Die Reifenmarkt-Entwicklung aus Sicht von Nikolai Setzer, Vorstand
und Leiter Division Pkw-Reifen bei der Continental AG, Hannover.
Der Continental-Konzern hat 2010 mit einem Umsatz von 26 Mrd. Euro
ein neues Rekord-Niveau erreicht. Auf dem Weg dorthin spielten die
boomende Region Asien oder -die Wirtschaftsgeografie neu definierend
-die BRIC-Staaten insgesamt eine wichtige Rolle. Alle sechs
Divisionen haben einen nennenswerten Beitrag zu dieser positiven
Entwicklung geleistet, insbesondere aber die Division Pkw-Reifen, die
weltweit rund 115 Millionen Reifen verkauft hat. Neue Absatzrekorde
in der europäischen Erstausrüstung ebenso wie in Brasilien,
Nordamerika und China lassen Nikolai Setzer in seinen Analysen längst
nicht mehr schwarzsehen. Seine Pkw-Reifen-Division verbuchte im
abgelaufenen Geschäftsjahr mit mehr als 20 Millionen weltweit
verkauften Winterreifen auch einen Rekord im Ersatzgeschäft, der ganz
wesentlich auf den europäischen Kern-Winterreifen-Märkten
Deutschland, Russland, Polen, Österreich, Schweiz und Skandinavien
fußt, aber auch in Nordamerika mit erstmals mehr als einer Million
Reifen dynamisch zugelegt hat. Lediglich die im Vergleich zum Vorjahr
um rund 480 Millionen Euro gestiegenen Rohstoffkosten der Rubber
Group (Pkw-Reifen, Nfz-Reifen und ContiTech) knabberten an dem
ansonsten tadellosen operativen Ergebnis und drückten die
Konzernmarge im EBIT auf 1,9 Mrd. Euro bzw. eine Umsatzrendite von
7,4 Prozent.
"Mit umfangreichen Investitionen in zusätzliche
Produktionskapazitäten haben wir die mittel-bis langfristigen Weichen
für die Division Pkw-Reifen bereits auf Wachstum gestellt", erklärt
Setzer. Für die Continental-Reifenwelt ist Österreich dabei zwar nur
ein kleiner, für die Alpenrepublik dank des Winterreifen-Booms dafür
ein sehr attraktiver Markt. Nur die Verfügbarkeitsprobleme der
gesamten Reifenbranche setzen dem Wachstum auf Industrie-und
Handelsseite derzeit gewisse Grenzen.
Bevorraten von zentraler Bedeutung
Setzers Logik folgend, braucht der Reifenhandel vor diesem
Hintergrund kurzfristig nicht schwarzzusehen, der zeitliche Eingang
der Bevorratungswünsche spielt dabei aber eine zentrale Rolle. "In
Zeiten knapper Ware ist die Nutzung der angebotenen Bevorratungstools
aus unserer Sicht zwingend. Das bietet allerdings nur dann klare
Vorteile, wenn wir auf Basis vergangenheitsorientierter
Verkaufszahlen, zukünftiger Markttrends und geplanter
Verkaufsförderungsmaßnahmen als Hersteller in die Lage versetzt
werden, eine Einschätzung des konkreten Lieferbedarfs frühzeitig in
unsere Produktionsplanung einfließen lassen zu können."
Nachbestellungen aus dem Tagesgeschäft laufen natürlich nach
derselben Logik ab, in Zeiten enger Märkte kommt dem zeitlichen
Vorlauf aber eine noch größere Bedeutung zu als ohnehin. "Das gilt
auch für unsere Franchisepartner, die in Österreich durch Profi
Reifen repräsentiert werden", ergänzt Setzer.
Faktor Mensch
Im grundsätzlichen Streben genügend Ware vorrätig zu haben, spielt
natürlich die Umschlaghäufigkeit eine zentrale Rolle. Schnelldreher
sind auch in kleineren Geschäftsgrößen ohne gröbere Abweichungen
relativ verlässlich planbar. Reifen mit geringerer
Lagerumschlaghäufigkeit bedürfen weiterhin eines glücklichen
Händchens zwischen Fachbetrieb, Großhandelspartner und der Industrie.
Der Continental-Konzern zählt sich zu Wegbereitern einer möglichst
optimierten Bevorratungsstrategie seiner Absatzpartner. Vorwürfen aus
dem Handel, dass einheitliche Bestellsysteme nur vernünftig
funktionierten, wenn industrieseitig ausreichend Ware verfügbar sei,
lässt Setzer so nicht gelten: "Dreht sich der Markt wieder zum
Käufermarkt und wir müssen Kapazitäten zurückfahren, werden wir
wieder dem Handel helfen." Der Reifenmarkt wird weder in Richtung
Warenüberfluss noch in Richtung Warenknappheit in Unbeweglichkeit
erstarren, bedient sich Setzer eines gesunden Realitätssinns, den
Reifen im Wirtschaftsprozess auch weiterhin schwarz und positiv zu
sehen.