Einerseits kämpfen Autohäuser um die Existenz, andererseits nützen
professionell geführte Gruppen die damit verbundenen
Übernahmechancen. Die AVAG zeigt sich vor diesem Hintergrund
expansionsfreudiger denn je.
Ein Ford-Händler in Kaufbeuren, zwei Opel-Betriebe in Leipzig, vier
Toyota-Autohäuser in Göttingen: So sah die Einkaufsliste der AVAG
Holding in den vergangenen Monaten aus. Auch in Österreich könnte die
Autohandelsgruppe demnächst weiter wachsen. "Die Lust zur Expansion
ist voll da", zeigt sich Firmengründer und Aufsichtsratsvorsitzender
Albert K. Still "bereit, neue Taten anzugehen".
Volle Kassen
Nach dem Wirtschaftsjahr 2010/11 sind die Kriegskassen der
Autohandelsgruppe prall gefüllt. In Deutschland, Österreich, Polen,
Ungarn und Kroatien wurden insgesamt rund 48.000 Neuwagen und 38.000
gebrauchte Autos verkauft. Der Umsatz stieg um 14,3 Prozent auf den
neuen Höchstwert von 1,34 Milliarden Euro, die Ergebnisverbesserung
von 11,5 auf 17,5 Millionen Euro bedeutete ebenfalls einen Rekord.
All das war keineswegs ein Einmaleffekt, unterstreicht Still: "Seit
rund 10 Jahren stellen wir durchschnittlich zwischen 5 und 10 Prozent
Wachstum unter Beweis." Heuer strebt er vor dem Hintergrund eines
europaweit "stabilen bis leicht rückläufigen" Neuwagenmarktes ein
Umsatzplus von zumindest 5 Prozent an, das Ergebnis soll auf dem
Rekordniveau gehalten werden.
Österreich als Ertragsbringer
Die von Sohn Albert C. Still geleiteten Standorte inÖsterreich
gelten innerhalb der AVAG als vorbildlich. "Die ÖFAG in Salzburg hat
sich sehr gut etabliert, auch mit Wien sind wir mittlerweile sehr
zufrieden. Autohaus Sulzbacher in Traun und Linz entspricht seit
Langem unseren Erwartungen", so Still senior. Insgesamt wurden in
Österreich 2010/11 exakt 6.731 Neufahrzeuge verkauft, bei 218
Millionen Euro Umsatz wurden rund 3,5 Millionen Euro Ergebnis
erwirtschaftet. Die daraus folgende Umsatzrendite von 1,7 bis 1,8
Prozent lag deutlich über dem internationalen Durchschnitt von 1,3
Prozent.
In den vergangenen Jahren wurde ein Großteil der 16 österreichischen
Filialen erneuert. "Nur wenn man bereit ist zu investieren, kann man
den Laden am Laufen halten", kündigt Still lächelnd neue Baumaßnahmen
an. Diese betreffen vor allem Wien: Am Handelskai und in der
Muthgasse sollen jeweils 600.000 bis 700.000 Euro in die Schauräume
investiert werden, in Favoriten gut 1 Million in eine neue
Parkhauslösung.
Kundenorientierung statt Glaspalast
Die Investitionsbereitschaft ist für Still, der innerhalb von drei
Jahrzehnten aus einem mittelständischen süddeutschen Autohaus den
weltweit größten Opel-Händler samt Aktivitäten für ein Dutzend
weiterer Marken gemacht hat, nur einer der Erfolgsfaktoren. Ebenso
wichtig ist ihm und seinem Vorstandsteam die strikte Orientierung an
den Kundenbedürfnissen: Nicht der Glaspalast zählt, sondern die
Kombination aus bestem Preis und markenadäquater Dienstleistung.
"Egal wo wir tätig sind, das Prinzip ist überall das gleiche", fasst
Still zusammen: "Erstens müssen wir versuchen, möglichst hohe Umsätze
im Fahrzeugverkauf an Privat-und Gewerbekunden zu erzielen, was
wiederum dem Aftersales zugute kommt. Das zweite ist die
Kostenführerschaft. Bringt man diese Punkte miteinander in Einklang,
ist der Erfolg beinahe vorprogrammiert."
Klingt einfach, ist es aber nicht: Denn so erfolgreich wie die AVAG
ist weltweit nur eine Handvoll Autohändler.