Schon seit vielen Jahren beschäftigt sich Topmotive mit dem Thema „Künstliche Intelligenz“. Der Experte für Katalog- und Warenwirtschaftssysteme hat sich in einem mehrjährigen Projekt damit auseinandergesetzt, was der Einsatz von KI im Werkstattalltag bedeutet. Herausgekommen sind unterschiedliche KI-Instrumente, die den Betrieben helfen sollen, ihre Prozesse zu verschlanken. „Die KI wird einen Menschen nicht ersetzen, der Mensch wird mit der KI arbeiten“, betont Topmotive-Geschäftsführer Krunoslav Bagaric. Für ihn entscheidend ist erstens die Technologie, denn die KI könne nur dann funktionieren, wenn viele Daten zur Verfügung stünden. Zweitens würde auch weiterhin der menschliche Faktor entscheidend sein: „Der Mensch muss die KI kontrollieren, nicht umgekehrt“, so Bagaric.

Konkrete Anwendungsbeispiele

KI-gestützte Tools werden in der Gegenwart bereits eingesetzt bzw. könnten von den -Werkstätten rasch umgesetzt werden, beispielsweise in der Telefonannahme, in der automatisierten E-Mail--Korrespondenz oder im automatischen Abgleich zwischen Kunde und Werkstatt-Terminsystem. Als ein „einfaches Beispiel für den Einstieg der Werkstatt in die KI-Welt“ nennt Bagaric den Zugriff auf einen Dokumentenscanner im jeweiligen Werkstattmanagementsystem, mit dessen Hilfe der Zulassungsschein gescannt und damit das Fahrzeug eindeutig identifiziert werden kann. In einem nächsten Schritt gibt es mit dem „Parts Indicator“ von Topmotive ein sinnvolles Tool, das dem Anwender aktive Hinweise und Informationen darüber gibt, welche Teilegruppen bzw. Arbeitspositionen beim jeweiligen Fahrzeug zu prüfen sind. Die Daten hierfür werden von der KI aus Expertenforen etc. gewonnen und basieren auf der jahrelangen Auswertung und Prüfung von mehreren Millionen Reparaturfällen. Im Bereich der Kfz-Teile-Suche bildet die sogenannte „Selbstlernende Fahrzeugakte“ das Kernstück des Topmotive-Katalogsystems NEXT. Im Zentrum stehen hierbei die Ausstattungsmerkmale des einzelnen Fahrzeugs. Das bringt für den Anwender eine vereinfachte Suche, eine schnellere und genauere Auswahl sowie eine Reduktion von Fehlbestellungen und Retouren.

Verknüpfung von Daten ist essenziell

Beim Einsatz von KI geht es nicht nur darum, Daten zu sammeln, sondern diese sinnvoll miteinander zu verknüpfen. „Wir bei Topmotive verarbeiten 8.000 Datenpunkte weltweit, jeder dieser Datenquellen steht zunächst für sich allein“, erklärt Bagaric. In weiterer Folge werden Informationen und Datenprozesse kombiniert und fließen in Lösungen ein. „Gerade in der Ersatzteilbeschaffung zeigt sich durch den Einsatz von KI-Tools eine verbesserte Kommunikation zwischen Teilehandel und Werkstatt.“ Als langfristiges Ziel nennt der Topmotive-Geschäftsführer die Vereinfachung der Arbeitsabläufe in den Kfz-Betrieben – auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel und die steigende Komplexität der Fahrzeuge. „Es geht darum, das Werkstattpersonal besser zu befähigen. Das schließt auch das Überwinden von Sprachbarrieren mit ein.“

KI-Tools noch spärlich im Einsatz

Für Unternehmensberaterin Jessica Perauer steckt der Einsatz von KI-Lösungen in der Werkstätte derzeit noch in den Kinderschuhen. Sie betreut aktuell ein Projekt, das sich mit Callcenter-Lösungen mit KI-Unterstützung beschäftigt. Der Kunde ruft an, schildert ein Problem und die Künstliche Intelligenz führt dann eine Bewertung durch und leitet die Anfrage direkt an die zuständige Abteilung im Kfz-Betrieb weiter. „Das größte Potenzial von KI-Lösungen sehe ich aktuell in der Dokumentation im Rahmen von Werkstattaufträgen“, betont Perauer. Hier könne die Kfz-Fachkraft stichwortartig den Reparaturaufwand und -prozess dokumentieren, eine KI-Lösung sorgt für die entsprechende, grammatikalisch richtige und sinnvolle Dokumentation. Das sei besonders bei Garantie- und Gewährleistungsfällen wichtig, da hier in vielen Fällen die Dokumentation vom Hersteller bzw. Importeur nicht vergütet würde. Auch im Bereich Reifen/Räder könne die Dokumentation KI-unterstützt (mit Scannerlösungen) erfolgen. Als weiteren großen Anwendungsbereich von Künstlicher Intelligenz nennt die Unternehmensberaterin den Bereich Marketing/Kommunikation, der in klein(er)en Betrieben oftmals vernachlässigt würde. Mit KI-Tools ließen sich rasch und unkompliziert Social-Media-Postings oder Werbeanzeigen erstellen. 

 Live-Schnittstelle vs. KI

Perauer ist es auch wichtig, auf die Unterscheidung zwischen Live-Schnittstelle und Künstlicher Intelligenz hinzuweisen. Der Werkstattalltag ist heutzutage in vielen Fällen digital, permanent werden Daten gesammelt. Diese Daten in weiterer Folge automatisiert zu analysieren und miteinander in Verbindung zu bringen, wird Aufgabe der KI werden. „In Zukunft werden noch viel mehr Informationen auf die Werkstätten einwirken, die Fahrzeuge werden immer gläserner“, verweist Perauer etwa auf Live--Diagnosedaten von Fahrzeugen – zum Beispiel Bordbatterie- oder Reifenzustand bzw. ob Warnhinweise angezeigt werden –, die künftig automatisch an die (vorrangig markengebundene) Werkstätte gemeldet werden.