Christian Poprask strahlt Dynamik und Optimismus aus, als er uns in seinem Autohaus in der Südweststeiermark begrüßt. Auch Sohn und Gattin treffen wir im Betrieb an, der Standort in Deutschlandsberg ist nicht besonders groß, dafür sehr schön am Waldrand gelegen – wovon noch in anderem Zusammenhang die Rede sein wird.

Beim A&W-Verlag ist der Autohausunternehmer erstmals vor einigen Monaten mit einem Leserbrief aufgefallen, in dem er launig von jenen Elektroauto-Mythen erzählte, mit denen er in seinem Alltag konfrontiert wird. Als Autohändler auf E-Mobilität umzusteigen, sei die beste Entscheidung seines Lebens gewesen, schrieb er damals.

Aller Anfang ist schwer?

Dabei ist der ehemalige Offroad-Rennfahrer – „an einer Rallye wie der Croatia Trophy teilzunehmen, verträgt sich heute nicht mehr so ganz mit meinen aktuellen Ansichten zum Thema Auto“ – eher zufällig bzw. aus einer Notlage heraus zur E-Mobilität gekommen. 

Nachdem er das Autohaus seines Vaters in Eibiswald übernommen und den zweiten Standort in Deutschlandsberg dazugekauft hatte, musste er trotz erfolgreicher Verkäufe schlechte Erfahrungen mit dem Importeur einer italienischen Marke machen. Ende der 2010er-Jahre war er zufrieden auf die japanische Marke Mitsubishi fokussiert – die er bis heute verkauft –, als 2020 die schockierenden Berichte kamen, dass der japanische Hersteller ein Ende seiner Europa-Aktivitäten plane. Bei Gesprächen mit dem Importeur Denzel tat sich eine Alternative auf: Ob Poprask nicht chinesische Elektroautos verkaufen wolle? Kurzentschlossen sagte er zu.

Verkehrte Welt für Bedenkenträger 

Aller Anfang ist schwer, das gilt auch in China – oder in Österreich, wenn man auf eine neue Marke umsteigt. „Wir haben nichts gewusst über das Auto“, so Poprask über die ersten Modelle, den ZS EV und den Plug-in-Hybrid EHS. Die Zusammenarbeit mit dem erfahrenen Importeur erwies sich als belastbares Rückgrat, und auch der chinesische Staats-Konzern SAIC überzeugte den steirischen Händler mit schneller Entwicklungsarbeit. „Schnell bekamen wir die nötigen Informationen, die Diagnosetester, die Zugänge, und dann stellte sich auch rasch das Aha-Erlebnis ein: alles keine Hexerei, im Gegenteil sogar sehr einfach“, erzählt Poprask. Durch die Beschäftigung mit den Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen von Mitsubishi waren Hochvolt-Schulungen im Betrieb bereits gang und gäbe.

„Derzeit verkaufe ich zu 70 Prozent E-Autos und zu 30 Prozent Verbrenner“, sagt Poprask, der über anfängliche Bedenken seiner Kollegen und Bekannten heute nur mehr lächeln kann. „Das wird nix? Im Gegenteil!“, ist er überzeugt von der Elektromobilität. „Die Mobilität wird sich insgesamt ändern, es wird weniger Autos geben – und die werden großteils elektrisch sein.“ 

Auch sonst dürfte vieles, was bei Poprask Normalität ist, sich für manchen Autohaus-Unternehmer wie eine verkehrte Welt anhören. Die Kundenfrequenz am Standort kommt hauptsächlich über die E-Modelle zustande, und während andere Händler vor dem Ankauf von gebrauchten EV zurückschrecken, zögert er, alte Technologie in Zahlung zu nehmen. 

„Wenn ich schon höre, dass ein Kollege ungern E-Autos zurücknimmt“, wundert sich Poprask. „Ich bin hingegen vorsichtig, wenn einer einen Verbrenner oder Plug-in-Hybrid eintauschen möchte.“ Vom PHEV als technische Plattform hält er ohnehin nicht viel: „Wozu brauch‘ ich das?“ Mit dem Line-up bei MG ist Poprask hingegen sehr glücklich und rechnet auch mit dem MG3, einem Vollhybrid, als Geschäftsbringer. Für 2025 stehen Auffrischungen beim großen SUV Marvel-R und beim Kompaktkombi MG 5 an. 

Alles anders?

Das europäische Erbe hilft der Marke MG, ist Poprask überzeugt, zumindest bei den Älteren – obwohl natürlich bekannt ist, dass es sich um einen chinesischen Hersteller handelt. Auch Maxus ist bei den Gewerbekunden in der Region gut angekommen – bislang bildet der Pick-Up T90 EV allerdings eine unrühmliche Ausnahme. Der Händler hofft auf die Allrad--Variante, denn im Prinzip ist der Wagen wie gemacht für einen Verkaufserfolg in Österreichs ländlichen Regionen.

Natürlich hat die Transformation auch in den Abläufen des Kfz-Betriebs Veränderungen nach sich gezogen. Am Standort Deutschlandsberg fokussiert Poprask auf den Verkauf, im entlegeneren Eibiswald steht nun eine große -Kfz-Werkstatt und die Spenglerei. „Die Hälfte des dortigen großen Schauraums habe ich an einen Bestatter verpachtet“, grinst Poprask, „der dort jetzt Särge ausstellt.“ 

Auch die Kundenberatung ist bei der neuen Technologie sicherlich aufwändiger, resümiert der Händler. „Ein Interessent bekommt von mir zuerst das Auto mit, inklusive einer mobilen Wallbox bzw. eines intelligenten Ladekabels, und er soll einmal damit fahren.“ Wie viele E-Auto-Anhänger ist auch er überzeugt, dass die Technologie am besten für sich selbst sprechen kann, in der Bewegung sozusagen.

Dennoch sieht es Poprask als unbedingt notwendig an, das Ökosystem des Autos gründlich zu erklären. Welche Möglichkeiten des Ladens gibt es? Wie lade ich zuhause? Welche Ladekarten gibt es, wie finde ich heraus, welche ich brauchen kann? Und auch das Auto selbst erfordert beim ersten Mal eine gründliche Einweisung. „Für die Auslieferung eines E-Autos hier am Standort nehmen wir uns eine bis drei Stunden Zeit“, so der Händler.

Etwas verblüffend: Viele Berührungsängste und anfängliche Probleme haben gar nichts mit der Elektro-Technologie zu tun, sondern eher mit modernen Assistenzsystemen, die bei E-Autos deutlich weiter verbreitet sind als zum Beispiel bei Einstiegsmodellen mit Verbrennungsmotor. Beispiel? „Der Kunde kommt und beschwert sich über den aktiven Spurhalteassistenten, der ständig ‚ins Lenkrad greift‘“, erzählt Poprask. Das ist dann „Einstellungssache“.

Dennoch wirft die E-Mobilität bei den Umsteigern das eine oder andere Problem auf: Schnellladen ist oft der Grund, warum ein Kunde bei Poprask anruft – etwa weil das Auto zwar bis zu 150 kW laden könnte, aber das trifft eben nicht immer zu, und schon gar nicht, wenn die Ladesäule nur 50 kW leistet. „Im Kollegenkreis höre ich ab und zu: Wieso soll ich meinen Kunden das Laden erklären, das Tanken erkläre ich ihnen ja auch nicht“, ärgert sich Poprask. Wenn alle Stricke reißen, stieg Poprask schon einmal selbst zum Troubleshooting ins Auto, um einem Kunden an einem widerspenstigen Schnelllader aus der Patsche zu helfen. Oft sind die Ursachen für streikende Lader in einer banalen Fehlbedienung, Ungeduld oder mangelndem Wissen zu suchen, was mögliche Fehlerquellen sein könnten. „90 Prozent der Negativberichte über E-Autos könnten vermieden werden, wenn die Autos beim Händler besser erklärt würden“, ist sich Poprask sicher.

Neue Technologie, alte Händlertugenden

Die Kompetenz des Unternehmers und sein Bekenntnis zur Kundenbetreuung haben sich in der Region schnell herumgesprochen: „Viele Leute rufen mich an, wenn sie Probleme mit ihrem E-Auto haben – auch wenn sie gar keine Kunden von mir sind“, schmunzelt er. 

Das hat auch mit guten alten Verkaufstugenden zu tun, die in seinem Betrieb hochgehalten werden: Dinge wie Ans-Telefon-Gehen oder Zurückrufen. „Allerdings müssen wir auch in diesem Bereich langsam darauf achten, dass es uns nicht zu viel wird.“ 

Dass E-Mobilität mehr ist als nur ein neuer Antrieb im Auto, sondern vielmehr ein völlig neues Ökosystem, das im Idealfall bis zur eigenen Stromerzeugung und -speicherung reicht, wird auch bei Poprask deutlich. Die installierte PV-Anlage in Eibiswald verfügt über 50 kWp Maximalleistung, 22 kWh Speicher verlängern die Zeitspanne, in der die Eigenproduktion auch verwendet werden kann. Privat verfügt er über weitere 15 kWp Photovoltaik, ebenfalls mit Speicher. „Hier am Standort Deutschlandsberg ist eine PV-Anlage nicht sinnvoll, da wir ungünstig am Waldrand positioniert sind.“ Lachend fügt er hinzu: „Und die schönen Bäume abzuholzen, damit wir umweltfreundlicher werden können, fände ich auch nicht besonders gescheit.“

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