Die rund 16.000 US-Markenhändler hoffen heuer auf eine Steigerung der
Neuzulassungen auf 14 Millionen. Obwohl damit das frühere
Umsatzniveau von rund 16,5 Millionen Einheiten nicht erreicht wird,
herrschte am NADA-Kongress Aufbruchstimmung.
Die National Automobile Dealer Association ist als freiwillige
Vereinigung und Lobby-Institution der US-amerikanischen Markenhändler
eine Macht. Zur jährlichen Convention, die heuer in Las Vegas über
die Bühne ging, fanden sich insgesamt rund 20.000 Besucher, darunter
1.500 aus dem Ausland, ein.
Randvolles Programm
Geboten wurden an drei Tagen ein insgesamt mehr als 100 Einheiten
umfassendes Seminarangebot, zwei Generalversammlungen mit
Rechenschaftsbericht des scheidenden und Antrittsrede des neuen
Jahrespräsidenten der Vereinigung, Auftritt von Sergio Marchionne als
CEO von Chrysler, Markenhändlertreffen und Empfänge der
Automobilindustrie.
Der Stellenwert der Veranstaltung, die traditionell mit dem Einmarsch
der Truppenteile des US-Militärs und der Landeshymne eröffnet wird,
geht aus dem regelmäßigen Engagement von führenden Politikern des
Landes hervor. Heuer fiel die Wahl auf Ex-US-Präsident George W.
Bush, der als Gründer einer unter seinem Namen laufenden
Hilfsorganisation geladen war.
Im Rahmen der Tagung präsentierte NADA sich als maßgeblicher Faktor
in der US-Gesellschaft. Diesem Ziel dient unter anderem der
alljährliche mit Unterstützung des Time-Magazins ausgetragene
Wettbewerb um den "Dealer of the Year"-Award, mit dem die Besitzer
von Autohäusern für ihr soziales Engagement ausgezeichnet werden.
Stützen der Gesellschaft
Aus der Präsentation aller Unternehmen, die in die Vorauswahl
gekommen sind und auf der Convention präsentiert werden, lässt sich
die Intensität ablesen, mit der US-Markenhändler ihre Gemeinden
unterstützen sowie Universitäten, Schulen und Hilfswerken aller Art
unter die Arme greifen. Als Motiv für das humanitäre Engagement wird
durch die Bank darauf verwiesen, damit der Gemeinschaft
zurückzugeben, was sie von ihr bekommen haben.
Diese Haltung macht die Autohändler zu Stützen der Gesellschaft, die
von den Regional-und Bundespolitikern anerkannt und im Falle des
Falles natürlich auch honoriert wird. Das schlägt sich etwa in der
autoaffinen Politik der USA mit weit höheren Mindestverbrauchszielen
als in Japan oder Europa nieder und unterstützt die Führungsspitze
der NADA beim erfolgreichen Lobbying für den Autohandel in
Washington.
Eigenes Profil
Dass die Organisation die Interessen ihrer Mitglieder vehement
vertritt, ging aus der Präsentation einer unabhängigen Studie durch
den 2011er-NADA-Vorsitzenden Stephen Wade hervor, in der die
Zweckmäßigkeit von Investitionen in die Schauräume des Autohandels
analysiert wurde. Quintessenz der Untersuchung: Eine stärkere
Kooperation zwischen Herstellern und Händlern sollte zur Reduktion
der exzessiven Kosten derartiger Programme beitragen; zu
berücksichtigen ist, dass für die Käufer bei der Wahl der Modelle und
Händler die Gestaltung des Verkaufsraums eine untergeordnete Rolle
spielt; Hersteller sollten mehr dafür tun, dass die Maßnahmen für
kleinere Unternehmen erschwinglich sind; angesichts der Zunahme des
Onlinehandels ist die Gefahr einer Überausstattung des Point of Sale
tunlichst zu vermeiden. Zu einem hohen Maß an Selbstständigkeit
verhilft der NADA ihre offenkundig hervorragend materielle
Ausstattung. Den Mitgliedern bietet sie Unterstützungsprogramme in
allen relevanten Geschäftsbereichen -mit einer eigenen Akademie zur
Aus-und Weiterbildung in technischen und geschäftlichen Belangen an
der Spitze. Zur Grundausstattung der Organisation gehört eine eigene
Wirtschaftsabteilung, die unter anderem für die Einschätzung
künftiger Geschäftsmöglichkeiten zuständig ist.
Den Beruf wechseln?
Paul Taylor, Chefökonom der Vereinigung, stützte seine rosigen
Erwartungen fürs heurige Jahr auf klare Wirtschaftsfakten. Demnach
sprechen niedriges Zinsniveau, Verringerung der Arbeitslosigkeit und
Milderung der Immobilienkrise dafür, dass die Neuzulassungen heuer
weiter steigen. Zusätzlich bieten das hohe Durchschnittsalter der
US-Cars von 10,8 Jahren und ein Allzeithoch bei den
Gebrauchtwagenpreisen gute Aussichten. Einzig und allein eine
Steigerung der Treibstofftarife von gegenwärtig unter 4 Dollar pro
Gallone (3,78 Liter) über diese Marke könnte für einen Einbruch
sorgen.
Als Gastsprecher nahm Chrysler-Fiat CEO Sergio Marchionne den
Händlern die Angst vor der Verbrauchsbeschränkung auf 54,5 Meilen per
Gallone, die bis 2025 erreicht werden soll. Der in Kanada
sozialisierte Italiener sagte cool: "Wenn wir ein solches Ziel in 14
Jahren nicht erreichen können, sollten wir den Beruf wechseln."