Keine schlechten Aussichten gibt es aus der Warte der heimischen
Spitzenvertreter der Reifenindustrie in der bevorstehenden
Sommersaison. Zu Jubel besteht allerdings kein Anlass.
Roland Welzbacher, Geschäftsführer von Semperit sagte zum
Geschäftsverlauf: "Im Gegensatz zu den negativen Erwartungen war er
besser als im Vorjahr. Die Saison wurde vorgezogen, das Geschäft
konzentriert sich auf einen kürzeren Zeitraum. Teilweise gab es
Lieferprobleme, da sich alle Werke auf Marktrückgang eingestellt
hatten. Wir danken daher den Kollegen aus der Produktion, die mit
Engagement die Situation vergleichsweise gut bewältigt haben und
unseren Kunden für ihre Flexibilität." Was die Zukunft betrifft, gehe
Semperit/Continental größtenteils von "Business as usual" aus. Die
weiter angespannte Wirtschaftslage erfordere von allen Beteiligten
verstärkte Anstrengungen. Welzbacher wörtlich: "Es wird sicher hart,
aber wir rechnen mit einem guten Jahr." Zur Strategie seines Hauses
sagte er: "Wir fühlen uns der kontinuierlichen Verbesserung
verpflichtet, sowohl bei Produkten als auch bei Service. Trotz
steigenden Kostendrucks wird das persönliche Service weiter
ausgebaut." An die Branche richtete er die Empfehlung, nicht
Aktionismus, sondern Nachhaltigkeit als Ziel anzustreben.
Thomas Körpert, Geschäftsführer von Vredestein Apollo in Österreich,
sagte, "das Jahr 2009 war gut". Auf ein mattes Sommerreifengeschäft
sei ein "völlig irres Winterreifengeschäft" gefolgt. Die
Verfügbarkeit der Produkte, das Ergebnis des ÖAMTC-Tests sowie
Service und Dienstleistung haben Vredestein ein überproportional
gutes Ergebnis beschert. Im bevorstehenden Frühjahr-und
Sommergeschäft rechnet Körpert mit dem Niveau des Vorjahres. An der
Preisfront werden die Überkapazität in der Erstausrüstung und die
Entspannung auf den Rohstoffmärkten zu spüren sein. Die Strategie von
Vredestein ist darauf angelegt, mit dem in puncto Rollwiderstand und
Abrollgeräusche optimierten Designer-Reifen Cento
(Geschwindigkeitsindices W und Y) im Premiumbereich zu punkten.
Darüber hinaus steht Körpert ein umfassendes Sortiment zur Verfügung,
das 98 Prozent aller Pkw-und Leicht-Lkw-Anwendungenabdeckt. Dem
Fachhandel und den Autohäusern rät Vredestein, auf die Erträge zu
achten. In der Krise habe sich gezeigt, dass die Kunden weniger auf
Billigstangebote und mehr auf ein angemessenes
Preis-Leistungs-Verhältnis achten.
Grün auch im Budgetsegment
Mitchell Peeters, Geschäftsführer von Goodyear Dunlop Tires Austria,
spricht von einem unerwartet guten Wintergeschäft. Mit der Steigerung
des Markts um 10 Prozent habe sein Haus mithalten können. Ohne
Engpässe in der Verfügbarkeit nach der Veröffentlichung des
ÖAMTC-Tests wäre sogar mehr möglich gewesen. Nach dem ebenfalls
zufriedenstellenden Gesamtjahr glaubt Mitchell an ein relativ starkes
Sommergeschäft, weil mit einem hohen Ersatzbedarf bei vor drei, vier
Jahren zugelassenen Pkws zu rechnen sei. Zur Festigung der eigenen
Position setzt Mitchell auf ein marktgerechtes Sortiment und hohe
Verfügbarkeit. Zudem werden vom Markt besonders gut angenommene
Produkte wie der Goodyear Efficient Grip in wesentlich mehr
Dimensionen als im Vorjahr verfügbar sein. Neben dem perfekten
Produktlineup mit den Marken Goodyear und Dunlop punktet das Haus mit
Fulda. Im Budgetsegment wird neuerdings die ergrünte Marke Sava
besonders forciert. An den Handel richtet der GDTA-Chef den Appell,
Sommerreifen rechtzeitig einzulagern, denn es gelte das Prinzip, wer
zuerst kommt, mahlt zuerst.
Andy Davis, Geschäftsführer von Bridgestone Austria, registriert
einen positiven Verlauf des Wintergeschäfts für die Branche und
Bridgestone. Insgesamt habe die Lieferfähigkeit sich als Problem der
gesamten Branche erwiesen. In dem Rahmen habe Bridgestone
anerkanntermaßen verhältnismäßig gut abgeschnitten.Was das
Sommergeschäft angeht, zeigt sich Davis optimistisch. Es seien keine
Anzeichen zu erkennen, weshalb der Absatz stocken sollte. Allerdings
habe die Branche noch einigen Erklärungsbedarf, um den Kunden die
Vorzüge von Sommerreifen in vollem Umfang klar zu machen. Die eigene
Marktposition trachtet Bridgestone im Frühjahr mit zwei neuen
Produkten zu festigen: einerseits einem Top-Image-Reifen mit extremen
Niederquerschnitt für Spitzensportfahrzeuge und anderseits dem in
nahezu allen Dimensionen verfügbaren Turanza ER 300 Ecopia mit
geringem Rollwiderstand und ökologischer Optimierung. Als Botschaft
an den Markt versteht Davis die Aussage, dass es sich auszahlt, mit
Bridgestone wegen folgender Stärken zu kooperieren: Logistik und
Lieferfähigkeit; Konzept für Wachstum und Preisgestaltung;
langfristige Partnerschaften für ein flächendeckend solides Geschäft
in Österreich.
Verfügbarkeit als springender Punkt
Christian Mielacher, Geschäftsführer von Pirelli in Österreich,
sagte: "Für den Handel sollte das abgelaufene Wintergeschäft sehr
zufriedenstellend gewesen sein. Die Lager haben sich geleert und
aufgrund der starken Nachfrage war es möglich, die kalkulierten
Margen zu halten bzw. zu steigern. Für die Industrie war esein Auf
und Ab. Die Lieferfähigkeit hat über den Erfolg entschieden und nicht
unbedingt die Markenpolitik des einzelnen Händlers." Laut Mielacher
wird die Verfügbarkeit in der Frühjahr-/Sommer-Saison ebenfalls der
Schlüssel zum Erfolg. Dies gelte für alle Beteiligten. Was die
eigenen Anstrengungen angeht, sagte der Geschäftsführer: "Pirelli
setzt auf die Grüne Linie. Mit der neuen Cinturato Linie 4,6 und 7
hat Pirelli das richtige Produkt für den heutigen Bedarf." Pirelli
werde großes Augenmerk auf die Verfügbarkeit legen, denn sie sollte
über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.Der Branche empfiehlt
Mielacher, die Kommunikation zwischen Handel und Industrie zu
verbessern, um die Bedürfnisse des Marktes und der Endverbraucher
schneller zu erkennen.
Michelin-Verkaufsleiter Günther Wiener sagte zum abgelaufenen
Wintergeschäft: "Wir haben den Sellin-Markt unterschätzt und sind
positiv überrascht. Das Sellout dürfte nach Aussagen unserer Kunden
bei plus 5 Prozent liegen. Somit ist ein höheres Lager beim Handel zu
befürchten. Der starke Winter im Jänner dürfte jedoch für gute
Abverkäufe gesorgt haben." Was das Sommergeschäft angeht, setzt
Wiener auf neue Produkte der Marken Michelin und Kleber. Ein
steigender Ersatzbedarf in W, Y und Z sowie 4X4 werde mögliche
Mindermengen kompensieren. In dem Zusammenhang verweist er auf den
neuen Michelin Pilot Sport 3, der im spanischen Almeria vorgestellt
wurde (siehe Seite 24). Der Branche empfiehlt Michelin, sich im
zweiten Krisenjahr darauf einzustellen, dass die Konsumenten sich
verstärkt auf Premiumprodukte konzentrieren. Michelin sei mit
rollwiderstandsarmen Reifen die richtige Entscheidung. Und ein
stabiles Pricing sorge für eine ruhige Vermarktung und dringend
notwendige Margen für den Handel.
Laut Kumho-Marketing-Manager Sonja Eckhart war das abgelaufene
Wintergeschäft aus der Sicht ihres Hauses zufriedenstellend. "Wir
konnten eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr verzeichnen."
Für 2010 sei die Einschätzung schwierig. Sie geht davon aus, dass der
bereits im Winter gezeigte leichte Aufwärtstrend möglicherweise auch
im Frühjahr anhält. Punkten will Eckhart mit der Reaktion von Kumho
auf die Herausforderungen, ökologische Reifen zu entwickeln. Diesen
Anforderungen entspricht Kumho in der Sommersaison mit dem neuen KH19
ecowing, der eine deutliche Absenkung des Kraftstoffverbrauchs und
gleichzeitig ebenso hohe Laufleistung wie hervorragendeBremsleistungen auf nasser Straße garantiert.