Modefirmen profitieren davon ebenso wie Gartenmöbelhersteller,
Molkereien oder Automobilzulieferer: Auch im Autohandel wird
Factoring, also der Verkauf offener Forderungen, immer wichtiger.
Selbst ein Auto der Kompakt- oder Mittelklasse kostet schnell 30.000
Euro oder mehr. Kein Wunder, dass der Autohandel als besonders
kapitalintensiv gilt: Doch zu angemessenen Konditionen an Liquidität
zu kommen, ist für die Branche eine Herausforderung. Vor diesem
Hintergrund gewinnt Factoring an Bedeutung. Darunter versteht man den
Verkauf offener Forderungen an eine Bank, die ihre Erträge über
(vergleichsweise niedrige) Zinsen und Gebühren lukriert. Ein idealer
Finanzierungsweg?
Binnen 24 Stunden
"Sowohl Fahrzeuge als auch Werkstattrechnungen bieten sich für
Factoring geradezu an", sagt Herbert Auer, Vorstandsdirektor der VB
Factoring Bank AG. Die Volksbank-Tochter ist mit 37 Mitarbeitern an
den Standorten Salzburg und Wien tätig. Die Kunden kommen aus allen
Branchen - auch ein "sehr großer Zweiradhändler" und immer mehr
Autobetriebe seien darunter, berichtet Auer.
"Ab einer Million Euro Jahresumsatz ist Factoring für beide Seiten
wirtschaftlich sinnvoll", sagt der Finanzmanager, der als wichtigsten
Kundenvorteil die rasche Verfügbarkeit der Liquidität ins Treffen
führt: "Während es 3 oder 4 Wochen dauern kann, bis eine
Leasinggesellschaft den Fahrzeugpreis an den verkaufenden Händler
überweist, stellenwir innerhalb von 24 Stunden bis zu 90 Prozent des
Bruttorechnungsbetrags zur Verfügung." Hinzu kommen geringe formale
Erfordernisse sowie die Minimierung von Forderungsausfällen durch die
Inkassotochter der VB Factoring.
Aufholbedarf inÖsterreich
Angesichts solchüberzeugender Vorteile müsste man annehmen, dass
Factoring in Österreich schon allgegenwärtig ist. In Wahrheit gilt
die Alpenrepublik diesbezüglich aber als Entwicklungsland: "Das
Verhältnis zwischen dem angekauften Forderungsvolumen und dem
Bruttoinlandsprodukt lag 2010 bei 2,2 Prozent", rechnet Auer vor.
Deutschland kam dagegen auf mehr als 5, Italien auf 11 und
Großbritannien gar auf 14 Prozent.
Auer ist jedoch guter Dinge, dass die Factoringquote auch inÖsterreich rasch ansteigen wird. Schließlich ist die hemmende
Kreditsteuer Anfang 2011 weggefallen und immer weniger Unternehmer
verwechseln diesen Finanzierungskanal mit der "offenen Zession" bei
wirtschaftlichen Sorgenkindern: Im Gegensatz dazu ist Factoring
nämlich äußerst zukunftsträchtig.