Nach dem Besucherrekord vom Jänner steigt die Spannung, ob die ab
sofort im Jahresrhythmus veranstaltete Vienna Autoshow weiterhin auf
diesem hohen Niveau zu halten sein wird.
Im Vorjahr hatte die "Vienna Autoshow" pausiert und der
Porsche-Austria-Gruppe quasi im Alleingang das Feldüberlassen: eine
Entscheidung, die bei einem Teil der Autoimporteure auf Unverständnis
stieß, konnte sich doch der Branchenprimus bei seiner "Auto2011" über
ein hohes Maß an Publikumszuspruch (rund 116.000 Besucher) freuen und
den Schwung über das gesamte Jahr halten.
Mehr Interesse als vor zwei Jahren
Heuer, bei der mittlerweile sechsten Auflage der Vienna Autoshow, war
wieder Routine angesagt in den Hallen C und D: Oder doch nicht? Denn
schon am Mittwoch, dem ersten Fachbesuchertag, war klar: Es herrschte
mehr Interesse als vor zwei Jahren. Mag. Wolf-Dieter Hellmaier, der
jahrzehntelang die Geschicke von Porsche Austria mitbestimmt hatte,
machte als Neo-Pensionist einen Rundgang -auch zu den Ständen der
einstigen Konkurrenz: Nicht zuletzt seiner Initiative ist es ja zu
verdanken, dass es die Vienna Autoshow ab 2013 jährlich geben wird
und der bisherige 2-Jahres-Rhythmus aufgelassen wird.
"Gut für das Publikum, aber schlecht für unser Budget", meinte der
Marketing-Verantwortliche eines großen Importeurs, der aber lieber
ungenannt bleiben wollte: "Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob wir
die hohen Summen, die wir ab sofort alljährlich in diese
Veranstaltung investieren müssen, nicht anderswo besser verwenden
könnten."
Händler tagten
Im Laufe des Mittwochs wurde klar, dass es immer mehr Fachbesucher
auf die Vienna Autoshow zieht. Exakt 5.520 waren es, die sich die
Chance nicht entgehen ließen, sich die neuen (Konkurrenz-)Modelle
relativ ungestört anzuschauen. Dass einige Importeure im Umfeld der
Messe Händlerveranstaltungen eingeplant hatten, trug ebenfalls dazu
bei, das Niveau der Besucher zu heben.
Beflügelt durch die gleichzeitig stattfindende Ferienmesse passierten
bis Sonntagabend weitere 151.139 Besucher die Drehkreuze, sodass die
Veranstalter eine zufriedene Bilanz ziehen konnten. Addiert man die
Besucher von Mittwoch, so wurde der bisherige Rekord von 153.320
Personen aus dem Jahr 2008 übertroffen, da man seinerzeit die
Fach-und Medienleute nicht eigens ausgewiesen hatte.
Europapremiere des Porsche 911 Cabrio
Dipl.-Ing. Matthias Limbeck, Geschäftsführer der Reed Messe Wien, hob
hervor, dass die Branche durch den gemeinsamen Auftritt der
Importeure Einigkeit und Stärke zeige: Insgesamt waren bei der
Autoshow 40 Marken mit 400 Neuwagen vertreten. Dass sich die Vienna
Autoshow mittlerweile ein gewisses Renommee im internationalen Reigender Automessen erarbeitet hat, zeigt auch die Europapremiere des
Porsche 911 Cabrio, nur wenige Stunden nach der Weltpremiere in
Detroit. Im Vorjahr war auf der "Auto2011" der Audi A6 erstmals in
Europa präsentiert worden.
Auch Bundesgremialobmann Komm.-Rat Burkhard Ernst sprach von einem
wichtigen Startschuss in das neue Autojahr. Dr. Gerhard Pils,
Sprecher derösterreichischen Automobilimporteure, bezeichnete die
Autoshow als "einzigartige und wirtschaftlich bedeutende Plattform".
Die Entscheidung, die Messe ab sofort im 1-Jahres-Rhythmus zu
veranstalten, sei richtig gewesen.
Auch Jaguar will mitmachen
Die Planungen für das kommende Jahr laufen bei einigen Importeuren
bereits: Auch wenn gerade die kleinen oder mittleren Importeure
stöhnen, hat (noch) niemand abgesagt. Fehlen wird im kommenden Jahr
aber auf jeden Fall Daihatsu, da der Neuwagenverkauf mit 31. Jänner
2013 eingestellt (und Service sowie Teileversorgung von der deutschen
Emil Frey Gruppe übernommen) wird. Dafür wird Jaguar, heuer der
größte Abwesende, im Jänner 2013 mit ziemlicher Sicherheit dabei
sein, um dem Publikum den neuen, kleinen Sportwagen zu präsentieren,
dessen Studie (C-X16) im Vorjahr auf der IAA in Frankfurt zu sehen
war.Eine Entscheidung soll fallen, wenn das Angebot der Messe Wien
im Sommer vorliegt.
Eine Woche vor AutoZum
Auch Ferrari und Maserati sollen nach den Worten von Dr. Christian
Pesau, Geschäftsführer des Arbeitskreises der Automobilimporteure,
nicht abgeneigt sein, auf der Vienna Autoshow des Jahres 2013
auszustellen -wie zuletzt 2009, als noch die längst insolvente
Karner&Grossegger GmbH den Import der Sportwagen wahrgenommen hatte.
Der Termin steht jedenfalls schon fest: So wie heuer wird die Vienna
Autoshow in der zweiten Jännerwoche stattfinden, konkret vom 10. bis
13. Jänner. Dann gibt es für Branchenbesucher und jene, die sich der
Berichterstattung widmen, nur eine kurze Pause: Denn vom 16. bis 19.
Jänner findet in Salzburg die nächste AutoZum statt.
Ertrag oder Stückzahlen?
Auch wenn die durchschnittliche Umsatzrendite in "typischen"
Autohäusern zuletzt von 0,6 auf 1,1 Prozent gestiegen ist: Gemessen
am hohen Kapitaleinsatz ist das nach wie vor viel zu wenig. Auswege
aus dieser Misere waren das Thema der ersten "Markenhändlertagung",
die im Rahmen der Vienna Autoshow vom Gremium des Fahrzeughandels und
dem Händlerverband VÖK organisiert wurde.
Geteilte Verantwortung
Während Importeursobmann Dr. Gerhard Pils mit seinem Vortrag über
Defizite bei der Kundenbetreuung bei den gut 200 Gästen Befremden
auslöste, traf Initiator Josef Schirak den Nagel auf den Kopf. Er
kritisierte die "unfairen Vorgangsweisen gewisser Hersteller und
Importeure", die den Händlern immer mehr Belastungen aufbürden
würden. "Auf der Planrechnung sollte ein Wert in Höhe von 3 Prozent
des Umsatzes stehen", forderte der kämpferische
Einzelhandelssprecher. "Wenn bei manchen Herstellern statt der 3 eine
7, eine 8 oder ein noch höherer Wert steht, wird und muss wohl auch
für uns imnachgeordneten Handel die Möglichkeit bestehen, Geld zu
verdienen." Schirak ist freilich auch die Eigenverantwortung seiner
Standesgenossen bewusst: "Wir als Händler müssen selbst umdenken -weg
von der Stückzahlorientierung, hin zur Ertragsorientierung!"
Händler im Abseits
Der Wegfall der Kfz-GVO zum 31. Mai 2013 war ebenfalls Thema des
Kongresses. Für den Fachjuristen Dr. Christian Genzow sind die
Perspektiven ernüchternd: "Die Hersteller sind in den Fahrersitz
zurückgekehrt und haben die Konsumenten rausgeworfen." Für die
Händler würden sich so gut wie alle Rahmenbedingungen verschlechtern,
von den Standards bis hin zum Eintritt in Werkstattnetze. Eine
besondere Gefahr sieht Genzow darin, dass einige Hersteller
europaweit nur mehr einen Vertrag mit einem Gerichtsstand ausgeben
könnten: Bislang haben dies aber nur die Nischenmarken Bentley und
Ferrari sowie der Lkw-Bauer DAF gemacht.
Österreich als Vorbild
Sind die Aussichten des Autohandels tatsächlich nur deprimierend?
Auch der eine oder andere Lichtblicke war bei der Tagung erkennbar:
So gilt die österreichische Mittelstandsinitiative für Branchenkenner
wie Genzow oder Jaap Timmer (Markenhändlervertreter in der
europäischen Kfz-Gewerbevereinigung CECRA) als europaweites Vorbild.
(HAY)
Revolution oder Evolution
"Kein Stein bleibt auf dem anderen" lautete der programmatische Titel
der Bundestagung des freien Teilehandels, die ebenfalls im Rahmen der
Vienna Autoshow stattfand. Unterstützt von allen relevanten
Fachmedien, darunter auch "AUTO&Wirtschaft", wurden internationale
Experten in Wien versammelt. Hellhörig wurden die knapp 100 Besucher
vor allem bei Hartmut Röhl, dem kämpferischen Präsidenten des
deutschen Teilehändlerverbands GVA: Er kündigte einen ersten Vorstoß
an, um einem Hersteller, der seine technischen Daten nicht im
gesetzlich vorgeschriebenen Ausmaß an den freien Reparaturmarktweitergibt, die Typengenehmigung für ein betroffenes Fahrzeug zu
entziehen. Mittlerweile ist klar, dass es um den BMW 1er geht.
Kaum Konflikte inÖsterreich
Aufgrund von irreführenden Angaben in Serviceheften, die Autofahrer
zu Wartungsarbeiten in Markenbetrieben bewegen sollen, und anderen
wettbewerbsrechtlichen Verstößen habe man in den vergangenen zwei
Jahren insgesamt 12 Verfahren gegen Autohersteller geführt,
berichtete Röhl. "Alle Fälle wurden im Sinne des freien Teilehandels
entschieden." In Österreich scheinen die Bandagen dagegen nicht ganz
so hart zu sein: "Einerseits unterlassen die Hersteller nach
deutschen Entscheidungen von sich aus diskriminierende Schritte,
andererseits konnten wir bei einigen Anlässen im direkten Gespräch
Lösungen finden", sagte Bernhard Dworak, Obmann des Verbands freier
Kfz-Teilehändler (VFT).
Einsatz für die GVO
Mit Othmar Karas, neuerdings Vizepräsident des EU-Parlaments, konnten
Dworak und der in der Wirtschaftskammer für den Teilehandel kämpfende
Berufsgruppenobmann Wolfgang Dytrich auch einen Spitzenpolitiker
begrüßen. Die Bemühungen von Karas, die Kfz-GVO doch noch zu retten,
sind unbestritten. Ganz deutlich machen konnte er sie in Wien
freilich nicht. Umso klarer waren die Aussagen der Wissenschaftler
Dr. Jürgen Stockmar und DDr. Helmut Detter: Die neuen
Rahmenbedingungen für Fahrzeug-und Teilehandel werden die
Machtverteilung in der Kfz-Branche beeinflussen, prinzipiell führt an
der individuellen Mobilität per Pkw aberkein technisch machbarer Weg
vorbei. (HAY)