Wenn bei einem Unternehmer der Sechziger vor der Tür steht, ist es Zeit, die Nachfolge zu regeln. Insbesondere, wenn diesen schon einige Zeit gesundheitliche Probleme behindern. Das dachte sich auch der Schärdinger Opel-Händler Mag. Franz Part, als er sich vor einem Jahr einer Herzoperation unterziehen musste. Allerdings hat er nicht damit gerechnet, bei der geplanten Betriebsübergabe vom "Geschäftsherrn", der General Motors Austria GmbH, massiv behindert zu werden.
Am 12. Februar 2016 wären es exakt 60 Jahre gewesen, dass sich die Familie Part vertraglich an Opel gebunden hat. Dieses Jubiläum wollte Franz Part bereits gemeinsam mit seinem Nachfolger feiern. Dafür hat er sich informell im Kollegenkreis umgehört, wer an der Übernahme seines Betriebes interessiert sei. Auch deshalb, da ihm bereits vergangenen August Opel-Geschäftsführer Mag. Alexander Struckl gemahnt hat, dass er mit der Umsetzung der Händlerstandards in Verzug sei. Damit sind Spannenverluste und damit Umsatzrückgänge verbunden -Opel erwarte sich deshalb entsprechende Verbesserungsvorschläge.
Bessere Konditionen als die eigenen Händler
Worauf Part seinem "Chef" umgehend darlegte, dass kleinere Opel-Händler bei dem derzeitigen Spannenund Standardsystem nicht überlebensfähig seien. Es ermögliche größeren Händlern, Neuwagen mit Preisen zu bewerben, "welche unter unseren Einkaufskonditionen liegen". Daneben werden Kfz-Betriebe außerhalb des Opel-Netzes, etwa die Firma Zauner als freier Autohändler mit Mietwagenkonzession, dank der Stützungen von Opel zu besseren Konditionen als die eigenen Händler beliefert. "300 Meter neben unserem Betrieb" mache ihm dieser mit Drei-Monats-Zulassungen seine Neuwagenkunden abspenstig.
Für Part ist klar: "Die tollsten Maßnahmenpläne werden keine tiefgreifenden Änderungen herbeiführen, wenn Opel an diesem System nichts ändert." Er machte Struckl darauf aufmerksam, dass dieser selbst darauf verwiesen habe, dass "die strategische Händlerausrichtung für die Zukunft eine gewisseGröße verlangt". Deshalb informierte er Struckl am 28. August, dass er sich aufgrund der "strategischen Ausrichtung von Opel, in Verbindung mit einzelnen Standards, die nicht verkaufsfördernd und nicht nachvollziehbar sind, sowie der Tatsache, dass der 60er näher rückt" entschieden habe, seinen Kfz-Betrieb zur Verpachtung anzubieten. Gleichzeitig ersuchte er "höflich um Unterstützung, dieses Vorhaben zu realisieren".
Kein Interesse im Kollegenkreis
Einen Monat später kam die unterkühlte Antwort: "Wir nehmen zur Kenntnis, dass Sie sich aus dem operativen Geschäft zurückziehen und Ihren Betrieb verpachten möchten." Part solle seine Vorstellungen und Konditionen bekannt geben, damit "wir dementsprechend Interessenten an Sie verweisen können". Doch dieselassen nichts von sich hören. Auch in eigenen Kollegenkreisen stieß Part bei seiner Suche auf kein Interesse. Worauf ihm ein auf derartige Betriebsübergaben spezialisierter Experte empfahl, die Betriebsliegenschaften einschließlich der Tankstelle, einer Waschanlage und einiger vermieteter Objekte aus der bisherigen Franz Part&Co GmbH auszugliedern und das operative Autogeschäft in eine neu zu gründende Autohaus Part GmbH auszulagern. Für diese sei es leichter, einen Käufer oder Pächter zu finden.
Ein Schritt, den die meisten Autohändler aus betriebswirtschaftlichen Erwägungen schon vor Jahren gesetzt haben und den Part angesichts roter Zahlen in den Bilanzen 2012-2014 in Form eines Spaltungsund Übernahmsvertrages nachholte. Ordnungsgemäß wurde Opel mittels Firmenbuchauszug informiert, dass mit 1. Oktober die Autohaus Part GesmbH das Opel-Geschäft betreibt.
"Prinzipiell muss Opel einer Umfirmierung bzw.Übertragung des Opel-Geschäfts auf eine neue Gesellschaft zustimmen", wurde Part von Mag. Silvia Nitsche, der rechten Hand von Opel-Geschäftsführer Alexander Struckl, belehrt. "Dafür würden wir noch eine Eröffnungsbilanz oder eine andere Form benötigen, die die vorgeschriebene Eigenkapitalquote von 20 Prozent sowie eine Liquiditätsrate von 130 Prozent bestätigt." Damit schien alles in Ordnung. Bis am 4. November Struckl dem verdutzten Part mitteilte, dass GM Austria der Übertragung des Opel-Geschäfts auf die neue Autohaus Part GmbH nicht zustimme. Darüber hinaus habe er "die Pflicht, uns mindestens 30 Tage im Voraus über einen neuen Eigentümer oder Geschäftsführer zu informieren, da wir diesem zustimmen müssen".
Für Part war somit klar, dass er von Opel bei der Betriebsnachfolge keine Unterstützung erwarten konnte. Er musste daher schauen, seinen Betrieb ohne Opel-Händlervertrag an den Mann zu bringen. Am 12. November teilte er Opel mit, dass ihn seine Herzoperation veranlasst habe, seine "Gewerbetätigkeit Kfz-Handel und -Technik mit 31. Dezember 2015 aus gesundheitlichen Gründen zu beenden". Eine Vertragskündigung, die von Opel vorerst kommentarlos zur Kenntnis genommen wurde.
Tatsächlich ist es Part mit seiner Autohaus Part GmbH zwischenzeitig gelungen, auch ohne Opel-Händlervertrag für seinen Kfz-Betrieb am Standort St. Florian einen Pächter zu finden. Da dieser Betrieb bisher alle Opel-Service-Standards erfüllte, ging er davon aus, dass für seinen Nachfolger die Übernahme des Opel-Service-Vertrages kein Problem sein werde. Ende November informierte er daher Opel, dass Herr Josef Büchl als Geschäftsführer der Büchl GmbH ab 1. Jänner als Pächter der Part-Kfz-Werkstätte den Opel- Service-Vertrag weiter führen möchte.
Schreiben an Kunden löste "Fristlose" aus
Als Weihnachtsüberraschung flatterte der Franz Part&Co GmbH am 18. Dezember die fristlose Kündigung des Händlervertrages ins Haus. Anlass der "Fristlosen" sei ein Rundschreiben, in dem den Part-Kunden mitgeteilt wurde, dass das Autohaus Büchl als eigenständige Firma ab 1. Jänner "den Kfz-Betrieb des Autohauses Part in einem langfristigen Pachtverhältnis weiter führen wird". Für eine derartige Verpachtung sei jedoch die Zustimmung von Opel erforderlich. Opel habe zwar "Beratungen für die Bestimmung eines geeigneten Nachfolgers aufgenommen", der Verpachtung an Büchl jedoch nicht zugestimmt.
Büchl habe bereits Verträge mit Peugeot und Citroën und komme daher für eine Zusammenarbeit nicht in Betracht. "Ohne unsere Zustimmung stellt dies einen schwerwiegenden Vertragsverstoß dar, der uns zu einer Kündigung ohne Einhaltung der Kündigungsfrist berechtigt."
Büchl ist nun doch Servicepartner von Opel
Tatsächlich gingen die Netzplaner davon aus, dass der Opel-Händler Pürstinger zum Bezirk Ried auch Schärding dazu nehmen wird. Doch die Begeisterung der Familie Pürstinger hielt sich in Grenzen. Worauf Büchl im März mit der Nachricht überrascht wurde, dass er nun doch als Opel-Servicepartner autorisiert wurde. Und als Opel-Vermittler -eine Art B-Händler- an die Autohof GesmbH in Schalchen (Bezirk Braunau) angeschlossen wurde.
Ende gut, alles gut? Part hat seinen Betrieb erfolgreich verpachtet; Büchl hat zusätzlich zu den Betrieben in Ried (Citroën) und Mattighofen (Peugeot) einen Opel-Vertrag für sein drittes Standbein in Schärding; und Opel hat für Part einen dynamischen Nachfolger gefunden. Offen bleibt "nur" die Frage, ob es GM mit dieser Taktik gelungen ist, Part um die eingeforderte Ausgleichszahlung zu bringen.
Eine Frage, die möglicherweise das Schiedsgericht des Bundesgremiums zu lösen haben wird. (RED)
DER Partner bei Dellen
Seit mehr als 25 Jahren unterstützt CAR-REP Profiteam Denk die heimischen Kfz-Betriebe bei der Dellenreparatur, egal ob ...