Der 93. NADA-Kongress in Orlando (Florida) stand im Zeichen der
künftigen Entwicklung, nachdem im Vorjahr in den USA am wenigsten
Fahrzeuge seit Ende des 2. Weltkriegs verkauft wurden. Laut National
Automobile Dealers Association ist die Zahl der Markenhändler
gleichzeitig um rund 2.000 auf 17.000 zurückgegangen.
In seiner Rede zur Eröffnung der Convention sagte der für 2009
gewählte NADA-Vorsitzende John McEleney, der Löwenanteil seiner
Tätigkeit habe in der Aufklärung von Politikern aller Ebenen
bestanden, dass der Autohandel völlig schuldlos an der Absatzkrise am
amerikanischen Markt gewesen sei.
Kündigungen unter Insolvenzschutz
Diese Bemühungen waren erforderlich, weil Chrysler und General Motors
ihren Bankrott nützten, um unter dem Schutz des US-Insolvenzrechts
insgesamt rund 2.300 Händlerverträge - ein für gewöhnlich schwieriges
Unterfangen - zu kündigen. Die Interessenvertretung der Markenhändler
konnte ein Gesetz erreichen, das in diesen Fällen nun die
Einschaltung eines Schiedsgerichts vorsieht. Allerdings ist der Zug
für viele der rund 800 gekündigten Chrysler-Händler bereits
abgefahren.
Neben den Schwierigkeiten von zwei der Großen Drei unter den
US-Herstellern litt der Autohandel krisenbedingt unter der
niedrigsten Zahl von Neuzulassungen seit Ende der 2. Weltkriegs.
Statt durchschnittlich 16 Millionen wurden im Vorjahr lediglich 10,4
Mio. Einheiten abgesetzt. Der Rückgang traf alle Marken mit
respektablen Marktanteilen. Nur in den USA im Aufstieg begriffene
Hersteller wie Hyundai und VW blieben von Rückgängen verschont und
konnten weiter wachsen.
Rasche Drehung
Unterdessen zeigt sich allerdings erneut die enorme
Veränderungsgeschwindigkeit, die in der Autoindustrie vorherrscht.
Abgesehen von den über Erwarten positiven Geschäftszahlen von Ford
berichtete General Motors über einen starken Absatz. Laut Bob Lutz,
Vizepräsident des Konzerns wird dreischichtig produziert und die
Wiedereröffnung stillgelegterFabriken überlegt, um die steigende
Nachfrage zu befriedigen.
Derzeit rechnet NADA-Chefökonom Paul Taylor jedoch nur mit einer
langsamen Erholung des Gesamtmarkts. Für heuer geht er von 11,9
Millionen Neuzulassungen aus. Wann und ob der frühere Durchschnitt
von rund 16,5 Millionen Fahrzeugen wieder erreicht wird, steht in den
Sternen.
Erträge steigen wieder
Positive Signale gibt es auch aus dem Einzelhandel zu berichten.
AutoNation mit 207 Outlets und durchschnittlich 400.000
Neuzulassungen pro Jahr meldete im letzten Quartal des Vorjahres die
erste Ertragssteigerung seit fünf Jahren. McEleney betonte vor den
Kongressteilnehmern, dass die Markenhändler alles richtig gemacht
hätten und es den Herstellern gut anstünde, ihre Partner zu hören, zu
respektieren und zu unterstützen. Noch weiter in der Kritik der
(US-)Hersteller ging Michael Jackson, CEO von AutoNationund Sprecher
auf der NADA-Convention. Er sprach von einem schrecklichen Jahr, das
durch den Einbruch bei den Kreditvergaben ausgelöst wurde, und
erinnerte daran, dass die US-Autoindustrie von der
Konzessionsbereitschaft der Gewerkschaften, der Zulieferer und des
Einzelhandels gerettet wurde. Vorherhätten die "Großen Drei" der
Regierung in der Energiefrage (in puncto Verbrauchsminimierung)
jahrelang die kalte Schulter gezeigt.
Stefan Jacoby, Chef von Volkswagen of America, kündigte an, dass er
die Offensive auf dem US-Markt, die durch die Eröffnung eines eigenen
Werks vor Ort unterstützt wird, engagiert fortsetzen will. Dabei will
er sich in erster Linie auf die bisher gewonnenen rund 500 Partner,
bei denen es sich durchwegs um Familienbetriebe handelt - allerdingsin US-Dimensionen - stützen.
Wasser auf Oberwallners Mühlen
Bundesgremialobmann Dr. Gustav Oberwallner, der eine kleine
Delegation der heimischen Automobilwirtschaft nach Orlando geführt
hatte, zeigte sich von den Signalen besonders angetan, die auf die
Wertschätzung und den Schutz der Small Enterprises bzw. der KMUs in
den USA hinauslaufen. Als unermüdlicher Streiter für die
Familienbetriebe, die besonders in Österreich das Rückgrat der
Kfz-Branche bilden, fühlte er sich durch eine ähnliche Sichtweise in
den Vereinigten Staaten bestätigt.
Ed Tonik, auf dem Kongress zum NADA-Vorsitzenden für 2010 gewählt,
sieht jedenfalls einer besseren Zukunft entgegen, als sie im
"schrecklichen" Vorjahr der US-Autoindustrie nicht nur gedroht hat,
sondern auch tatsächlich zugestoßen ist.