Just das Salzburger Momentum-Hotel hat Schröder als sinngebenden Zeitpunkt zur Integration des österreichischen Trost-Großhandelsteils in die Wessels-+-Müller-Welt ausgewählt. Sein Ziel ist es, möglichst wenig vom 53-Millionen-Euro-Trost-und vom 18-Millionen-WM-Jahresumsatz (2015) zu verlieren.

Die ersten Details dazu: Trost zieht aus seiner erst kürzlich gemieteten Zentrale in der Wiener Puchgasse in das in Rufweite gelegene und nunmehr im Besitz von Gesellschafter Heiner Müller befindliche WM-Autoteile-Zentrum in der Donaustädter Wagramer Straße171. Dorthin, wo seinerzeit WM die ZF Trading vulgo Sachs gekauft hat.

Eins plus eins ist nicht zwei

Geschäftsführer der "WM Trost Austria GmbH" wird Hans Lorenz, dem Insider eine friktionsfreie Integration der beiden Teile-und Dienstleistungsanbieter-Welten zutrauen. Das im Haus befindliche Verkaufshaus wird Trost-Mitarbeiter Werner Schober leiten. Der Standort Puchgasse wird geschlossen. Dafür wirdder Trost-Stützpunkt in Perchtoldsdorf im Süden von Wien ausgebaut, die Niederlassungen in Wien-Favoriten und Wien-Ottakring aufgelassen.

In Graz wird der Trost-Standort in der Paula-Wallisch-Straße zugesperrt, Niederlassungsleiter Christian Zenz wechselt in die WM-Filiale nach Feldkirchen. Das Trost-Verkaufshaus in Klagenfurt bleibt bestehen.

In Innsbruck wird WM im vorhandenen Trost-Gebäude integriert, daher die WM-Filiale obsolet. In Linz sperrt WM zu, um im erst kürzlich von Trost in Asten (unweit von Linz) erweiterten Terrain aktiv zu werden. Das in Salzburg angesiedelte Trost-Verkaufshaus bleibt unter Dieter Schippani bestehen.

Somit bleiben Lorenz, der auch noch die Trost-Ostländer Tschechien, Slowakei und Rumänien zu integrieren hat, seine Spitzenleute erhalten. Der gemeinsame Marktauftritt ab 2017 in der Öffentlichkeit wird beide Logos beinhalten. Faktum ist, dass die Herren in Grün-Gelb den Takt bei Orange vorgeben und der Personalaufwand konzentriert wird.

Noch größer und globaler?

Der Konzentrationsprozess im freien Teilemarkt hatÖsterreich erreicht. Birner, Stahlgruber, SAG Derendinger, Klein&Co. - Bosch, Valeo usw. nicht vergessen - werden ihre Strategien neu ausrichten (müssen), um im aktuellen Verdrängungswettbewerb (über)leben zu können oder sie werden zur Beute noch größerer Player im Markt. Investoren mit ihren prallen Kriegskassen schrecken auch vor dem kleinen Österreich nicht zurück. Nehmen wir die Kelly-Gruppe, die sich via Schweizer Rhiag Group bereits in den Fängen des US-Konzerns LKQ befindet und den heimischen Markt mit Kampfpreisen attackiert.

Da könnte manch einer, zermürbt von Familienquerelen und Marktrückgang, doch glatt weich werden, zumal sich auch die französische Alliance Automotive Group auf globaler Einkaufstour befindet. Dabei durchdringen WM-Trost und Stahlgruber-PV bereits dramatisch den deutschsprachigen Markt. Manche malensich schon aus, dass bei fehlender Wachstumsperspektive die Osnabrücker Familie Müller selbst Kasse macht und - reine Spekulation natürlich - LKQ sich den fetten Happen schnappt. Davor fürchtet sich nicht nur die Industrie, die ohnehin als Erstausrüstungspartner von den Autoherstellern schon ordentlich geschröpft wird.

Der internationaleÜbernahmepoker im freien Kfz-Teile- und Servicemarkt geht weiter, denn auch die Autohersteller werden aktiv, sich im eigenen Service verlorene Marktanteile im Revier der freien Anbieter zurückzuholen. Jüngstes Beispiel: Volkswagen hat sich von BP weltweit das margenträchtige Geschäftsfeld Castrol-Schmierstoffe gesichert, um den auf Erstausrüsterqualität erpichten Giganten wiederum ihre Grenzen aufzuzeigen.

Ein Trost für den Rest: Die kleinen Fische werden den Großen durch die Netze schlüpfen und selbst in ausgetrockneten Biotopen überleben können.