Braucht dieösterreichische Autobranche ein verstärktes Lobbying, um
ihre Anliegen besser zu vertreten, wie es derzeit von
Bundesgremialobmann Burkhard Ernst und dem PR-Experten Wolfgang Rosam
angedacht wird? Oder könnte das Geld anderweitig besser investiert
werden?
"Einen konstruktiven, gemeinsamen Weg finden"
Michaela Frey, Mehrmarken-Händlerin aus Salzburg, ist voll des Lobes,
wenn sie von den Lobbying-Plänen hört: "Das unterstütze ich voll und
ganz. Schließlich hängt jeder dritte Arbeitsplatz am Automobil." Es
stelle sich schon seit Jahren die Frage, warum man die Autofahrer
derartig zur Kasse bitte: "Das ist nicht fair."Die Regierung sollte
die Autobranche endlich als wichtigen Wirtschaftsfaktor sehen. "Da
müssen wir eine konstruktive, gemeinsame Lösung finden."
"Politik sagt heute so, morgen so"
"Es passt im Moment vieles nicht." So kommentiert Georg Kirchberger,
Verkaufsleiter von Auto Gerster in Dornbirn und Bludenz, die
Situation in der Branche: Bestes Beispiel dafür sei die CO
2-Besteuerung, die ein Chaos in die Buchhaltung gebracht habe. Es
müsse endlich gelingen, den Politikern klar zu machen, dass die
Autofahrer "nicht die Umweltsünder schlechthin" seien. Denn derzeit
würden die Politiker meist mit Hüftschüssen entscheiden: "Heute so,
morgen so."
"Die Dinge auf den Punkt bringen"
Nicht allzu viel von einem eigenen Lobbying-Beauftragten des
Autohandels hält Mag. Michael Mayr, Inhaber von "Autopark" in
Innsbruck. "Es gibt ja ohnedies die Vertreter des Standes, die unsere
Anliegen gebündelt weitergeben", sagt Mayr. In dieser
Interessenvertretung gebe es genügend engagierte Leute: "Und genau
diese Leute sollen unsere Interessen engagiert vertreten.Mehr
braucht man nicht." Es sei wichtig, alle Dinge auf den Punkt zu
bringen, die die Autobranche betreffen. Das Geld für Lobbying könne
man anderweitig wahrscheinlich besser verwenden.
"Wir brauchen mehr Stabilität"
Volle Unterstützung für die Lobbying-Pläne des Bundesgremiums kommt
von Christoph Günther. Der oberösterreichische Opel-, Kia-und
Peugeot-Händler sagt, dass in den vergangenen Jahren jede Veränderung
durch die Politik die Kaufentscheidungen beeinflusst habe -entweder
nach oben oder nach unten. Dieser "Zick-Zack-Kurs" müsse ein Ende
haben: "Wir brauchen mehr Stabilität." Politiker würden seiner
Meinung nach Entscheidungen treffen, ohne die Folgen zu betrachten:
"Was uns allein die Erhöhung der CO 2-Abgabe an
Administrationsaufwand gebracht hat, ist nicht zu beschreiben."
"Man schröpft die Leute genug"
"Man fragt sich, wie es weiter gehen soll." So kommentiert Eduard
Anderwald, Chef von Porsche Klagenfurt, die Pläne der Politiker. Zwar
habe man vor zwei Jahren, als die Ökoprämie eingeführt wurde, eine
sehr gute Entscheidung getroffen. Doch durch die letzten Maßnahmen
(Stichwort CO 2-Abgabe, NoVA) sei wieder einiges zunichte gemacht
worden: "Man schröpft die Leute jetzt schon genug. Man soll das Geld
nicht immer bei den Autofahrern holen."
"Null Ahnung" Zwar hat Karl Simon, wichtigster Skoda-Händler im
Burgenland, von den Lobbying-Plänen bisher noch nicht allzu viel
gehört: Doch es sei klar, dass etwas getan werden müsse: "Die
Politiker haben ja null Ahnung von unserer Branche und wissen nicht,
was sie anrichten können." Seiner Meinung nach sollte sich vor allem
die Wirtschaftskammer um die "Aufklärung" der Politiker kümmern:
"Bisher ist da viel zu wenig passiert."
"Uns geht es ja eh allen super ..."
Eine sehr differenzierte Haltung zum Thema Lobbying hat Franz Marko,
Mazda-Händler in Leibnitz. "Wenn man ruhig weiter arbeitet, bringt es
am meisten." Andererseits entstehe durch die vielen Kurzzulassungen
der Eindruck, dass es "uns allen ja eh super geht". Dem müsse man
seitens der Interessenvertretung entgegenwirken: "Da wird zu viel mit
getürkten Zahlen gearbeitet."Sonst könnte in der Öffentlichkeit ein
falscher Eindruck über den Autohandel entstehen.
"Bis jetzt wurde viel zu wenig gemacht" Als "sehr wichtigen Anstoß"
bezeichnet Klaus Mayer, Chef von Wiesenthal Donaustadt, die
Lobbying-Pläne des Bundesgremiums. "Bis jetzt wurde in dieser
Richtung ja viel zu wenig gemacht", meint Mayer. "Unsere Interessen
werden in den Medien und bei den Politikern viel zu wenig vertreten
und unser Standing ist sicher nicht das beste." Um das zu ändern, sei
Wolfgang Rosam sicher der richtige Spezialist, glaubt der Mercedes-,
smart-und CitroënHändler. Es müsse gelingen, das in den vergangenen
Jahren aufgebaute Image des Autofahrers als "Melkkuh der Nation"
wegzukriegen. "Unsere Branche schafft Arbeitsplätze. Das sollte man
stärker nach außen tragen, als es bisher geschehen ist."
"Eine große Belastbarkeit ist nicht mehr da"
Wilhelm Weintritt, Ford-Händler aus Baden, hält Lobbying für nicht
notwendig. "Der Staat braucht das Geld. Ich glaube nicht, dass man
Dinge wie die Erhöhung bei der CO 2 Abgabe in Zukunft verhindern
kann." Aber nun müsse mit derartigen Belastungen Schluss sein. "Eine
große Belastbarkeit ist nicht mehr da", sagt Weintritt und nennt
Familien, in denen nur ein Elternteil arbeiten gehe, als Beispiel:
"Es wurden noch nie so viele Leasingverträge aufgelöst wie jetzt,
weil es sich die Leute nicht mehr leisten können."