Welche Ideen habenÖsterreichs Politiker in Bezug auf die
Automobilbranche? Steuern runter oder Belastungen rauf? Wir haben die
Verkehrsund Wirtschaftssprecher der Parteien zu brisanten und
aktuellen Themen rund ums Auto befragt.
Was halten Sie von der Abschaffung desösterreichischen Spezifikums
-der NoVA?
In den gültigen Koalitionsvereinbarungen gibt es diesbezüglich keine
Vereinbarung.
Die NoVA sollte grundsätzlich evaluiert werden. Eine Abschaffung
würde den wünschenswerten Umstieg auf verbrauchsärmere Kfz
unterstützen.
Wir sind dafür. Die Kosten für Mobilität steigen und sind im europ.
Vergleich sehr hoch. Viele Menschen in Österreich brauchen aber einen
Pkw.
Die NoVA ist notwendig, um Kaufentscheidungen in Richtung einer
energieeffizienteren und schadstoffärmeren Kfz-Flotte zu
beeinflussen.
Wir sind für ein Modell, das Käufer von umweltschonenden Pkws
entlastet und Käufer von umweltschädlichen (z. B. Porsche Cayenne)
belastet.
Wie steht Ihre Partei zum Vorschlag: Weg von der bisherigen
Kfz-Besteuerung hin zu einer CO2 -abhängigen?
Die SPÖ bekennt sich zur Ökologisierung des Steuersystems. Wichtig
ist nur, dass die Arbeitnehmer dadurch nicht zusätzlich belastet
werden.
Die Kfz-Besteuerung beinhaltet bereits CO 2 -relevante Kriterien.
Eine weitereÖkologisierung muss aufkommensneutral erfolgen.
Wir sind -auch im Sinn der Umwelt -für eine Umstellung bei der
Besteuerung von Kfz. Die insgesamte Abgabenhöhe darf aber nicht
weiter erhöht werden.
Die Umstellung zu einer CO 2-abhängigen Besteuerung hätte schon bei
der letzten Steuerreform erfolgen sollen und können.
Für uns ist wichtig, dass die Autofahrer nicht zusätzlich belastet
werden, aber trotzdem ein Lenkungseffekt stattfindet hin zu CO 2
-sparsamen Fahrzeugen.
Was halten Sie von der Idee, das künftige Kfz-Steuersystem
fahrleistungsabhängig zu machen?
Es existiert inÖsterreich im Bereich Pkws keine gesetzliche Basis
für eine Umwandlung der zeitabhängigen Vignette in ein
kilometerabhängiges Mautsystem.
Alle Kfzüber 3,5 Tonnen unterliegen in Österreich bereits der
fahrleistungsabhängigen Mautpflicht. Eine Änderung des Systems für
Pkws steht derzeit nicht zur Diskussion.
Eine Ausweitung des derzeitigen Mautsystems, Erhöhungen beim Preis
der Pkw-Vignette oder eine Umstellung auf eine kilometerabhängige
Pkw-Maut werden von uns abgelehnt.
Sehr viel, denn dies wäre gerechter und ökologisch sinnvoller.
Zwangsfahrer, die keine Alternativen zum Auto vorfinden, müssen
entsprechend entlastet werden -das bedeutet eine Reform der
Pendlerförderungen.
Nein, da besonders Pendler dadurch zusätzlich belastet werden. Durch
die Mineralölsteuer gibt es ohnehin schon eine kilometerabhängige
Besteuerung.
Soll allgemein die Steuerbelastung für Autofahrer niedriger, gleich
hoch oder noch weiter erhöht werden?
Grundsätzlich fallen Steuern in die Zuständigkeit des
Finanzministeriums und nicht in die Kompetenzen des Verkehrs-bzw.
Wirtschaftsausschusses im Parlament.
Die Steuerbelastung ist bereits sehr hoch. Mehrbelastungen sind daher
klar abzulehnen. Grundsätzlich sinnvoll erscheinen steuerliche
Anreize, die den Umstieg auf verbrauchsarme Kfz erleichtern.
Die Kfz-Steuerbelastung hat inÖsterreich bereits ihr Maximum
erreicht. Vorstellbar ist jedoch eine andere Art der Kfz-Steuer, in
die die Umweltkomponente stärker einfließt.
Eine maßvolle, stufenweise und vorhersehbare Erhöhung wäre sinnvoll,
um volkswirtschaftlich ebenso wie umwelt-,energie-und
verkehrspolitisch nötige Änderungen des Mobilitätsverhaltens zu
unterstützen.
Die Belastung ist auf jeden Fall schon hoch genug. Was fehlt, ist
eine Lenkung hin zu umweltschonenden Fahrzeugen.
Soll die Zweckbindung der Kfz-Abgaben wieder eingeführt werden?
Eine Zweckwidmung ist eher kritisch zu sehen, da sie politischen
Handlungsspielraum nimmt.
Die Bundeshaushaltrechtsreform zeigt einen Trend gegen die
Zweckbindung.
Die FPÖ tritt für die Wiedereinführung der Zweckbindung im Bereich
der Mineralölsteuer ein.
Solange die externen Kosten des Kfz-Verkehrs nicht gedeckt sind, wäre
eine Zweckbindung, z. B für Straßenbau oder Ähnliches,
kontraproduktiv.
Ja, auf jeden Fall.
Wie stehen Sie zu regionalen Fahrverboten aus Umweltschutzgründen
-Stichwort: "Dicke Luft"?
Mit der letzten Novelle des IG-Luft wurde die Möglichkeit für die
Länder geschaffen, Fahrverbote oder ähnliche Maßnahmen umzusetzen.
Fahrverboten gegenüber besteht von unserer Seite eine grundsätzlich
ablehnende Haltung. Zuerst soll geprüft werden, ob nicht gelindere
Mittel wie Geschwindigkeitsbegrenzungen auch zum Ziel führen.
Wir stehen Fahrverboten sehr skeptisch gegenüber, da die Wirksamkeit
aus unserer Sicht fragwürdig ist und in keiner Relation zu den
Nachteilen für Pendler und die Wirtschaft steht.
Unserer Meinung nach gehören Umweltzonen umgesetzt. Es ist erwiesen,
dass diese die Schadstoffbelastung deutlich senken. Fahrverbote für
Lkws mit hohem Schadstoffausstoß halten wir sowieso für notwendig.
Man soll den Ausbau desöffentlichen Personennahverkehrs forcieren,
anstatt regionale Fahrverbote zu verhängen.
Sollte es Ihrer Meinung nach konkrete Kaufanreize für Elektroautos
geben?
Prinzipiell gilt es, Förderungen keineswegs nur auf Elektroautos zu
beschränken. Darüber hinaus ist anzustreben, dass die Elektrizität,
die für E-Mobilität verwendet wird, aus erneuerbaren Rohstoffen
kommt.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist es nicht sinnvoll, direkte Kaufanreize zu
setzen, da dadurch keine positiven Stimuli für die heimische
Wertschöpfung zu erwarten sind.
Massive Kaufanreize sollte es beim Kauf von Elektro-, aber auch
Hybridfahrzeugen geben, z. B. durch Zuschüsse zum Kaufpreis durch die
öffentliche Hand, wenn gleichzeitig ein Nichtelektrofahrzeug
eingetauscht und aus dem Verkehr gezogen wird.
Die Höhe wird sich nach den budgetären Möglichkeiten richten müssen,
denn dass bei Bildung oder Gesundheit gespart wird, um den
Elektroautoabsatz anzukurbeln, könnten wir nicht unterstützen.
Das einzig förderungswürdige an einem Elektroauto ist der Akku,
welcher über ein Leasingmodell finanziert werden sollte. Dafür sollte
es eine staatliche Finanzierung geben, um E-Autos für jeden Bürger
erschwinglich zu machen.