Ein Blick nach Ungarn zeigt, wie sich das japanische Erdbeben und die
Unruhen in Nordafrika auf die Autoindustrie auswirken: Dort bemüht
sich das Suzuki-Werk darum, trotz allem eine ähnliche Produktionszahl
wie 2010 erreichen.
Bei Magyar Suzuki im nordungarischen Esztergom ist man bei der
Stückzahlplanung für 2011 besonders vorsichtig. Das Werk hat im
Vorjahr 170.031 Exemplare der Modelle Suzuki Splash, Swift und SX4
sowie Opel Agila und Fiat Sedici produziert -um 5,6 Prozent weniger
als 2009. Im Frühjahr ist die Produktion der neuen Swift-Generation
angelaufen.
"Für das laufende Jahr haben wir ursprünglich erwartet, dass die
Produktion etwa auf dem Niveau von 2010 liegen wird", berichtet
Hisashi Takeuchi, Generaldirektor von Magyar Suzuki. Doch das war vor
dem großen Beben in Japan. "Jetzt müssen wir die Verfügbarkeit aller
Zulieferteile evaluieren", sagt Takeuchi. Der Stand der Lieferungen
werde täglich geprüft.
Unklare Auswirkungen
"Früher oder später werden wir mit Problemen konfrontiert sein",
meint der ungarische Suzuki-Chef. Magyar Suzuki bezieht aus Japan vor
allem Motoren und Getriebe. Obwohl die japanischen Suzuki-Werke vom
Erdbeben oder Tsunami nicht direkt betroffen wurden, haben sie die
Produktion unterbrochen. In Esztergom weiß man daher bereits, dass
bei den Aggregaten mindestens eine Wochenproduktion ausgefallen ist.
Dieses Problem wird man aufgrund der langen Transportwege zwar erst
im Mai spüren, doch das Werk bezieht auch andere Teile, vor allem im
Elektronikbereich, aus Japan.
Lieferengpässe drohen außerdem bei Komponenten, die zwar von
Zulieferern in Europa hergestellt werden, jedoch auch japanische
Teile beinhalten. In diesem Fall könnte das Problem früher als bei
den Motoren auftauchen, denn einige Kleinteile werden auf dem Luftweg
aus Japan transportiert. "Selbst ein einziger Teil kann zu einem
Produktionsstopp führen", so Takeuchi.
Das ursprüngliche Produktionsziel könnte trotzdem erreicht werden.
Die jährliche Kapazität von Magyar Suzuki beträgt 200.000 Autos. Bei
170.000 ergeben sich einige produktionsfreie Tage, die über das ganze
Jahr verteilt sind. Durch das Vorziehen dieser Tage könnten die
Folgen von Lieferengpässen gemindert werden.
"Die Händler unterstützen"
Die größten Exportmärkte für die ungarischen Suzuki-Modelle waren im
Vorjahr Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien. Nach wie
vor schwach bleibt der Absatz in Ungarn: Während im Jahre 2005, dem
für Suzuki bisher besten Jahr auf dem ungarischen Markt, 39.120 Autos
verkauft werden konnten, waren es 2010 nur 12.216 Einheiten.
Takeuchi sieht keine Zeichen für eine baldige Besserung auf dem
ungarischen Markt. "Wir wollen keine drastischen Preisreduktionen
oder großes Geld für die Werbung ausgeben, denn die maximalen
Verkaufsmöglichkeiten sind limitiert", beschreibt er seine Strategie:
"Ich will unsere Händler unterstützen, damit sie die jetzige
schwierige Lage überleben."
Mehr Autos für Russland
Steigende Nachfrage ortet Takeuchi in Russland. Der SX4 mit
Allradantrieb und Automatikgetriebe, der in Russland besonders
gefragt ist und aktuell aus Japan kommt, wird ab dem zweiten Halbjahr
für Russland in Esztergom entstehen. Die Lieferungen von Ungarn nach
Russland machen auch im Hinblick auf den Yen-Wechselkurs Sinn.
Als neuen Markt sieht Takeuchi die Länder Nordafrikas, wo er bis zu
10.000 Suzuki SX4 und Swift pro Jahr absetzen möchte. Doch aufgrund
der aktuellen politischen Instabilität in der Region wurde der
Markteintritt verschoben.