Die E-Mobilität wird mit den steigenden Zulassungen auch in der Werkstätte mehr und mehr dominieren, in der Markenwerkstätte früher, in den freien Betrieben vielleicht etwas später. „Dazu kommt immer mehr Elektronik, vor allem in Form der Assistenzsysteme“, erklärt Jessica Perauer, die gemeinsam mit Dieter Kornfehl als K & P Beratung GmbH Kfz-Betriebe im Aftersales berät. „Wir entwickeln uns vom Mechaniker zum Elektriker, zum Systemelektriker“, so Perauer: „Darauf müssen wir uns vorbereiten, die Mitarbeiter entsprechend ausbilden.“

Dabei werden die Themen nicht nur technologisch immer komplexer. „Auch die Anwendung für den Autofahrer wird komplizierter“, weiß Kornfehl. Der Techniker muss erkennen, ob es sich um einen Anwendungsfehler, um Systemgrenzen oder tatsächlich um ein technisches Problem handelt. „Sobald ein Auftrag eröffnet wird, entstehen Aufwand und Kosten.“ Dann muss das Problem entsprechend gelöst werden, um das dem Kunden verrechnen zu können.

„So ist etwa für den Fahrer von Elektroautos die App ein entscheidendes Werkzeug“, sagt Kornfehl. Lässt sich diese nicht mit dem Auto verbinden, stellt sich die Frage: Ist es ein Problem mit der App oder dem Smartphone, hängt der Server beim Hersteller oder ist ein Kommunikationsteil im Auto defekt? „Und es ist legitim, für den hohen Ausstattungs- und Ausbildungs- und Sicherheits-Aufwand in der Elektromobilität entsprechende Stundensätze zu verlangen“, ergänzt Kornfehl.

Das Auto meldet sich

Auch in der Betreuung bleibt nichts beim Alten: „Zukünftig wird man nicht mehr warten, bis sich der Kunde meldet, sondern auf Basis der Fahrzeuginformationen direkt auf den Kunden zugehen, etwa mit einem Termin für den -anstehenden Service“, erklärt Perauer. Generell wird die Digitalisierung in der Kundenbetreuung eine immens wichtige Rolle spielen. „Momentan wird der Mehrwert der digitalen Tools noch zu wenig erkannt“, berichtet Kornfehl aus seinen Erfahrungen: „Dabei würde die Digitalisierung, richtig gemacht, vieles erleichtern und den Mitarbeitern auch mehr Zeit für den Kunden ermöglichen.“

Offen gegenüber Neuem

„Die Unternehmer und die Mitarbeiter müssen Neuerungen gegenüber absolut offen sein. Wenn wir es nicht schaffen, die Mitarbeiter mitzunehmen in diesem Wandel, tut sich in den nächsten Jahren ein echtes Loch in unseren Werkstätten auf“, so Perauer. Dafür braucht es einen positiven Zugang, Leidenschaft und Interesse, auch seitens der Unternehmer. „Die Techniker müssen auch mit dem E-Auto unterwegs sein, um zu lernen und den Kunden zu verstehen.“

Das Geschäft wird den Werkstätten jedenfalls nicht ausgehen, auch nicht mit wachsender Elektromobilität. „Der Gesamtbestand wächst nach wie vor, die Aufgaben werden komplexer, wachsende Elektronik und Fahrerassistenzsysteme erfordern gut ausgebildete Profis in gut ausgestatteten Betrieben“, ist Perauer überzeugt.

Ertragssituation

Zeit und Bequemlichkeit sind heute ein wesentlicher Faktor. „Für Zeitersparnis und Komfort ist der Kunde bereit, mehr zu bezahlen“, so Kornfehl. Mit hoher Auslastung, Zusatzverkäufen und entsprechenden Stundensätzen ist das Werkstatt-Geschäft auch zukünftig der Ertragsbringer in den Kfz-Betrieben. Man muss sich aber rechtzeitig auf die neuen Herausforderungen vorbereiten und die Weichen stellen. „Man muss jetzt auf der Welle mitreiten, sonst ist man bald nicht mehr dabei“, ist Perauer überzeugt.

Dabei sind nicht alle Betriebe schon gut vorbereitet. „Die Unternehmer glauben, sie sind gut aufgestellt, die von uns entwickelte Check-Liste ergibt aber, dass sehr viele es noch nicht sind“, so die beiden Berater.

Die Elektromobilität geht Hand in Hand mit der Digitalisierung und kommt mit Riesenschritten. Das Problem ist derzeit – in beiden Bereichen – die Unwissenheit und die Angst davor. Beides wäre relativ einfach lösbar.

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