Wenige Wochen nach Amtsantritt ernannte Steffen Knapp die AVAG zum
zweiten Wiener Ford-Händler. Ein Vorzeichen für einen
Strategiewechsel?
Der Markteinbruch, das Strohfeuer der Abwrackprämie - und vor allem
die Insolvenz von Kroymans: Als deutscher Netzentwickler hatte Knapp,
jetzt Ford-Chef in Österreich, in den vergangenen Jahren keinen
einfachen Job. Dennoch gelang es dem seit 1995 bei Ford tätigen
Manager bemerkenswert schnell, die durch die Pleite des wichtigsten
Händlersentstandenen Löcher zu stopfen. Williger Partner war die
AVAG, deren Gründer Albert Still die Abhängigkeit von GM lindern
wollte. In den vergangenen acht Monaten hat die AVAG in Deutschland
daher fünf Ford-Standorte eröffnet. Die Beyschlag-Betriebe in Wien 10
und Wien 22 werden im Juli folgen.Ein Schritt mit Vorbildwirkung?
Stabiles Netz
"Sowohl in Linz als auch in Salzburg sind wir sehr gut aufgestellt",
dementiert Knapp Gedankenspiele mit den beiden anderenösterreichischen AVAG-Standorten. Überhaupt sei die brisante
Entscheidung in Wien ausschließlich "aufgrund des nicht
ausgeschöpften Potenzials" am nordwestlichen Stadtrand gefallen.
Knapp betont die Kontinuität im Händlernetz. Lediglich punktuell,
etwa in Vorarlberg oder in den Bezirken Kitzbühel und Zell am See,
gebe es noch Handlungsbedarf.
Händlerrendite im Fokus
"Ohne unser Netz geht gar nichts", unterstreicht Knapp. "Wenn ich
gute und zufriedene Händler habe, habe ich in der Konsequenz auch ein
zufriedenstellendes Geschäft." Entsprechend große Bedeutung misst er
der Händlerrentabilität bei: 2009 sei eine durchschnittliche
Umsatzrendite von 1,2 Prozent erwirtschaftet worden, heuer erwarte
man einen ähnlichen Wert.
Überzogenen Standards erteilt Knapp eine klare Absage, bei der
Margengestaltung wolle man den Händlern entgegenkommen:
Beispielsweise werde man heuer die Prämie für das "Sales Upgrade
Programme", das unter anderem neue CI-Elemente umfasst, auf Basis der
früher erzielten Werte vergeben, anstattneue Auditierungen
vorzunehmen.
Platz 2 als Ziel
Leichte Nutzfahrzeuge und Pkws zusammengerechnet, strebt Ford heuer
eine Steigerung von 25.335 auf 26.130 Verkäufe an. Dazu beitragen
sollen vergleichsweise junge Modelle wie Ka und Fiesta, vor allem
aber das Facelift von S-Max und Galaxy: Letzterer ist immerhin für
ein Fünftel des gesamten Pkw-Volumens der Marke verantwortlich.
Mittelfristig gibt sich Knapp nicht damit zufrieden, nur in der
kombiniertenWertung von Pkws und leichten Nutzfahrzeugen die zweite
Marktposition zu halten. Auch bei den reinen Personenwagen will man
sich gleich hinter VW etablieren. Ein ambitioniertes Ziel, das die
Händler freuen wird -sofern die Ertragsbekenntnisse auf dem Weg
dorthin nicht verloren gehen.