäufer von uns
den besten, im Internet ersichtlichen Preis und gleichzeitig den
kompletten Service mit Kommissionslager und Rücknahme der Ware nach
der Saison, Zustellung und EDV-Anbindung.
Ist der Fall Ruhdorfer somit der Beginn des Großhändlersterbens?
John: Die Entwicklung der Firma Ruhdorfer bedauere ich persönlich
sehr, aber es gab dafür eindeutige Gründe. So war der
Großhandelsanteil zu hoch und die Marge beim Endkundengeschäft
wahrscheinlich zu gering. Eine gewisse Marktbereinigung wird leider
unvermeidlich sein.
Haben Sie rechtzeitig reagiert?
John: Wir haben reagiert und unser B2B-Geschäft im vergangenen Jahr
komplett neu aufgestellt. Bislang haben die Wiederverkäufer die
Reifen von unseren Filialen abgeholt oder wurden von dort beliefert.
Nun können B2B-Kunden über unseren Webshop sowie telefonisch über
unser Kundenservicecenter KSC in Ansfelden bestellen. Unsere Kunden
werden im Nachtsprung von unserem Logistik-Partner beliefert.
Welche Vorteile ergeben sich durch die neue Konstellation?
John: Das Team des KSC ist auf das B2B-Geschäft spezialisiert, durch
das zentrale Lager und die Logistik ist eine noch höhere
Verfügbarkeit gewährleistet. Die 22 österreichischen Filialen können
sich im Gegenzug auf den End- und Gewerbekunden konzentrieren und
haben zusätzliche Flächen für Kundenreifen-Einlagerung gewonnen. Wir
ersparen uns Logistikkosten und reduzieren die Transportwege zwischen
den Filialen. Wir befüllen nur mehr das B2B-Lager mit entsprechenden
Mengen, die Filialen werden von der Industrie direkt versorgt.
Planen Sie noch weitere Expansionen amösterreichischen Markt?
John: Momentan haben wir keine Pläne für weitere Standorte, aber die
Branche ist sehr stark in Bewegung.
Wäre es denkbar, für eventuelle Expansionen einen Industriepartner
mit ins Boot zu holen?
John: Die Industrie beteiligt sich nicht gerne. Gleichzeitig haben
die Reifenkonzerne erkannt, dass Stützungen beim Preis lediglich noch
mehr Preiskampf erzeugen, weil die Händler jeden Rabatt sofort im
Internet weitergeben. In unserem Fall kann ich mir vorstellen, bei
einer Übernahme oder Erweiterung speziell für diesen Standort mit der
Industrie betreffend Unterstützung bei Investitionen, Erweiterung
oder Marketing zu reden.
Das bedeutet aber engere Zusammenarbeit mit bestimmten Partnern?
John: Mit unseren Hauptpartnern Continental, Michelin und Goodyear
ist das bei uns heute schon so und durch die wachsende Vielfalt
werden sich alle Reifenfachhändler auf eine kleinere Anzahl an
Lieferanten konzentrieren.