Wie viel die Elektromobilität in der Praxis zu Klimaschutz und allgemein zu sauberer individueller Mobilität beitragen kann, hängt mitunter auch davon ab, wie gut das Herzstück der Stromer – die Speicherbatterie – in einen Recycling-Prozess integriert werden kann. Gleichzeitig herrscht bei vielen Beteiligten noch merklicher Informations- und Aufklärungsbedarf zum Thema, wie mit verunfallten bzw. defekten E-Fahrzeugen umzugehen ist. Für den Kfz-Betrieb ist hier oft der Fahrzeughersteller der einzige Ansprechpartner, denn wie sich bei einigen unseren Reportagen herausstellt, zeigen sich die Behörden oft überfragt, wenn Unternehmer in puncto Betriebsanlage für E-Fahrzeuge konkrete Auskünfte brauchen.
Anpassung zwingend vorgeschrieben
Branchen-Experte und Jurist Dr. Fritz Knöbl sieht im Kern § 82 der Gewerbeordnung als schlagend an. Dieser ermächtigt den Gesetzgeber, zur Vorbeugung von Gefahren entsprechende Verordnungen zu erlassen und verpflichtet die Unternehmen, ihre Betriebe einer geänderten Sachlage anzupassen. Wer vorgegebene Schutzbestimmungen nicht einhält, haftet für die daraus resultierenden Schäden, so die Rechtsnorm. Daraus folgert der Jurist, dass „die Anpassung der „gewerblichen Betriebsanlagen“ an den „Stand der Technik“ zur Vermeidung von Gefahren für Leben, Gesundheit und Umwelt Voraussetzung für den Weiterbetrieb ist. „Es gibt keine Ausreden, dass die Betriebsanlagen bei der letzten behördlichen Überprüfung noch genehmigt wurden.“ Wie die Regularien genau liegen, hänge nicht zuletzt vom Standort ab. Denn die Hersteller geben zwar Richtlinien mit Handlungsempfehlungen ab, aber eine bundeseinheitliche Verordnung fehlt bis heute.
Zur Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern gibt die vom Österreichischen Verband für Elektrotechnik herausgegebene OVE-Richtlinie R-19 Auskunft. Diese wurde Anfang 2024 zuletzt überarbeitet und etwa mit einer in der Schulungsbranche geforderten Auffrischungspflicht für Hochvolt-Schulungen ergänzt. Dass diese HV-Schulungen kein Neuland mehr sind, bestätigen uns sowohl Betriebe als auch Berufsschulen, wo die künftigen Fachkräfte schon heute durchgängig mit E-Mobilität in Kontakt kommen.
Was Lagerung und Entsorgung von Unfallfahrzeugen angeht, hat sich einer der größten Entsorgungsspezialisten Österreichs in Position gebracht, um die Branche zu unterstützen: Die Saubermacher Battery Systems (SBS) ist ein Joint Venture von Saubermacher, Denzel und Porsche Austria, das in Unterpremstätten ein großes Aufbereitungs-Center für ausrangierte Akkus betreibt und fachkundigen, schnellen und sicheren Service für Abschleppunternehmen und für Kfz-Betriebe anbietet – „Lösungen aus einer Hand“, wie ein Sprecher sagt. Den Werkstätten wird markenunabhängig für eine monatliche Gebühr ein umfassendes Paket angeboten, das mit der raschen Bereitstellung von innovativen Quarantänecontainern beginnt und bis zur Entsorgung sowie Aufbereitung zum Recycling reicht. Die Experten der SBS stehen auch beratend zur Seite, was erforderliche Maßnahmen bei existierenden Betriebsanlagen betrifft.
Der Prozess der Verwertung am Gelände beginnt damit, dass die angelieferten Stromspeicher tiefenentladen und dann kurzgeschlossen werden. Zum Recycling werden die Akkus (darunter auch Stromspeicher aus Haushaltsgeräten oder E-Zigaretten) in Container mit brandhemmendem Vermiculite--Granulat zu Partnerfirmen weitertransportiert.
Lithium-Ionen-Batterien gelten als Gefahrgut der Klasse 9, daher sind Herstellervorgaben zur Lagerung im Betrieb penibel einzuhalten, mahnt Knöbl. „Wenn diese im Brandfall nicht beachtet wurden, kann es bei der Auseinandersetzung mit der Betriebshaftpflichtversicherung haarig werden. Findet der Brandsachverständige, dass der Schaden durch deren Einhaltung vermeidbar oder jedenfalls geringer gewesen wäre, bleibt die Werkstätte auf diesen Kosten sitzen.“ Zum -Transport bietet SBS eigene Transportbehälter mit Temperatur-sensoren zur thermischen Überwachung.
Im Tiroler Kössen hat sich in den letzten Jahren mit der Seda Umwelttechnik ebenfalls ein Top-Spezialist bei der Verwertung von E-Fahrzeugen etabliert, der auch heuer wieder auf der großen Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft IFAT 2024 in München Prozesse und Tools zum Handling von Elektrofahrzeugen und Hochvoltspeichern demonstrierte – von Lagerung über den Transport bis hin zum Recycling.
Apropos: Was die erzielbare Recyclingquote der Batterien von E-Autos betrifft, liegt diese laut SBS derzeit bei den metallischen Komponenten einer Traktionsbatterie bei 95 Prozent, bei der Chemie etwa bei 55 Prozent.
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