Das Geschäft mit der Elektromobilität steht und fällt mit dem Verkäufer“, ist Tamara Heinz überzeugt. Sie ist Prokuristin beim Autohaus Uitz im steirischen Feldbach – einem Vorzeigebetrieb, wenn es darum geht, wie sich Kfz-Unternehmen für Mobilitäts- und Energiewende positionieren. Im Frühjahr 2024 ließ Miteigentümer Ing. Gerhard Winkler erstmals eine umfangreiche CO2-Bilanz für seinen Betrieb erstellen, verfasst vom renommierten Experten Wolfgang Pekny, der unter anderem an der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU) lehrt.
Aufgeschlossene Mitarbeiter sind der Schlüssel
Prokuristin Heinz ist im Betrieb federführend mit der Umsetzung der Antriebswende in Richtung Elektromobilität betraut. „Wir sind sehr zufrieden mit den Verkäufen und derzeit gegenüber dem österreichischen Gesamtmarkt leicht vorn“, berichtet sie – auch wenn man mit Mercedes-Benz und Ford keine Niedrigpreisanbieter vermarkte.
Der Grund, warum es bei Uitz in der Südoststeiermark – „eine Vorreiterregion, wenn es um E-Mobilität geht“, sagt Heinz – besser läuft als anderswo: „Wir haben unser Vertriebsteam umgestellt und haben jetzt junge, aufgeschlossene Verkäufer im Schauraum, die sich selbst für Elektromobilität interessieren und keine Angst vor dem Neuen haben – genauso wenig wie ich selbst!“
Diesem jungen Team sitzen in den Verkaufsgesprächen heute nicht nur interessierte, sondern auch sehr gut informierte E-Autokäufer gegenüber, wie sie erzählt. Sei früher eine gute Bedarfsanalyse gewissermaßen der halbe Verkaufserfolg gewesen, müssten die Verkäufer heute viel mehr ins Technische gehen, über Lademöglichkeiten, Wallboxen und Förderungen Bescheid wissen. „Dabei ist zu beachten, dass wir für Aussagen im Verkaufsgespräch haftbar sind – der Kundenberater muss also die richtigen Aussagen treffen und nicht zuletzt dem Kunden Auskunft geben können, welche Anlaufstellen für welchen Schritt die richtigen sind.“
Im steirischen Familienbetrieb in dritter Generation ist nachhaltiges Wirtschaften längst in der Unternehmens-DNA verankert, etwa durch drei hauseigene Hackgutfeuerungsanlagen, betrieben mit Holz aus den eigenen Wäldern. Auf den Dächern sind mehrere PV-Anlagen mit einer Kapazität von 210 Kilowatt-Peak installiert. Bei der Fahrzeugwäsche wird Regenwasser eingesetzt.
„Dadurch ist auch das Ergebnis besser“, erzählt Winkler. Auch bei der Mülltrennung setzt man auf ein ausgeklügeltes System, und gemeinsam mit dem Motorenölhersteller Castrol wird der Klima-Fußabdruck bilanziell verbessert und so pro Ölwechsel bis zu sechs Kilogramm weniger CO2 emittiert.
Auch in der Werkstatt fächern sich die Anforderungen an das Team durch die Antriebswende nun breiter auf als früher. „Hier brauchen wir beide, die ‚alten Hasen‘, die auch noch einen Vergaser einstellen können zum Beispiel, genauso wie die ‚jungen Wilden‘, welche ohne Scheu an Hochvoltsystemen arbeiten und die dazu nötigen Ausbildungen schaffen“, sagt Heinz. Das Berufsbild ändere sich gerade dramatisch, sie frage sich oft, ob in den Werkstätten künftig hauptsächlich Mechatroniker oder HTL--Absolventen zum Einsatz kommen würden.
Markt an einer wichtigen Schwelle
Was den Verkauf von E-Fahrzeugen betrifft, steht man laut Heinz gerade an einer wichtigen Schwelle. „Die gewerblichen Fahrzeughalter fahren bereits elektrisch, bei den Privaten, die ja sehr preissensitiv sind, ist im Moment noch Potenzial.“ Allerdings würden die Hersteller gerade Aktivitäten lancieren, um Leasing-Rückläufer mittels Garantieverlängerungen preislich attraktiver zu machen. „Schön langsam tut sich bei den Privatkunden auch etwas“, befindet Heinz, die Gebrauchtwagenverkäufe von Elektrofahrzeugen befänden sich zwar auf einstelligem Stückzahl-Niveau, aber man verzeichne keine Langsteher am Hof.
Sie sieht die Elektromobilität als „gekommen, um zu bleiben“. Für die nächsten beiden Jahre hätten die Hersteller Akku-Entwicklungen in der Pipeline, welche der Reichweitenangst endgültig den Stecker ziehen würden und Kleinwagen mit etwa 700 Kilometer Reichweite ermöglichten. Einen schwerwiegenden Hemmschuh sieht die Prokuristin dennoch: „Die Politik ist gefordert, dass die Netze ertüchtigt werden können.“
Denn einen Schnellader sucht man bei Uitz noch vergeblich, ebenso wie einen stationären Speicher, bei dem der Preis der hemmende Faktor ist. Gerade einmal 4 AC-Ladepunkte stehen halböffentlich (und gut genutzt, wie Heinz anmerkt) zur Verfügung, Überschuss-Strom aus der großen PV-Anlage wird derzeit ins Netz eingespeist. Einen Hypercharger zu betreiben, „gibt das Netz derzeit nicht her“, berichtet Heinz. Gerade weil sich bei schweren Nutzfahrzeugen – ein wichtiges Standbein des Betriebs mit Renault und Volvo Trucks – derzeit punkto E-Mobilität viel tut, sieht man großen Bedarf, hier zu investieren. „Wir planen mit 2 mal 150 kW und wollen auch unsere PV um noch einmal 400 kWp erweitern“, so Heinz. Aber so einfach, wie sie sich das früher einmal vorgestellt habe, gehe das nun einmal nicht.
Wo sind die „CO2-Sünder“ im Betrieb?
Auch Pekny übte in seiner Präsentation der CO2-Studie des Autohauses Uitz Kritik an der säumigen Obrigkeit, in diesem Falle an fehlenden Ökobilanz-Standards und gesetzlichen Unklarheiten: So sei nicht festgelegt, was der Begriff „CO2-neutral“ überhaupt einschließe, man sei noch „meilenweit von klagsfesten Ökobilanzen“ entfernt.
Die Daten der Betriebsanalyse zeigten schließlich, dass beinahe 97 Prozent des CO2-Fußabdrucks auf Vorleistungen durch Lieferanten und den Betrieb der Fahrzeuge zurückgehen, Letzterer ist für 79,4 Prozent verantwortlich. Bei den Reparaturleistungen entstehen 55 Prozent der Emissionen durch die Arbeit am Standort.
Wenn man nur die CO2-Emissionen direkt am Standort betrachtet, entstehen diese hauptsächlich durch die Gebäude mit knapp 140.000 kg CO2 pro Jahr, vom verwendeten Stahlbeton und Metall bis hin zur Heizung und Kühlung. Das ist natürlich stark abhängig davon, welche Nutzungsdauer man zugrunde legt. Auch die An- und Abfahrten der Mitarbeiter schlagen mit über 100.000 kg CO2 pro Jahr zu Buche.
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