Herr Polke, wie hat das damals begonnen bei Ihnen mit der E-Mobilität?
Thomas Polke: Die Entscheidung ist 2012 gefallen, da hat Renault mit der Zoe, dem Zweisitzer Twizy und dem Fluence das Thema ins Spiel gebracht. Rasch ist bei mir die Entscheidung gefallen: Ja, das mache ich! Interessiert hat mich der technische Aspekt genauso wie der Umweltgedanke. Ich sehe E-Autos als Chance für klima- und umweltfreundlichere individuelle Mobilität.
Gestartet sind wir mit Fluence – als Stufenheck in Österreich ein Nischenmodell – und mit dem leichten Nutzfahrzeug Kangoo, der vor allem bei Kommunen sehr gut funktioniert hat. 2013 ist dann schon die Zoe gekommen: gefällig, alltagstauglich, und mit dem Batteriemietmodell, das die Scheu vor dem finanziellen und technologischen Risiko genommen hat. Das Mietmodell ist heute nicht mehr nötig, weil wir sehen, dass die Akkus halten – dafür gibt es jetzt längere Garantiezeiten. Heute haben wir Renault, Dacia und seit 2022 Maxus E-Fahrzeuge im Sortiment, diese kommen auch bei der österreichischen Post zum Einsatz.

Wie hat sich das Geschäft mit E-Fahrzeugen in dieser Zeit entwickelt, wie hart trifft Sie die derzeitige „Flaute“?
Polke: Anfangs erlebten wir eine starke Steigerung, vor allem in den Jahren 2016 bis 2018. Förderungen, steuerliche Erleichterungen, aber auch größere Akkus haben die Autos vor allem als Firmenautos sehr interessant gemacht. In den letzten beiden Jahren hat die Nachfrage unter den hohen Energiepreisen gelitten, welche die Wirtschaftlichkeit unter Druck bringen. Derzeit sind wir bei den Auslieferungen wieder auf einem sehr hohen Level – nicht zuletzt wegen guter neuer Modelle wie dem Scenic – und verzeichnen etwa 20 bis 25 Prozent Elektro-Quote bei uns im Haus.

Wie groß war denn die Skepsis bei den Kunden, wie hat sich das entwickelt?
Polke: Wir haben von Anfang an mit genauer Bedarfsermittlung herausgearbeitet, ob das E-Fahrzeug für den Mobilitätsanspruch des Kunden passt. Es ist zu akzeptieren wenn Kunden nicht auf ein E-Fahrzeug umsteigen wollen. Diese Kunden bekommen bei uns das Auto, das sie haben wollen, ­nämlich eines mit Verbrennungsmotor. Im Grunde sage ich zu einem Kunden: E-Mobilität passt für dich optimal, wenn du ungefähr 95 Prozent deiner Fahrten ohne externes Laden bestreiten kannst. Das wird sich in den kommenden Jahren durch den Ausbau der ­Ladeinfrastruktur ändern.

Wie war das bei Ihren Mitarbeitern, gab es da anfangs Ängste?
Polke: Als Unternehmer lebe ich das Thema sozusagen vor, und wenn es von oben nach unten gelebt wird, dann ist auch allen die Unternehmensrichtung klar. Ich habe auch am Anfang keine besondere Skepsis bemerkt und auch rasch alle Mitarbeiter in die nötigen Schulungen geschickt. Es war interessant, weil es für uns alle Neuland war, das wir gemeinsam beschritten haben. Heute spielt es fast keine Rolle mehr, ob ein E-Auto in der Werkstatt steht oder ein Verbrenner.

Sie haben zuletzt auch die lNfz-Marke Maxus aus dem SAIC-Konzern via Importeur Denzel ins Portfolio genommen – ­erste Erfahrungen mit einer „China-Marke“?
Polke: Also bei den Kunden ist Naserümpfen über China kein Thema. Es gibt Unternehmen, die haben das für sich derzeit ausgeschlossen. Die Maxus E-Nfz sind solide Fahrzeuge mit großer Reichweite und einem guten Preis, welche zum Beispiel die Post einsetzt, die ja hier in Mistelbach eine große Zustellbasis betreibt.

Die Transformation lässt bei so manchem Unternehmer auch Ängste aufkommen, was Sicherheitsbestimmungen und -risiken betrifft. Wie sehen Sie dieses Thema?
Polke: Für uns ist es an sich recht einfach: Der Hersteller macht die Vorgaben, und an die halten wir uns. Komplizierter wird die Sache im Kontakt mit Behörden: Renault empfiehlt einen Quarantäneplatz, also wandten wir uns an die Behörden, ob es dafür konkrete Vorgaben gibt. Antwort: Es gibt keine Regelungen. Auch was das Pickerl betrifft, war die Situation vor allem am Anfang unklar, und bis heute fehlen konkrete Vorschriften für die §57a am Elektrofahrzeug.

Haben Sie im Zuge des Antriebswandels auch in eigene Energieerzeugung und Speicher investiert?
Polke: Es war von Anfang an mein Bestreben, Energie mittels einer Photovoltaik-Anlage selbst zu produzieren; fast ein bisschen ein Spleen von mir. Heute haben wir eine PV-Anlage mit 55 kWp und 22 kWh Stromspeicher bei etwa 200 bis 260 Kilowattstunden Verbrauch pro Tag. An Ladepunkten haben wir 9 AC-Ladepunkte mit 11 kW, davon 4 im Energy Management System, sodass Überschussladen möglich ist. In der Auslieferung errichten wir jetzt einen 50-kW-DC-Lader.
Hier im innerstädtischen Bereich war das schon recht schwierig umzusetzen. Wir haben dazu vor einigen Jahren gleichzeitig mit einem Glasfaseranschluss sozusagen „in die Erde“ investiert – es waren schwierige Gespräche mit der EVN, überhaupt das zu bekommen. Mittelfristig wird es vor allem notwendig sein, sehr schnelle HPC-Lademöglichkeiten an den Autobahnen und Verkehrsknotenpunkten anzubieten, mit kurzen Warte- bzw. Ladezeiten, wie es die Kunden von einem herkömmlichen Tankstopp gewöhnt sind.

Der neue Antrieb lässt die Kunden auch mit neuen Fragen kommen, die Sie schon ein bisschen angesprochen haben: Wie kriegen Sie die Beratung dafür gut hin?
Polke: Es ist unser Job, dem Kunden das ganze System, also auch das Laden, zu erklären. Wir beraten aufgrund seiner Angaben, was er für einen Mobilitätsbedarf hat, und zeigen die Möglichkeiten auf. Das geht bis zur mobilen Ladestation, die der Kunde auch bei uns im Haus bekommt – ein Angebot, das auch sehr gut angenommen wird. Alles, was am Haus des Kunden zu errichten wäre, ist nicht länger unser Metier, da empfehle ich immer: „Gehen Sie zu Ihrem Elektriker, der die Gegebenheiten bei Ihnen zuhause kennt und Sie entsprechend beraten kann.“

Dauern die Beratung und das Verkaufen dadurch nicht viel länger?
Polke: Mittlerweile nicht mehr. Klar gibt es viele Fragen, aber wir fahren nach wie vor in einem Auto mit 4 Rädern, und die Fahrenergie muss ich hier wie dort bezahlen. Manchmal ist es auch gar nicht die Elektromobilität, welche den Beratungsbedarf mit sich bringt: Bei vielen ist der Erstkontakt mit einem Automatikgetriebe eine einschneidendere Veränderung, weil gerade hier am Land fahren viele noch mit Schaltgetriebe.

Was raten Sie Kollegen, die noch vor der Transformation stehen?
Polke: Man kann nichts falsch machen, wenn man sich jetzt mit der Sache auseinandersetzt. Wenn wir 2035 einen Großteil der Neufahrzeuge elektrisch haben müssen, wird es ohnehin Zeit, sich für das Thema fit zu machen. Ich sehe offen gesagt auch, dass das gerade passiert. Alle beschäftigen sich damit, der eine schneller, der andere langsamer. Ich bin überzeugt davon, dass die Branche sich umstellt. Wichtig wäre es, gerade auf EU-Ebene klare Aussagen zu treffen und dabei zu bleiben. Bei den Herstellern ist so viel investiert worden, da gibt es kein Zurück mehr. Und: Günstiger wird es nur, wenn die Volumina steigen, aber insgesamt ist beim Neuwagenabsatz die kritische Masse längst überschritten.

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