Der Linzer Universitätsprofessor Dr. Friedrich Schneider beschäftigt sich seit Jahren mit der Schattenwirtschaft. Nach dramatisch hohen Zahlen zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts (2004 wurden 11 Prozent des offiziellen Bruttoinlandsprodukts "schwarz" erwirtschaftet) kam es ab 2005 zu einem lediglich im Krisenjahr 2009 unterbrochenen Rückgang. Doch seit dem Vorjahr nimmt der Pfusch wieder zu. Heuer wird die durch Schwarzarbeit erwirtschaftete Wertschöpfung in der Kfz-Branche um 4,5 Prozent auf 3,416 Milliarden Euro steigen, geht aus den aktuellen Berechnungen von Schneider hervor. Für die gesamte Schattenwirtschaft prognostiziert er parallel einen Anstieg von 20,43 auf 21,35 Milliarden Euro. Schneider führt dies auf die steigende Arbeitslosigkeit sowie die "anhaltend hohe Steuer-und Sozialabgabenbelastung auf den Faktor Arbeit" zurück.

Teufelskreis im Reparaturgewerbe

Die Vertreter der Kfz-Betriebe bestätigen diese Einschätzungen. "Natürlich spüren wir, dass die Menschen weniger Geld in der Tasche haben", sagt Erik Papinski, Bundesinnungsmeister der Karosseriebauer. Zudem würde die Schwarzarbeit in der breiten Öffentlichkeit "allzu oft als Kavaliersdelikt gesehen". Papinski warnt vor einem Teufelskreis, wenn regulär arbeitende Betriebe durch die Kombination von schwierigen Rahmenbedingungen und illegaler Konkurrenz zum Personalabbau gezwungen werden: "Sofern diese freigestellten Fachkräfte keinen anderen Arbeitsplatz finden, werden sich viele von ihnen im Pfusch das Arbeitslosengeldaufbessern."

Die damit einhergehende "Schädigung der gesamten Volkswirtschaft" kritisiert auch Komm.-Rat Friedrich Nagl, Bundesinnungsmeister der Kfz-Techniker. Er setzt ebenfalls auf Bewusstseinsbildung: "In der Öffentlichkeit geht es viel zu häufig unter, dass die Auftraggeber ebenso eine Straftat begehen wie jene, die schwarz arbeiten." Zudem sieht Nagl die Politik gefordert -etwa durch die Ausdehnung des "Handwerkerbonus" auf die Autobranche.

"Dann fahren wir gegen die Wand"

"Wenn es uns nicht gelingt, die Lohnnebenkosten und die bürokratischen Belastungen für die anständig arbeitenden Betriebe auf ein vernünftiges Maß zu senken, fahren wir gegen die Wand", nehmen sich Papinski und Nagl kein Blatt vor den Mund. Ihre Forderungen ähneln jenen Vorschlägen, mit denen laut Schneider die Schwarzarbeit auf gesamtwirtschaftlicher Ebene eingedämmt werden könnte. Er schlägt neben der Senkung der Lohnnebenkosten beispielsweise eine befristete Mehrwertsteuerrückvergütung bei arbeitsintensiven Dienstleistungen sowie eine ganzjährige und nicht gedeckelte steuerliche Absetzbarkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen bis zu 2.000 Euro vor. Zudem sollten Firmen, die schwarz arbeiten (lassen), für 3 bis 5 Jahre von öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen werden. (HAY)