Die Industrie rechnet im bevorstehenden Sommergeschäft mit einem
ruhigeren, aber positiven Verlauf der Ereignisse. Hier die Ergebnisse
unserer Umfrage.
Welche Erwartungen setzten Sie in das Geschäft im Sommerhalbjahr?
Tassilo Rodlauer: Die Goodyear Gruppe hat für das Sommergeschäft 2012
maßvoll optimistisch geplant und erwartet generell einen guten
Geschäftsverlauf sowohl für uns als Hersteller wie auch für den
Reifenhandel. Zwar dürfte der neuerliche Rekord bei den
Pkw-Neuzulassungen einen gewissen Druck auf das Sommerreifenpotenzial
im Ersatzmarkt ausüben, doch sehen wir insgesamt gute
Absatzpotenziale -insbesondere in den Segmenten UHP-,SUVund
4x4-Reifen.
Christian Mielacher: Die Sommersaison 2012 wird aus der Sicht von
Pirelli sehr anspruchsvoll. DieÜberlagersituation Sommer und Winter
wird die Auslieferungen stark beeinflussen. Planung wird ein noch
viel wichtigerer Erfolgsfaktor als in den letzten Jahren.
Harald Kilzer: Aufgrund des steigenden Qualitätsbewusstseins erwartet
Vredestein eine positive Entwicklung im Bereich der Premiummarken.
Die Verfügbarkeit wird sich verbessern und der Reifenfachhandel bei
den Qualitätsherstellern etwa 70 Prozent der Bedarfsmenge aus 2011
minus dem aktuellen Lagerbestand bevorraten. Die sogenannten
Budget-Brands werden weiter Federn lassen und weniger stark
bevorratet werden.
Frederic Chouquet-Stringer: 2011 war auch für Michelin ein besonderes
Jahr. Das Sommergeschäft 2012 wird sich für die Industrie und für den
Handel -trotz "normalerer" Lagerbestände als im Jahr 2011 -positiv
entwickeln. Die Neuzulassungen der letzten Jahre werden der Markt
positiv beeinflussen.
Helmut Wieser: Kumho erwartet im Sommergeschäft eine gute
Verfügbarkeit aller Massengrößen. Entscheidend wird die
Lieferfähigkeit in den Bereichen 4x4 und UHP sein. Hier sehen wir uns
gut bevorratet und freuen uns, im Sommerhalbjahr zu punkten.
Peter Gulow: Für das Sommergeschäft erwartet Bridgestone eine geringe
Bereitschaft des Handels, frühzeitig große Warenmengen zu übernehmen,
da zunächst der Fokus auf dem Bestandsabbau liegen wird. Unsere
Strategie besteht in der zeitnahen Versorgung des Handels mit den
benötigten Produkten. Die Winterreifen-Situation ist etwas
schwieriger einzuschätzen, da die eingelagerten Mengen deutlich höher
sind als in den letzten zwei Jahren.
Philipp Janout: Da Semperit-Produkte im Winter gut abgeflossen sind,
ist Vertrauen in unsere Marke vorhanden. Die sensationellenÖAMTCund
ARBÖ-Tests werden für Nachfrage sorgen, also gehen wir optimistisch
in den Sommer.
Wie sieht aus der Sicht Ihres Hauses die Verfügbarkeit von Reifen mit
Modellzuordnung für den freien Reifenhandel aus?
Tassilo Rodlauer: Unsere Strategie ist es seit vielen Jahren, unsere
Produkte ausschließlich dem Reifenhandel zur Verfügung zu stellen.
Wir sind im Hinblick auf unsere Verfügbarkeit gut aufgestellt und
haben unsere Kapazitäten über alle Markt-und Produktsegmente auf
Basis der voraussichtlichen Nachfrageentwicklung bestmöglich geplant.
Derzeit besteht keine Gefahr einer Verknappung. In einzelnen
Dimensionen kann es jedoch wie in den vergangenen Jahren zu Engpässen
kommen, wenn Produkte in Reifentests besonders gut abschneiden.
Christian Mielacher: In den Massendimensionen wird sie mit Sicherheit
gegeben sein. Im UHP-Segment wird es jedoch wieder zu Engpässen
kommen.
Harald Kilzer: Da wir in unserem Sortiment keine Reifen mit
Modellzuordnung haben, können wir keine Prognose über deren
Verfügbarkeit abgeben.
Frederic Chouquet-Stringer: Auch im Jahr 2012 bleibt die
Verfügbarkeit angespannt, insbesondere in den Bereichen WYZ, 4x4 und
LLkw. Frühe Bestellungen bringen Händlern einen klaren
Wettbewerbsvorteil.
Helmut Wieser: Reifen von Kumho mit Modellzuordnung -sprich in der
Erstausrüstung verbaute Reifen -werden auch im freien Reifenhandel
gut verfügbar sein.
Peter Gulow: Reifen mit Modellzuordnung sind für den freien
Reifenhandel grundsätzlich verfügbar.
Philipp Janout: Bis jetzt haben wir hier kein ernstes Problem
gesehen.
Sind Befürchtungen berechtigt, wonach Überproduktion und sinkende
Rohstoffkosten einen neuen Preiskampf auslösen?
Tassilo Rodlauer: Absolut nein. Die Rohstoffkosten befinden sich auf
einem Höchststand und es ist keine Tendenz zu sinkenden Kosten
erkennbar. Im Gegenteil: Die Reifenindustrie sieht sich mit weiter
steigenden Kosten im Bereich der sogenannten Conversion Costs
konfrontiert. Das sind etwa Energiekosten für die Produktion. Die
Transportkosten befinden sich ebenfalls auf hohem Niveau. Nicht
zuletzt sind enorme Kosten für das ab November 2012 verpflichtende
Labeling der Reifen zu erwähnen. Überproduktionen kann ich derzeit
aus Sicht unseres Hauses ausschließen.
Christian Mielacher: Nicht dieÜberproduktionen oder sinkende
Rohstoffpreise werden zu einem Preiskampf führen. Es besteht jedoch
die Möglichkeit, dass die hohen Lager im Reifenfachhandel zu einem
Preisverfall führen.
Harald Kilzer: Wir sind fest davonüberzeugt, dass der Bedarf an
Sommerreifen für die Erstausrüstung weiter sehr hoch ist und die
Rohstoffpreise deshalb nicht weiter fallen. Für einen Preiskampf
sehen wir seitens der Industrie keinen Anlass.
Frederic Chouquet-Stringer: Der Markt ist zurzeit nervös und dies
könnte auch die Preise negativ beeinflussen. Der weltweite
Reifenmarkt wächst jedoch weiter stark. Die Autohersteller haben 2011
tolle Ergebnisse gehabt und die Planung der Global Player ist
weiterhin positiv. Die Märkte wie Indien, China und Brasilien wachsen
weiterhin sehr schnellund brauchen mehr Reifen als die Industrie in
diesen Ländern produzieren kann. Daher kann es auch bei uns zu
Kapazitätsengpässen kommen.
Helmut Wieser: Er wird zwar immer wieder prognostiziert, aber wir
gehen nicht von einem Preiskampf aus, weil Märkte wieder zulegen wie
China oder die USA. Auch in Europa sind die Fahrzeugproduktionszahlen
höher als vor einigen Monaten angenommen. Dies alles sind Indizien,
die gegen einen Preiskampf sprechen.
Peter Gulow: Die vorhandene Ware wird nach unserer Erwartung zu einem
vergleichbaren Preisniveau wie im Vorjahr verkauft werden. Die
Preisgestaltung gegenüber dem Endverbraucher obliegt natürlich dem
Handel.
Philipp Janout: Kann natürlich sein, wenn die Voraussetzungen gegeben
sind. Die Wirtschaftssituation ist aber derzeit relativ stabil.
Mit welchen Produkten und Dienstleistungen will Ihr Haus am Markt
punkten?
Tassilo Rodlauer: Wir warten wieder mit interessanten Innovationen
auf. Goodyear hat das Ziel gesetzt, die Sicherheit auf der Straße zu
erhöhen und die Umwelt zu entlasten, was in den neuen Profilen zum
Ausdruck kommt. Goodyear präsentiert 2012 den Efficient Grip SUV, die
sportliche Version des bekannten Spritsparreifens. Für 2012 stehen
achtzehn HP-SUV-Größen am Programm. Dunlop profiliert sich 2012
gleich mit zwei Produktneuheiten. Grip und Bremspower aus dem
Motorsport bietet der neue Sport Maxx RT, der für Sportwagen und
schnelle Limousinen unter dem Motto "von der Rennstrecke auf die
Straße" entwickelt wurde. Die zweite Neuheit ist der Dunlop Sport
Maxx Race, der sowohl für die Rennstrecke als auch den Straßenverkehr
für die sportlichsten Traumautos konzipiert ist. Fulda sendet 2012
einen neuen Reifen für sportliche Sparer ins Rennen, den Fulda
EcoControl HP.
Christian Mielacher: Pirelli wird wieder mit einer klaren
Produktlinie -P7 Cinturato und P Zero -für Kundenzufriedenheit
sorgen. Mit diesen Linien decken wir die wirtschaftlichen und
sicherheitstechnischen Ansprüche der Endverbraucher in bestem Maße
ab. Daneben werden Produktschulungen, gemeinsame Forecast Planung und
Marktbearbeitung in unserem Fokus stehen.
Harald Kilzer: Wir kommen zum Saisonstart mit zwei neuen Sommerreifen
-ein neues Profil im V-Segment und einen sehr sportlichen UHP-Reifen
mit Geschwindigkeiten bisüber 300 km/h! Ab April wird es ferner eine
interessante Erweiterung in unserer Klassik-Linie geben. Im Bereich
Dienstleistung werden wir unsere Kunden im spannenden Thema
Reifenlabeling massiv unterstützen.
Frederic Chouquet-Stringer: Im Bereich von 16 bis 18 Zoll führen wir
unseren neuen Michelin Primacy 3 ein. Laut TÜV Süd ist der Reifen im
Vergleich zu renommierten Wettbewerbern Nummer 1 im Trockenbremsen,
im Nassbremsen und im Kurvenverhalten auf nasser Fahrbahn. (Mehr
Details: info@michelin-online.de). Neben Michelin Onway werden wir
vom 26.3 bis 5.5.2012 eine vereinfachte Tankgutschein-Aktion
anbieten.
Helmut Wieser: Wir werden mit unserem Lieferservice und einer guten
Warenverfügbarkeit zu überzeugen wissen. Weiters wurde unser
Verkaufsteam um einen Regional Sales Manager erweitert, um
flächendeckend noch besser auf die Anliegen unserer Kunden eingehen
zu können. Kumho wird mit Solus KH17 im Standardbereich, mit Ecsta
KH31 im High-Performance-Bereich und mit unseren Ecsta KU39 Le Sport
im Ultra-High-Performance-Segment in die Saison gehen.
Peter Gulow: Mit dem neuen Touringreifen Turanza T001. Im Vergleich
zu seinem Vorgänger verbraucht er dank der patentierten NanoPro-Tech
und geringerem Reifengewicht bis zu 2,3 Prozent weniger Kraftstoff.
Die flache Reifenaufstandsfläche sorgt für eine gleichmäßigere
Abnutzung und erhöht die Lebensdauer bis zu 15 Prozent. Zudem wird
das Line-up des bereits 2011 im Markt eingeführten, spritsparenden
Ecopia EP150 heuer auf 30 Dimensionen für Felgen von 14 bis 17 Zoll
erweitert. Der Bridgestone Ecopia EP150 erhielt 2011 als einziger
Reifen das ÖAMTC Testurteil "sehr empfehlenswert" und punktete vor
allem mit seiner Leistung bei allen sicherheitsrelevanten
Disziplinen.
Welche Botschaft und/oder Empfehlung richten Sie an den Reifenhandel?
Tassilo Rodlauer: Wir sindüberzeugt, dass 2012 ein gutes Jahr für
den Reifenhandel wird. Die hohen Lagerbestände werden sich
reduzieren. Im Vorjahr waren die Läger auf allen Seiten leergefegt
-eine völlig unnatürliche Situation, wenngleich für den Handel
betriebswirtschaftlich erfreulich. Mein Appell an den Reifenhandel:
Je früher und je zuverlässiger die Bedarfsmeldungen eintreffen, desto
punktgenauer können wir in dem von hoher Produktkomplexität
gekennzeichneten Markt planen.
Christian Mielacher: Industrie und Handel sollen noch enger
zusammenrücken, um die Herausforderungen des Marktes -angesichts der
unsicheren Wirtschaftslage -gemeinsam zu meistern.
Harald Kilzer: Folgende Punkte wollen wir dem Handel ans Herz legen:
Erstens das enorme Wachstum in den Segmenten W/Y und SUV beachten.
(Inzwischen ist nahezu jeder vierte Sommerreifen inÖsterreich ein
W-oder Y-Reifen.) Zweitens mehr Premiumhersteller bevorraten als
andere Segmente. Drittens die Nischen-Dimensionen in das Lager
aufnehmen, da mit keiner Entspannung der Verfügbarkeit zu rechnen
ist.
Frederic Chouquet-Stringer: Der Marktändert sich immer schneller.
Informationen und Preise werden über Internet geholt; das Flotten-und
Leasinggeschäft werden wichtiger; der Großhandel wird
professioneller, das EU-Reifen-Labeling kommt. Der Reifenmarkt birgt
weiter eine große Chance für den professionellen Reifenfachhändler.
Meine abschließende Botschaft: Jetzt für die Bevorratung im
Winterbereich sorgen, denn der Markt bleibt angespannt!
Helmut Wieser: In Zukunft ist es weiter sehr wichtig, gemeinsam mit
den Reifenproduzenten zu planen. Der Sommerreifenmarkt macht inÖsterreich zwar nur ein Drittel des Gesamtmarktes aus; in der
Erstausstattung werden jedoch fast nur Sommerreifen verarbeitet und
in vielen großen Märkten kommen nur Sommerreifen zum Zug. Daher ist
gerade in diesem Bereich Planung sehr wichtig: Wenn ein führender
Kfz-Hersteller die Produktion nur geringfügig erhöht, steigt der
Bedarf am Markt stark an.
Peter Gulow: In den letzten ein bis zwei Jahren haben Hersteller und
Handel von einem guten Marktgeschäft profitiert. Obwohl die
Vorzeichen für dieses Jahr nicht ganz so optimistisch sind, gehen wir
davon aus, 2012 die Herausforderungen gemeinsam mit dem Handel
meistern zu können.
Philipp Janout: Logistik und Abläufe kontinuierlich verbessern, denn
die Schnellen werden die Langsamen fressen. Auf Partner setzen, die
halten, was sie versprechen.