A&W: Wie hat sich das Geschäftskonzept in den vergangenen Jahren verändert?

Peter John: Lange Zeit waren wir als Reifenservicestation für Private und Gewerbebetriebe sowie als Großhändler für Wiederverkäufer positioniert. Dieses klassische Geschäftskonzept als Hybridhändler funktioniert so heute nicht mehr. Das liegt einerseits an der mangelnden Markthygiene der Industrie, die alle Kanäle zu gleichen Preisen beliefert. Andererseits erwarten die Wiederverkäufer von uns den besten, im Internet ersichtlichen Preis und gleichzeitig den kompletten Service mit Kommissionslager und Rücknahme der Ware nach der Saison, Zustellung und EDV-Anbindung.

Ist der Fall Ruhdorfer somit der Beginn des Großhändlersterbens?

John: Die Entwicklung der Firma Ruhdorfer bedauere ich persönlich sehr, aber es gab dafür eindeutige Gründe. So war der Großhandelsanteil zu hoch und die Marge beim Endkundengeschäft wahrscheinlich zu gering. Eine gewisse Marktbereinigung wird leider unvermeidlich sein.

Haben Sie rechtzeitig reagiert?

John: Wir haben reagiert und unser B2B-Geschäft im vergangenen Jahr komplett neu aufgestellt. Bislang haben die Wiederverkäufer die Reifen von unseren Filialen abgeholt oder wurden von dort beliefert. Nun können B2B-Kunden über unseren Webshop sowie telefonisch über unser Kundenservicecenter KSC in Ansfelden bestellen. Unsere Kunden werden im Nachtsprung von unserem Logistik-Partner beliefert.

Welche Vorteile ergeben sich durch die neue Konstellation?

John: Das Team des KSC ist auf das B2B-Geschäft spezialisiert, durch das zentrale Lager und die Logistik ist eine noch höhere Verfügbarkeit gewährleistet. Die 22 österreichischen Filialen können sich im Gegenzug auf den End- und Gewerbekunden konzentrieren und haben zusätzliche Flächen für Kundenreifen-Einlagerung gewonnen. Wir ersparen uns Logistikkosten und reduzieren die Transportwege zwischen den Filialen. Wir befüllen nur mehr das B2B-Lager mit entsprechenden Mengen, die Filialen werden von der Industrie direkt versorgt.

Planen Sie noch weitere Expansionen amösterreichischen Markt?

John: Momentan haben wir keine Pläne für weitere Standorte, aber die Branche ist sehr stark in Bewegung.

Wäre es denkbar, für eventuelle Expansionen einen Industriepartner mit ins Boot zu holen?

John: Die Industrie beteiligt sich nicht gerne. Gleichzeitig haben die Reifenkonzerne erkannt, dass Stützungen beim Preis lediglich noch mehr Preiskampf erzeugen, weil die Händler jeden Rabatt sofort im Internet weitergeben. In unserem Fall kann ich mir vorstellen, bei einer Übernahme oder Erweiterung speziell für diesen Standort mit der Industrie betreffend Unterstützung bei Investitionen, Erweiterung oder Marketing zu reden.

Das bedeutet aber engere Zusammenarbeit mit bestimmten Partnern?

John: Mit unseren Hauptpartnern Continental, Michelin und Goodyear ist das bei uns heute schon so und durch die wachsende Vielfalt werden sich alle Reifenfachhändler auf eine kleinere Anzahl an Lieferanten konzentrieren.