Es ist zwar nicht der große Durchbruch, den Dr. Nikolaus Lang erwartet: Der gebürtige Wiener ist Senior Partner bei der weltweit tätigen Boston Consulting Group. Und er ist Mitautor einer Studie, die sich mit der Zukunft des automobilen Aftermarkets in Europa beschäftigt.

Das wahrscheinlich Wichtigste vorweg: In Europa zeichnet sich nicht nur bei den Neuwagenverkäufen ein Wachstum ab, sondern auch beim Reparaturgeschäft -auch wenn in Österreich aus vielen Betrieben derzeit eher gegenteilige Signale kommen.

Reparaturen werden immer komplexer

Dass der Wettbewerb zwischen den Vertragswerkstätten und den "Freien" zunehmen wird, gilt für die Autoren der Studie als fix. Sie befragten dafür Führungskräfte der Autohersteller ebenso wie Experten aus dem Bereich Aftermarket.

Die Gründe sind vielfältig: Unter anderem werden die neuen Fahrzeuge immer komplexer, sodass Reparaturen für kleinere Werkstätten, die nicht über das nötige (teure) Werkzeug und die (ebenso kostenintensiven) Schulungen der Mitarbeiter verfügen, immer schwieriger werden. Andererseits drängen auch viele Versicherungen, Leasingunternehmen und Flottenmanager auf den Markt, die die Autos oft nur in exklusiven Netzwerken reparieren lassen: So wurden in Deutschland 2003 nur 10 Prozent der unfallbedingten Reparaturen in Partnernetzwerken branchenfremder Wettbewerber durchgeführt, 2012 waren es aberschon 28 Prozent.

Kein Wunder, dass sich die freien und die Vertragswerkstätten immer häufiger gegenseitig Kunden abzuwerben versuchen. Noch nicht ganz sicher ist, wie sich der steigende Anteil der mit Telematikdiensten ausgestatteten Fahrzeuge auf den Aftermarket auswirken wird. Laut Schätzungen könnten im Jahr 2018 zwischen 15 und 35 Prozent aller Neuwagen mit Telematik ausgestattet sein. Dadurch kann zwischen dem Fahrzeugbesitzer und der Werkstätte automatisch ein Kontakt hergestellt und das optimale Zeitfenster für ein Service vereinbart werden.

Kleine Werkstätten am stärksten unter Druck

Untersucht wurden neben Deutschland, Großbritannien und Frankreich auch Spanien und Polen, doch die Ergebnisse der Studie können sicher auch auf Österreich übertragen werden. Klar ist, dass sich die autorisierten Fachwerkstätten vor allem die komplizierten Reparaturen "schnappten", während die "freien" Betriebe bei Autos mit mehr als acht Jahren punkten konnten: Insgesamt 57 Prozent der mechanischen Reparaturen und sogar 82 Prozent der Verschleißteilfälle wurden hier durchgeführt.

Die Autoren glauben, dass vor allem jene Betriebe, die einem großen Franchisesystem bzw. Servicenetzwerk angehören, von steigenden Aufträgen profitieren könnten. (MUE)