VW ist diesbezüglich keine Ausnahme. Doch mittlerweile haben die Wolfsburger einen einzigartigen Trumpf im Ärmel: Die seit gut einem Jahr als hundertprozentige Tochtergesellschaft fungierende Porsche Holding mit ihrer vielfach bewiesenen Fähigkeit, im Einzelhandel tatsächlich Geld zu verdienen.

Insofern ist es für Alain Favey, den seit dem Jahreswechsel amtierenden Sprecher der Geschäftsführung der Porsche Holding, nur logisch, dass Porsche Inter Auto künftig 101 weitere deutsche Autohäuser mit jährlich 70.000 Neuwagenverkäufen verantwortet. Dies bedeutet eine Vervielfachung des bisherigen, 13 Standorte und rund 10.000 Neufahrzeuge umfassenden Engagements auf dem größten europäischen Markt.

Expansion im Einzel- und Großhandel

Zum Jahreswechsel hatte Porsche bereits die konzerneigenen Autohäuser in Polen und Spanien übernommen. "Die Strategie, die Own-Retail-Aktivitäten des Konzerns zu übernehmen, wird sich auf weitere Märkte ausdehnen", deutet Favey die nächsten Schritte an.

Parallel wächst die Großhandelsverantwortung. Kolumbien, wo binnen vier Monaten der Marktanteil bereits von 2 auf 3 Prozent gesteigert worden sei, werde beispielsweise als Brückenkopf für weitere südamerikanische Länder dienen, lässt Favey durchblicken: "Da geht es nicht um die großen Märkte Brasilien und Argentinien, wo es Werke des Konzerns gibt. Aber sonst schauen wir uns die Möglichkeiten an."

Bekenntnis zu Fremdmarken

Hat vor diesem Hintergrund der Handel mit den unterschiedlichsten Fremdmarken noch Zukunft? Immerhin war die "PGA" genannte Geschäftseinheit mit ihren Autohäusern in Frankreich, Holland, Polen und Griechenland im Vorjahr für über ein Drittel des Gesamtumsatzes von 11,3 Milliarden Euro verantwortlich. "Für uns macht dieser Geschäftsbereich heute genauso viel Sinn wie gestern", versichert Favey. "Wir achten aber ganz klardarauf, dass es gewissermaßen eine chinesische Mauer zwischen der PGA und dem VW-Konzern gibt."

Fokus auf China

Stichwort "chinesische Mauer": Im Reich der Mitte will die Porsche Holding heuer zehn neue Standorte eröffnen. Diese werden für die VW-Fabrikate tätig sein, während an den zwölf bisherigen Standorten vorwiegend BMW und die Sportwagenmarke Porsche vertreten werden. Die Angst vor einem Einbruch des chinesischen Marktes teilt Favey übrigens nicht: "Man hört viel von einer Verlangsamung, aber dasbedeutet heuer vielleicht 6 Prozent Marktzuwachs. Im Vergleich zu den meisten anderen Märkten ist das immer noch traumhaft."

Rendite noch immer entscheidend

Der Einschätzung, dass die Porsche Holding seit der VW-Übernahme gerade am harten österreichischen Markt eher stückzahl-als margengetrieben agiert, widerspricht Favey übrigens energisch: "Der Druck auf die Rendite ist mindestens genauso stark wie früher. Das erleben wir jeden Tag."