Lautlose Fahrzeuge, angetrieben von einem klimaneutral erzeugten
Stoff und Wasserdampf als einzige Emission: Klingt nach Utopie -ist
aber jetzt schon -wenn auch noch teure -Realität.
Bekannt ist wasserstoffbetriebene Mobilität aus unzähligen
Science-Fiction-Filmen wie zum Beispiel "Blade Runner" oder "Star
Trek". Seit Juli 2014 ist sie nun wortwörtlich "serienreif" -unter
anderem durch Technologie aus Österreich. Neu ist das Konzept rund um
die Brennstoffzelle nicht, denn schon in den 1980er-Jahren wurden
Konzeptfahrzeuge mittels Strom, der aus einem Elektrolyse genannten,
chemischen Prozess von Wasserstoff und Luft erzeugt wurde, betrieben.
Doch erst heuer ist es so weit, dass man von "Serienreife" sprechen
kann. Großen Anteil an diesem heuer erreichten "Meilenstein" haben
unter anderem Firmen wie Linde oder Hyundai. Auch die OMV hat sich
heuer zu einer Zukunft mit Wasserstoff deklariert.
OMV mit Weitsicht
Um Fahrzeuge mit Wasserstoffüberhaupt betreiben zu können, muss
dieser zuerst erzeugt werden. Das passiert zum Beispiel in der
Raffinerie der OMV in Schwechat. In dieser werden rund 100.000 Tonnen
jährlich, mit der die rund 850.000 Wiener Fahrzeuge ein Jahr lang
betrieben werden könnten, durch die Hilfe von Erdgas hergestellt.
Klingt vorerst nicht sehr umweltfreundlich, doch durch die hohe
Energiedichte von Wasserstoff (siehe Grafik oben) würde man bei
Verwendung in Fahrzeugen durch die Elektrolyse, verglichen mit
direktem Betrieb durch fossile Treibstoffe, schon die Hälfte an CO 2
-Emissionen sparen -und das nochdazu lokal ganz ohne Emission außer
Wasserdampf.
Doch die OMV möchte noch weiter gehen. "Mit Forschung an neuen
Technologien stellen wir uns den Herausforderungen des Klimawandels",
gibt OMV-Chef Dr. Gerhard Roiss die Richtung vor. Derzeit arbeite man
daran, Windenergie in den verbrauchsschwachen Zeiten in Form von
Wasserstoff zu speichern. "Die Vorteile liegen hierbei unter anderem
auf der fast klimaneutralen Nutzbarkeit von Wasserstoff sowie der
Möglichkeit, durch Gasform des Energieträgers bestehende
Infrastruktur in Sachen Transport verwenden zu können", erklärt
Roiss.
So zeigt die OMV auch schon einen Fahrplan, wie man Wasserstoff an
den Endkunden bringen möchte. Beeindruckend ist vor allem, dass in
den nächsten neun Jahren in Deutschland rund 400
Wasserstoff-Tankstellen vorhanden sein sollen. Ermöglicht wird dies
vor allem auch durch Förderungen der deutschen Bundesregierung in
diesem Bereich.
Technik ausÖsterreich
Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist hier auch die Verfügbarkeit
der Tanktechnik. In diesem Bereich ist das deutsche Unternehmen Linde
am Standort in Wien der Pionier der Stunde. Denn schon im Juli
startete man mit der ersten Kleinserienfertigung von
Wasserstofftankstellen -weltweit. Mit der Technik von Linde kann ein
Fahrzeug in rund drei Minuten betankt werden und mit dieser Füllung,
nach aktuellem Stand der Technik, mehr als 600 Kilometer zurücklegen.
Bis zu sechs Fahrzeuge können stündlich durch eine in Containergröße
gefasste Tankeinheit befüllt werden.
Rund eine Million Euro kostet eine dieser Einheiten im Moment, doch
die Bestellliste ist gefüllt. Der japanische Iwatani-Konzern hat für
den Heimmarkt 28 Tankstellen bestellt, in Kalifornien sollen es bis
2016 genau 68 sein. Weitere Projekte sind in Korea und Deutschland
geplant und auch aus den nordischen Ländern rechnet man mit
Aufträgen. Sogar in Österreich hat die Politik das Potenzial dieser
Technik erkannt. So kündigte Doris Bures, damals noch
Verkehrsministerin, für den heurigen Herbst ein "Förderprogramm
Wasserstoff" an, das rund sechs Mio. Euro beinhalten soll.
Und jetzt kommen die Autos
Bleibt also in der Nutzungskette nur noch der Verbraucher. Hyundai
ist mit dem iX35 FCEV, der schon in Kleinserie produziert wurde und
für gewichtige 1.800 Euro pro Monat auch in Österreich geleast werden
kann, einen kleinen Schritt vor Toyota. Die Japaner produzieren erst
im kommenden Frühjahr deren Wasserstofffahrzeug FCV (Fuel Cell
Vehicle), das auch in Europa erhältlich sein wird. (MKR)