An der Elektrifizierung des Autos führt zwar kein Weg vorbei. Bis es aber marktgängige Elektroautos gibt, wird es noch einige Zeit dauern. Das ist eine Quintessenz des 32. Internationalen Motorensymposiums, das Anfang Mai in der Wiener Hofburg über die Bühne gegangen ist.

In dem Sinn sagte GM-Manager Thomas G. Stephens gleich in der Auftaktsitzung: "Wir sindüberzeugt, dass es keinen Königsweg für die Lösung der Probleme geben wird. Deshalb arbeiten wir an einer Vielzahl von Technologien -darunter alternative Kraftstoffe, neue Technologien für konventionelle Antriebssysteme und die Elektrifizierung des Automobils durch die Einführung verschiedenerHybridsysteme, Plug-in-Hybridfahrzeugen, Elektrofahrzeugen mit Reichweitenverlängerung, batterieelektrischen Fahrzeugen und letztlich Brennstoffzellenfahrzeugen."

Diversifizierung der Kraftstoffe

Ähnlich äußerte sich Toyota-Manager Yoshihiko Matsuda, der auf die Lösung von Aufgaben wie geringere Abgasemissionen, Reduktion des CO2 und Diversifizierung der Kraftstoffe hinwies. Gleichzeitig müsse weiter die auf Fahrspaß orientierte Erwartung der Kunden berücksichtigt werden. Matsuda sagte: "Obwohl die Entwicklung elektrischer Fahrzeuge Fortschritte macht, werden Kraftstoffe auf Erdölbasis in Kombination mit Hybrid-und Plug-in-Hybridtechnologie noch lange Zeit verwendet werden. Zudem kann künftig eine höhere Bedeutung von Bio-Kraftstoffen und gasförmigen Kraftstoffen wie Erdgaserwartet werden."

Bereits in seiner Einleitung hatte Hans Peter Lenz als Vorsitzender des Vereins für Kraftfahrzeugtechnik von einer Symbiose von Verbrennungsund Elektromotor gesprochen. Die Frage laute nicht entweder/oder, sondern beide zusammen. Ebenfalls in der Auftaktveranstaltung des Symposiums brachte Karl-Thomas Neumann als CEO der Volkswagengruppe China die Sicht der Dinge im "Land der Mitte" ein. Er berichtete, dass im laufenden Fünfjahresplan bis 2015 eine massive Verringerung von automobilbedingtem Kraftstoffverbrauch und Umweltbelastungen vorgesehen ist. Derartige Ziele werden in China in der Regel auch eingehalten. In absehbarer Zeit werden in der Volksrepublik, die in den letzten Jahren zum Land mit der größten Automobilproduktion der Welt geworden ist, strengere Umweltvorschriften als in Europa herrschen. Die schon jetzt existierenden Nutzungsbeschränkungen für konventionelle Fahrzeuge haben für E-Autos keiner Geltung. Neben großzügiger Förderung beschleunigtauch dieser Faktor die Entwicklung der E-Mobilität in China. Für VW kündigte Neumann entschlossene Initiativen auf dem Gebiet bis hin zu Elektrofahrzeugen an.

Unter bestimmten Voraussetzungen

In der Symposiumspraxis gehen neben den Plenarsitzungen mit besonders prominenten Personen aus der Automobilbranche fachspezifische Parallelveranstaltungenüber die Bühne, denen man als einzelner Beobachter gar nicht folgen kan. Dabei kommen in ihnen die eigentlichen Feinheiten zur Sprache. Nach Ansicht der Universitätsprofessoren Christian Beidl (Darmstadt) und Günter Hohenberger (Graz) etwa ist der Range Extender eine Voraussetzung für nennenswerte Marktanteile von E-Autos. Was den Schwerverkehr angeht, ist MAN-Vorstandschef Georg Pachta-Reyhofen, der wiederum vor dem Plenum auftrat, davon überzeugt, dass der Dieselmotor auch in Zukunft die entscheidende Rolle im globalen Güterverkehr spielen werde. Hybridlösungen bei Nutzfahrzeugen würden sich demnach mittelfristig nur im innerstädtischen Verkehr durchsetzen.

Ein enormes Wachstumspotenzial spricht Siegfried Wolf, ehemaliger Europachef von Magna und aktueller Konzernchef von Russian Machines, dem russischen Markt zu. In den nächsten sechs Jahren rechnet er mit einer Verdoppelung der Autoproduktion auf 3,5 Millionen Einheiten; damit würde Russland Deutschland überholen und zu den weltweit sechs größten Märkten zählen.

Vier Stolpersteine

Martin Winterkorn, Chef der VW-Gruppe, die an der Tür zur Weltspitze klopf, hat die Wiener Veranstaltung als Plattform genützt, um eine Offensive des Konzerns in die E-Mobilität bekannt zu geben. Winterkorn führte aus: "Ich freue mich, hier in Wien ankündigen zu können, dass Volkswagen in den Jahren 2013,2014 und 2015 eine ganze Reihe wichtiger Fahrzeuge mit Plug-in-Hybrid auf den Markt bringen wird." Für die Alltagstauglichkeit von E-Autos müssten vorher Aufgaben gelöst werden: Weiterentwicklung der Speicherbatterie, Aufbau einer einheitlichen Infrastruktur, einwandfreie Herkunft des Stroms und wettbewerbsfähige Kosten. Damit ist klar, dass es noch eine Weile dauern wird, bis das Elektroauto die Benzinkutsche ablöst.