Jahr für Jahr werden Werkstattarbeiten teurer. Dennoch ist die
wirtschaftliche Situation vieler Kfz-Betriebe wenig beneidenswert.
Regelmäßig erhebt der Versicherungsverband die Stundensätze von 300
ausgewählten Werkstätten. Die jüngste Untersuchung ergab für
Kfz-Techniker einen Durchschnittspreis von 104,23 Euro,
Karosseriebauer kamen auf 119,52 Euro und Lackierer gar auf 120,91
Euro. Gegenüber den Vergleichswerten aus dem Jänner 2010 lag der
Anstieg jeweils im mittleren einstelligen Prozentbereich -ein Trend,
der sich seit dem Beginn des Jahrzehnts fortsetzt.
Die höchsten Stundensätze wurden in Wien verzeichnet. Hier kommen
Kfz-Techniker auf 121,06 Euro, Karosseriebauer auf 134,23 Euro und
Lackierer auf 135,84 Euro. Am günstigsten arbeiten Mechaniker in
Tirol (98,64 Euro), Lackierer in Kärnten (113,74 Euro) und
Karosseriebauer in Salzburg (112,01 Euro).
"Sachlich kaum nachvollziehbar"
"Bei vergleichbarem technischem Standard" würden die österreichischen
Kfz-Betriebe um mehr als 10 Prozent über dem deutschen Niveau liegen,
meint Werner Bauer, Chefsachverständiger des Versicherungsverbands:
"Sachlich ist das kaum mehr nachvollziehbar."
Fest steht, dass dreistellige Stundensätze auch für
Durchschnittsverdiener eine Herausforderung sind. Kein Wunder, dass
die Schwarzarbeit trotz der steigenden technischen Komplexität der
Fahrzeuge ungebrochen beliebt ist. Doch kann man das den Betrieben
zum Vorwurf machen?
Alarmierende Ertragslage
Ein Blick in die Daten der KMU Forschung Austria beweist, wie
angespannt die Lage vieler Werkstätten ist. Im Bilanzjahr 2008/09
(neuere Auswertungen liegen noch nicht vor) wurde im Reparaturgewerbe
lediglich eine Umsatzrendite von 0,7 Prozent erwirtschaftet. Das
schwächste Viertel der Betriebe kam auf eine Durchschnittsrendite von
minus 10,1 Prozent.
Darauf verweisen auch die Standesvertreter: Arthur Clark,
Bundesinnungsmeister der Karosseriebauer, führt außerdem die
gestiegenen Lohn-und Energiekosten an. Die Erhöhung der Stundensätze
sei "noch maßvoll" ausgefallen, sagt Friedrich Nagl, Innungschef der
Kfz-Techniker: "Die Betriebe sind um ein maßvolles Niveau bemüht, das
aber wirtschaftlich zu rechtfertigen sein muss."
Zwischen den Mühlsteinen
In Wahrheit haben die einzelnen Werkstätten kaum Spielraum:
Fremdbestimmte Fixkosten und der oftmals hohe Kapitalaufwand zwingen
sie zu Preissteigerungen, obwohl den Verantwortlichen bewusst ist,
dass die Schmerzgrenze der Kunden mitunter überschritten wird. Das
gilt ganz besonders für Markenbetriebe, die teure Herstellervorgaben
erfüllen müssen.
Bei Verwaltungs-,Lohnneben-und Steuerkosten auf ein rasches Umdenken
zu hoffen, ist für den gelernten Österreicher illusorisch. Die
Automobilkonzerne hätten es in der Hand, aus den Fehlern des letzten
GVO-Wechsels zu lernen und bei den bevorstehenden
Vertragsveränderungen ihre Standards eher nach unten als nach oben
anzupassen. Ansonsten laufen die gebundenen Werkstätten Gefahr, als
erste zwischen den Mühlsteinen von immer höheren Kosten und kaum mehr
vermittelbaren Preisen zermahlen zu werden.