Die Europäische Union plant eine deutliche Lockerung der CO₂-Vorgaben für Neuwagen und verabschiedet sich damit offiziell vom bisherigen Verbrenner-Aus. Nach den Plänen der EU-Kommission sollen auch nach 2035 weiterhin Neuwagen mit Verbrennungsmotor zugelassen werden können. Das betrifft nicht nur Plug-in-Hybride und Fahrzeuge mit Range Extender, sondern auch klassische Benziner und Diesel.
Kompensation statt Null-Emissionen
Grundlage dafür ist eine Abkehr vom bislang geltenden Emissionsziel für das Jahr 2035. Bisher war vorgesehen, dass ab dem 1. Januar 2035 ausschließlich emissionsfreie Neuwagen neu zugelassen werden dürfen – ein faktisches Verbot des Verbrennungsmotors. Künftig sollen jedoch lediglich 90 Prozent der Neuwagenflotten ohne CO₂-Ausstoß auskommen. Dadurch erhalten Hersteller mehr Spielraum, Verbrennerfahrzeuge länger im Angebot zu halten.
Die verbleibenden Emissionen sollen durch Ausgleichsmaßnahmen kompensiert werden. Vorgesehen ist unter anderem der Einsatz von in der EU produzierten Stählen, die mit emissionsarmen Verfahren hergestellt werden, sowie die Nutzung von E-Fuels.
Industrie sieht Kurskorrektur als Erfolg
Vor allem große europäische Automobilhersteller und Zulieferer werten die geplanten Änderungen als Erfolg. Insbesondere Unternehmen aus Deutschland hatten das im Jahr 2023 beschlossene Verbrenner-Aus scharf kritisiert und gewarnt, die ohnehin angespannte Lage der Branche weiter zu verschärfen. Entsprechend massiv war der Widerstand gegen die ursprüngliche Regulierung.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte, dass Innovation, saubere Mobilität und Wettbewerbsfähigkeit im Mittelpunkt der intensiven Gespräche mit der Automobilindustrie, zivilgesellschaftlichen Organisationen und weiteren Stakeholdern gestanden hätten. Diese Schwerpunkte würden nun konkret umgesetzt.
Der Vorschlag der Kommission muss jedoch noch vom Europaparlament und vom EU-Rat gebilligt werden, in dem die Staats- und Regierungschefs der 27 Mitgliedstaaten vertreten sind. Das sogenannte Auto-Paket soll in den kommenden Wochen beraten werden. Änderungen am Regelwerk gelten daher als wahrscheinlich.
