DieÜbernahme der Porsche Holding soll deren Aktivitäten nicht
beschränken, versichert man bei Volkswagen. Stattdessen werde man das
überaus profitable Geschäftsmodell auf neue Märkte ausdehnen. Dennoch
sind viele Fragen offen.
Vom "großen Respekt" bis zur "gemeinsam geschriebenen
Automobilgeschichte", von den "seit Jahrzehnten gesetzten Maßstäben"
bis zum "Vorzeigeunternehmen für Österreich": Als
VW-Vorstandsvorsitzender Dr. Martin Winterkorn die zum 1. März
vollzogene Übernahme der Porsche Holding vorstellte, lobte der das
jüngste Mitglied seines Konzerns in höchsten Tönen.
Gemessen am Jahr 2010, wird das Salzburger Unternehmen gut 12,8
Milliarden Euro zum Konzernumsatz von 126,9 Milliarden Euro
beisteuern. Darin enthalten sind 432.000 Neufahrzeugverkäufe, die
aber nicht nur auf die Wolfsburger Markenwelt entfallen: Schließlich
erwirtschaftet die PGA, die vor allem in Westeuropa mit
konzernfremden Marken aktive Tochter der Porsche Holding, mit 4,1
Milliarden Euro um 1 Milliarde Euro mehr Umsatz als die
"konzerntreue" EinzelhandelsgesellschaftPorsche Inter Auto (PIA).
Autobauer als Mehrmarkenhändler?
Über der PGA schwebt im Zuge der Integration das größte Fragezeichen:
Denn was werden die anderen Lieferanten dazu sagen, wenn die Porsche
Holding nun uneingeschränkt an dem mitarbeitet, was Winterkorn als
"ehrgeizigstes Projekt der Automobilgeschichte" beschreibt -also am
Plan von Volkswagen, bis zum Jahr 2018 mit mehr als zehn Millionen
verkauften Autos die weltweite Marktführerschaft zu erringen?
Natürlich habe man das schon im Vorhinein erörtert, sagt dazu
Vertriebsvorstand Christian Klingler. Der gebürtige Innsbrucker hatte
selbst die PGA geleitet, bevor er in die Führung der Porsche Holding
und 2008 in die Konzernzentrale wechselte. "Wir von VW intervenieren
in keinem Fall -weder operativ noch in einem anderen Zusammenhang",
so Klingler. Ob diese Erklärung die konkurrierenden Hersteller
dauerhaft beruhigen kann, wird sich zeigen.
Keine personellen Veränderungen
In Osteuropa sowie inÖsterreich selbst seien keine Veränderungen
geplant, betont die Konzernspitze. Die Berichtslinien innerhalb der
Porsche Holding bleiben unverändert, ihre Geschäftsführung berichtet
-vergleichbar mit den einzelnen Markengesellschaften -direkt an den
Konzernvorstand. Personell setzt sich die Firmenspitze weiterhin aus
dem mittlerweile siebenundsechzigjährigen Mag. Wolf-Dieter Hellmaier,
Sprecher der Geschäftsführung, sowie aus Mag. Kurt Loidl und Dr.
Hans-Peter Schützinger zusammen. Ob und wann ein Wolfsburger in das
Gremium aufgenommen wird, will man derzeit nicht detaillieren.
"Zusätzliche Aufgaben"
Anstatt beschnitten zu werden, sollen Aktionsradius und Umsatz der
Porsche Holding in den kommenden Jahren deutlich wachsen. Als
Beispiel nennt Klingler die Händlersoftware Cross, die bei tausenden
zusätzlichen Betrieben eingeführt werden soll. Vor allem sieht er
aber "zusätzliche Aufgaben im Groß und Einzelhandel, in denen VW noch
Potenzial hat". Konkrete Schritte könnten "in den nächsten 12 bis 24
Monaten" gesetzt werden.
Bedeutet dies, dass der eigene Vertrieb -inÖsterreich werden nunmehr
4 von 10 Neufahrzeugen der Konzernmarken direkt vermarktet
-international zu Regel wird?"Wir haben nicht den Plan, eine große
Niederlassungsstrategie aufzumachen", erwidert Klingler. "Wir stehen
zum unabhängigen Händler, heute und in Zukunft."