Die Rahmenbedingungen für das Reparaturgewerbe sind heuer durchaus
positiv. Wo die Betriebe dennoch der Schuh drückt, haben wir in
unserer aktuellen Umfrage herausgefunden.
Der Fahrzeugbestand steigt, die Wirtschaftskrise hatÖsterreich
bislang nicht erreicht, der gesamte Kfz-Ersatzbedarfsmarkt dürfte
nach Branchenschätzungen heuer neuerlich im einstelligen
Prozentbereich wachsen. Dennoch gibt es auch Grund zur Sorge.
"Pfuscher" als Problem
4 von 10 Betrieben klagenüber häufige Probleme bei Totalschadenoder
Garantieabwicklung. Schnellserviceketten machen 23 Prozent und
"Pfuscher" 21 Prozent der 150 Firmen, die für unsere aktuelle Studie
befragt wurden, zu schaffen. Kein Wunder, dass 90 Prozent der
Betriebe effektive Maßnahmen gegen die Schwarzarbeit fordern. Höhere
Strafen und das Ende der durchaus umstrittenen Praxis, dass
Kfz-Versicherungen Schadenablösen auszahlen, werden als wichtigste
Schritte betrachtet. Dem mancherorts geforderten "Steuerbonus"
scheint die Branche dagegen zurückhaltender gegenüber zu stehen.
Gute Noten für die Standesvertreter
Die Freiheiten der vorüber einem Jahr in Kraft getretenen
"Service-GVO" haben sich noch nicht bis zu den Kunden
herumgesprochen: Schade, geht es doch um so wesentliche Aspekte wie
die Freiheit des Teilebezugs oder die Möglichkeit, Wartungsarbeiten
während der Garantie-und Gewährleistungszeit auch außerhalb eines
Markennetzes durchführen lassen zu können. Hier wäre wohl auch die
Innung zu effektiver Öffentlichkeitsarbeit aufgerufen. Darüber hinaus
wünschen sich 56 Prozent der Mitglieder von ihrer Standesvertretung
"mehr Lobbying gegenüber der Politik", jeweils 30 Prozent würden
verbesserte Fachinformationen und mehr Rechtsberatung begrüßen. In
Summe sind die Kfz-Werkstätten mit ihren Interessenvertretern aber
bemerkenswert zufrieden: Insgesamt 49 Prozent der Befragten würden
die Schulnoten 1 oder 2 vergeben, durchgefallen ist die Innung nur
bei jedem zwanzigsten Betrieb.
>> Unsere Kfz-Betriebe leisten nicht nur als Wirtschaftstreibende und
Arbeitgeber einen großen Beitrag zum österreichischen Gemeinwohl.
Auch ihre Rolle im Bildungswesen ist nicht zu unterschätzen: 93
Prozent der Markenwerkstätten bilden Lehrlinge aus, einschließlich
der meist kleineren freien Betriebe sind es immerhin drei Viertel. 15
Prozent der Firmen beschäftigen sogar mehr als 15 Lehrlinge. Dass ein
Drittel der Werkstätten bereits weibliche Lehrlinge aufgenommen hat,
zeigt, wie offen wir für gesellschaftliche Veränderungen sind. Wir
haben ein Recht darauf, dass dieser Einsatz von der Gesellschaft
honoriert wird. Dazu gehört auch, dass uns der Gesetzgeber beim Kampf
gegen jene hilft, die sich um ihren Beitrag für die Allgemeinheit
drücken: Jene vermeintlichen "Nachbarschaftshelfer", die in Wahrheit
mit unsachgemäßen Pfusch-Reparaturen zu Dumpingpreisen anständige
Betriebe unter Druck setzen und die Verkehrssicherheit gefährden.<<
Friedrich Nagl, Bundes-und niederösterreichischer Landesinnungs
meister der Kfz-Techniker
>> Laut einer Studie aus dem Jahr 2008 stammen auch bei Autohändlern
ca. 50 Prozent des Betriebsergebnisses aus den Bereichen Werkstatt,
Ersatzteile und Zubehör. Dabei stehen die Vertragswerkstätten in
einem harten Wettbewerb mit den Schnellserviceketten sowie freien
Werkstätten im Markt. Eines ist klar: Der Kunde kann in der Regel
nicht beurteilen, ob die von der Werkstatt vorgeschlagenen
Reparaturen in Art und Umfang wirklich notwendig sind. Er weiß nicht,
welche Teile wirklich gut sind und ob eine Reparatur fachgerecht
durchgeführt wurde. Er braucht bei bestimmten Reparaturen "einfach"
Vertrauen. Das Wissen, was dem Kunden wichtig ist und wie zufrieden
er ist, wird oft den Verdrängungswettbewerb entscheiden: Gelingt es,
diese emotionale Bindung in einer Beziehung aufzubauen, hat man die
Preisspirale an vielen Stellen durchbrochen. Das ist ein wesentlich
zentralerer Aspekt als die Beantwortung der Frage, ob der
Wettbewerber von nebenan sein Gewerbe unbefugt ausübt oder nicht.<<
Niklas Haupt, Partner von puls Marktforschung
Geteiltes Stimmungsbild
Vom "Sommerloch" konnte angesichts der anhaltend starken
Neuwagenverkäufe heuer kaum die Rede sein. Dennoch hat sich das
Stimmungsbarometer im September nochmals nach oben bewegt: Zwei
Drittel der Firmen waren "zufrieden" oder "sehr zufrieden", die
Rabatte haben wieder das niedrige Niveau vom Juni erreicht. Für den
Neuwagenverkauf bedeutet dies den besten Wert seitüber einem Jahr!
Abwärtstrend in sensiblen Bereichen
Anders stellt sich die Situation bei den Gebrauchten dar: Die
Durchschnittsrabatte sind zwar gegenüber August von 5,6 auf 5 Prozent
gesunken, doch auch die Zufriedenheit mit den Verkäufen geht zurück.
Ob der Gebrauchtwagenmarkt heuer wieder auf die 798.652 Ummeldungen
des Vorjahres kommen wird, ist für viele Branchenbeobachter trotz der
starken Frühjahrsmonate mittlerweile ungewiss. Parallel ist im
September die Werkstattauslastung auf den bislang zweitschlechtesten
Umfragewert zurückgegangen. Noch ist diese Entwicklung nicht
beunruhigend, doch eines steht fest: Die beiden wichtigsten
Ertragssäulen der Kfz-Betriebe sind in den vergangenen Wochen spürbar
unter Druck geraten.