KLART€XT: Was sind aktuell die größten Herausforderungen für die heimischen Autohäuser?

Mag. Gregor Strassl: Seit fünf Jahren erleben wir einen Neuwagen-Markt mit rund 250.000 Neuzulassungen jährlich. Fahrzeuge, die wir vor fünf Jahren nicht verkauft haben, fehlen uns heute bei den Werkstatt-Erträgen. Ein schwacher Markt führt zu fehlenden Umsätzen im Aftersales-Bereich. Fehlt das Auto, verkaufen wir keinen Ölwechsel und keine Reifen. Das ist jetzt bei unseren Händlern sowie bei unseren Standorten angekommen.
Dabei müssen wir uns bewusst sein, dass sich die Situation 2025 und auch 2026 nicht verbessern wird. 
Dazu kommen Kosten- und Personalthemen. So sind die Lohnkosten in den letzten vier Jahren um rund 20 Prozent gestiegen. Das belastet insbesondere den personalintensiven Einzelhandel. Der demografische Wandel führt darüber hinaus zu weniger Arbeitskräften und erhöht zusätzlich die Lohnkosten.

Wie begegnet man dieser Entwicklung?

Strassl: Wir müssen unsere Kapazitäten ständig den Umsatzmöglichkeiten anpassen. Selbst wenn der Umsatz auf Vorjahresniveau liegt, deckt dieser die gestiegenen Personalkosten nicht mehr ab. Nach den Corona-Jahren mit akzeptablen Erträgen erleben wir nun eine Ertragsminderung, höhere Rabatte und mehr erforderliche Werbung. 
Ein weiterer Faktor ist die Unsicherheit durch Zölle und Handelskonflikte. Es ist sicher, dass Produkte teurer werden. Wir dürfen uns keine Dynamik erwarten.

Was bedeutet das für Ihre Händlerpartner bzw. Ihre eigenen Betriebe?

Strassl: Sowohl unsere Partner wie auch wir selbst sind gefordert, die Kostenstruktur regelmäßig und intensiver als in den vergangenen Jahren anzupassen. Wir müssen regelmäßig nachschärfen und in der jetzigen Situation noch schneller und besser an der Kostenstruktur arbeiten. Wir sind in einer Branche tätig, die mit 1 bis 2 Prozent Umsatzrendite arbeitet. Daher ist es immanent, immer viel zu verkaufen und darauf zu achten, die Fixkosten extrem im Griff zu haben.
Darüber hinaus müssen wir unsere Abläufe und Prozesse überdenken, die seit Jahrzehnten erfolgreich laufen, etwa im Bereich der Elektromobilität: E-Fahrzeuge werden mehr, aber auch Hybrid-Modelle nehmen zu. Elektroautos verändern unsere Prozesse, nicht nur in der Reparatur, sondern auch in den vor- und nachgelagerten Abläufen. 
Wenn beispielsweise ein beschädigtes Fahrzeug mit Hochvolt-Batterie am Gelände abgestellt wird, etwa von einem externen Abschleppdienst am Abend oder am Wochenende, so wie seit vielen Jahren problemlose Praxis, dann kann es mit einem stark beschädtigten E-Auto zu einem existenzbedrohenden Brand kommen. 
Wir müssen uns dieser Gefahrensituation bewusst sein und aus dieser Überlegung ist auch Saubermacher Battery Services, gemeinsam mit Saubermacher und Porsche Austria, entstanden.

Was macht Denzel aus Ihrer Sicht aus?

Strassl: Wir sind als Denzel beides, sowohl Großhändler wie auch Einzelhändler, wo wir jährlich 10.000 Autos vermarkten. Als Privatunternehmen in beiden Bereichen kennen wir die Chancen, Risiken und Herausforderungen beider Seiten. Wir sehen diese Herausforderungen täglich in unserer Bilanz. Als Großhändler versuchen wir, den Einzelhändler zu verstehen, seine Chancen und Bedürfnisse zu erkennen. 
Als privater Großhändler respektieren wir jeden Partner, egal ob dieser 50 oder 1.000 Autos pro Jahr verkauft. Am Ende des Jahres müssen alle eine Bilanz vorlegen, Steuern und Mitarbeiter bezahlen. Davor haben wir großen Respekt und treffen dementsprechend unsere Entscheidungen. Entscheidend für die Zusammenarbeit ist das Mindset, die Einstellung gegenüber dem Partner. Bei uns ist dieser Grundrespekt Teil der DNA.
Wir sind Vermittler zwischen Hersteller und Händler. Wenn wir erfolgreich sind, hört man uns in den Hersteller-Zentralen auch zu. Und nicht zuletzt sind wir bei den Herstellern Geschäftspartner und nicht Angestellte, da können wir das eine oder andere Thema beim Namen nennen. 

Wo gibt es noch Wachstums- oder Ertragsmöglichkeiten?

Strassl: Ein Beispiel ist das Reifengeschäft. Hier sehen wir, dass die Autohändler erkannt haben, wie wichtig dieses Segment ist. So betreut unsere Tochter Autoplus (Ersatzteile, Reifen, Zubehör, Anm.) 2.500 Kunden und hat erstmals mehr als 700.000 Reifen pro Jahr verkauft. Wie überall liegt unser Fokus auch hier klar darauf, dem Einzelhandel zu helfen, erfolgreich zu sein – denn unsere Partner haben es aktuell nicht leicht. 
Jede Entscheidung, die wir treffen, folgt dem Grundsatz: Wie können wir unsere Kunden dabei unterstützen, mehr zu verkaufen? Das ist der Kern unseres Denkens und unserer Unternehmensphilosophie.