Längst haben einige Autohersteller und Zulieferer erkannt, dass die
nordfranzösische Region rund um die Stadt Lille zahlreiche Vorteile
bietet.
Es ist vor allem die geografische Lage der Region Lille, die zählt
-dazu reicht ein Blick auf die Landkarte: Auch wenn das Gebiet selbst
nicht allzu dicht besiedelt ist, erreicht man 78 Millionen
Konsumenten innerhalb eines Radius von 300 Kilometern. In die
Hauptstadt Paris ist es ebenso nur ein "Katzensprung" wie auf die
andere Seite des Ärmelkanals. Brüssel ist nicht allzu weit entfernt
und auch wichtige deutsche Städte wie Köln sind leicht erreichbar.
Kein Wunder, dass in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche
Autofabriken entstanden sind: Renault fertigt den Espace sowie
demnächst den Laguna-Nachfolger Talisman in Douai, auch das
Kangoo-Werk Maubeuge ist nicht weit von Lille entfernt.
Potenzielle Investoren anlocken
Peugeot und Citroën hauchen ihren Nutzfahrzeugen im Werk Sevel Nord
Leben ein, auch der Toyota Proace und eine Zeitlang auch noch der
Fiat Scudo werden dort gefertigt. Apropos Toyota: Quasi nebenan rollt
der Yaris von den Bändern und der japanische Hersteller betreibt auch
noch die Boshoku Corporation, die sich umattraktive Innenräume von
Autos kümmert. Hier weiß man, was europäische Insassen wollen -und
was nicht.
Doch natürlich ist der Wettbewerb der Regionen enorm: Und so lud man
im Sommer eine Gruppe internationaler Journalisten ein, um zu zeigen,
was man hat -und natürlich auch um potenzielle neue Unternehmen
anzulocken. Veranstaltet wurde die Reise von ARIA, die 130 Mitglieder
(Autohersteller, Zulieferer, Universitäten etc.) hat. Stark engagiert
in diesem Bereich ist auch der Automobile Cluster Pole, in dem auch
der französische Staat und regionale industrielle Gruppen vertreten
sind.
Großes Potenzial an jungen, gebildeten Arbeitskräften
Ein weiterer Vorteil, den die Politiker aufzeigen, ist die Jugend: 34
Prozent der Bevölkerung sind weniger als 25 Jahre alt (in Frankreich
liegt der Durchschnitt bei 31 Prozent). 10 Prozent der Techniker
studieren an den 7 Universitäten der Region, daneben gibt es noch 19
Schulen für Ingenieure sowie 9 für Wirtschaftswissenschaften und
Management.
Das schlägt sich auch in Zahlen nieder: 3 von 10 in Frankreich
gefertigten Autos (im Vorjahr waren es exakt 555.551 Stück) kommen
aus der Region Lille, dazu noch 1,34 Millionen Getriebe und mehr als
611.000 Motoren. Natürlich haben längst auch die Zulieferer erkannt,
wie wichtig eine Präsenz in unmittelbarer Nachbarschaft der Autowerke
ist. Unter anderem fertigen Valeo (Kupplungen) und Faurecia
(Autositze) rund um Lille.