Der viel beschworene Massenmarkt für Elektroautos ist in China bisher nicht entstanden. Doch die Hersteller im Reich der Mitte sind vielen internationalen Wettbewerbern einen Schritt voraus: Das beweist ein Lokalaugenschein bei Zotye International, einem 2005 in der Provinz Zhejlang gegründeten Unternehmen.

Erste Erfahrungen

Zotye ist in China ein bekannter Anbieter im Kompakt-SUV-Segment und hat seit 2006 mehrere Modelle auf Basis des Daihatsu Terios vorgestellt. 2007 wurde der Hersteller Jiangnan Auto in die Gruppe eingegliedert, 2008 erhielt man die Genehmigung zur Fertigung von Elektroautos und erwarb von Fiat die Fertigungsrechte für den Multipla. Unter dem Namen Zotye M300 EV wurde dieser in der Folge auch mit einem Elektroantrieb ausgerüstet und ist seit 2011 als E-Taxi in Hangzhou unterwegs.

Elektroauto Nummer 2 aus dem Hause Zotye war der SUV 5008 EV, der sogar international ausgeliefert wurde -darunter unter dem Namen "Luis 4u Green" auch in geringer Stückzahl nach Deutschland. 2012 wurden vom 5008 EV 142 Fahrzeuge gefertigt. Der M300 EV schaffte 135 Bestellungen, ein Jahr später fand er in China 220 Käufer.

"Wir gehen in den Massenmarkt"

Ugleich höhere Stückzahlen verspricht sich Zotye von einem neuen Elektro-Fünftürer namens Cloud 100. Der Mini-Hatchback sieht dem Suzuki Alto sehr ähnlich und ist bereits seit 2012 mit einem 1-Liter-Benzinmotor mit 55 PS verfügbar. Nunmehr schnurrt das Fahrzeug auch mit Elektroantrieb auf der Straße."Zotye ist der erste chinesische Autobauer, der es geschafft hat, drei unterschiedliche Serienmodelle vom Band laufen zu lassen. Die ersten beiden Modelle wurden an Flottenbetreiber und an die Regierung ausgeliefert, der Cloud 100 geht in den Massenmarkt", erklärt CEO Jin He Su. Er verweist auf denstarken Verkaufsauftakt: "Nach den ersten 6 Monaten des Jahres 2014 liegt Zotye mit 440 verkauften E-Fahrzeugen schon auf Platz 2 hinter BYD."

Neue Zielgruppe

Im Gegensatz zu BYD will Zotye den breiten Markt in den kaufkraft-schwächeren Städten im Herzen der Volksrepublik erschließen. Die Zielgruppe ist 35 bis 55 Jahre alt und verfügt über ein monatliches Nettoeinkommen bis zu 1.500 Euro. Aber auch in den Hauptmetropolen der Volksrepublik will Zotye reüssieren und spricht mit dem Cloud 100 ein jüngeres Publikum an. Dabei hilft der attraktive Preis: Nach Abzug der Elektromobilitätsförderungen aus Peking und der jeweiligen Landesförderung zahlt der Endkunde in Shanghai nur mehr 5.800 Euro und bekommt dazu noch ein Gratis-Kennzeichen. Eine Reichweite von mehr als 100 Kilometern, eine Höchstgeschwindigkeit von85 km/h sowie Lademöglichkeiten mit 220 Volt (Dauer 6 bis 8 Stunden) oder 380 Volt gelten in chinesischen Großstädten als durchaus angemessen.

Wird der Cloud 100 auch auf westlichen Auslandsmärkten reüssieren? Zu konkreten Exportplänen hält sich Firmenchef Su noch bedeckt. Aber so viel: Insgesamt habe man bisher schon Fahrzeuge in 71 Länder der Welt geliefert.