A&W: Das Reparaturaufkommen ist groß, die Betriebe gut ausgelastet. Wie stark hat sich dieser Trend auf Ihre Geschäftstätigkeit 2023 ausgewirkt?

Werner Lanzerstorfer, PPG: Ja, das ist richtig. Obwohl es regionale Unterschiede gibt, hat sich das Geschäft für PPG im Bereich der Fahrzeugreparatur sehr positiv entwickelt.  Auch die Neukunden, die wir im Laufe des Jahres gewonnen haben, haben einen großen Anteil an unserem positiven Ergebnis.  Alles in allem sind wir mit dem Gesamtjahr 2023 sehr zufrieden.

Christoph Rieser, BASF: Wir sind mit dem Geschäftsjahr 2023 sehr zufrieden und dank unseren innovativen Produkten und innovativen Lösungen, gepaart mit unserer kompetenten Serviceleistung, wachsen wir in unserem Markt.

Marco Windbüchler, Axalta: Wir waren insgesamt sehr zufrieden mit unserem Geschäftsjahr 2023. In einem sich stark wandelnden Markt muss man stets flexibel und innovativ sowie bereit sein, sich weiterzuentwickeln. Ich bin sehr zuversichtlich, gemeinsam mit unserem kompetenten, langjährigen Team auch die nächsten Jahre erfolgreich gestalten zu können. Unser praxisbewährtes und energiesparendes Lacksystem (FCLE) sowie die vollautomatische Mischanlage Axalta Irus Mix geben uns hier noch einen extra Kick mit auf den Weg.

Daniel Kapeller, AkzoNobel: Das erhöhte Reparaturaufkommen hat sich im Jahr 2023 sehr positiv auf die Geschäftstätigkeit von AkzoNobel ausgewirkt. Dabei ist es uns gelungen, technologiebedingte Rückgänge im Lackbereich durch ein überdurchschnittliches Volumen zu kompensieren. Dieses Wachstum ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass wir unseren enorm hohen Kundensupport weiterhin sicherstellen können. Darüber hinaus haben wir auf die wachsende Nachfrage reagiert, indem wir unser Team erweitert haben. Parallel dazu sind unsere Strukturen und Arbeitsabläufe effizienter geworden, und wir haben in die Qualifikation unserer Mitarbeiter investiert. Mit diesen Maßnahmen haben wir die Grundlagen geschaffen, noch schneller und maßgeschneiderter auf die Bedürfnisse unserer Kunden einzugehen und unsere Position am Markt als verlässlicher Partner für Karosseriewerkstätten in Österreich und Europa zu festigen.

Rudolf Weismann, Cromax: Das Reparaturaufkommen war in der Tat im Jahr 2023 signifikant und hat sich deutlich auf unsere Geschäftstätigkeit ausgewirkt. Wir verzeichnen definitiv eine gestiegene Nachfrage nach Produkten für die zeitwertgerechte Reparatur. Mit der alternden Fahrzeugflotte suchen Betriebe vermehrt nach kosteneffizienten Reparaturmethoden, die es ermöglichen, ältere Fahrzeuge wieder in einen guten Zustand zu versetzen. Wir bieten eine breite Palette an Produkten an, die auf diese Bedürfnisse abzielen, einschließlich Rostschutzmittel wie WestColor Unterboden- und Hohlraumschutz, Reparaturlacke, Schulungen zur Dellenreparatur, Aufbereitung sowie Kunststoff- und Lederreparatur. Unser Ziel ist es, Betrieben die notwendigen Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, um zeitwertgerechte Reparaturen effizient durchführen zu können.

Karosserie- und Lackierbetriebe sind mit neuen Antriebstechnologien und Materialien konfrontiert. Sind die Werkstätten ausreichend auf die Zukunft vorbereitet, und wie können Sie als Lacklieferant hier unterstützen?

Lanzerstorfer, PPG: Alle Veränderungen und Neuerungen bei Antrieben und Materialien lassen wir umgehend in unsere Trainings einfließen und sind hier am neuesten Stand. Auch unsere Techniker werden laufend zu diesen Themen weitergebildet und können bei den Kunden vor Ort den Betrieb direkt unterstützen.

Rieser, BASF: Als Lacklieferant liegt unsere Expertise im Lackbereich. Unser Know-how geben wir natürlich an unsere Kunden weiter. Dafür stehen umfangreiche Seminare in unserem Schulungszentrum in Eugendorf zur Verfügung. Im Markt sind wir mit unseren Vertriebsmitarbeitern und Anwendungstechnikern bestens aufgestellt. Unser Know-how und Wissen als OEM-Partner in Serie und gleichzeitig als OEM-Partner in After Sales geben wir an unsere Partnerbetriebe weiter. So erfüllen wir mit unserem Produktportfolio bereits heute die Anforderungen von morgen, zum Beispiel Radar. Darüber hinaus können wir auf ein breites Netzwerk an Experten zurückgreifen. Gemeinsam mit einem Partner unterstützen wir beispielsweise mit unserem BOOST-Assessment die gesamte Werkstatt und können so Verbesserungspotenziale aufzeigen, die unseren Kunden Zeit und Geld sparen können.

Windbüchler, Axalta: Mit unserer patentierten Fast-Cure-Low-Energy (FCLE)-Technologie bieten wir unseren Kunden im Bereich der energiesparenden Produkte ein komplettes Portfolio an hoch effizienten Lacken an – seit 2014 und im Einsatz vielfach bewährt. Unsere Produkttechnologien ermöglichen Lackierungen in einem Arbeitsgang (1-visit-application). Höherer Durchsatz oder Energiekosten sparen – unsere Kunden haben die Wahl. Einen besonderen Schwerpunkt bildet unser Aus- und Weiterbildungsprogramm, das wir auf die professionellen Reparaturlackierer, Lehrlinge und Quereinsteiger maßgeschneidert haben. Vor Kurzem hat Axalta an seinem Standort in Mechelen/Belgien ein Broadcaststudio eröffnet. Damit ermöglichen wir unseren Kunden eine moderne, digitale Weiterbildung – schnell, effizient, am Handy, direkt im Betrieb. Ein umfassendes, brandneues Online-Training folgt bis zum Sommer.

Kapeller, AkzoNobel: Es hängt individuell von den Betrieben ab, inwieweit sie auf die Anforderungen der Zukunft vorbereitet sind. Der Anpassungsbedarf ist in jedem Fall sehr vielschichtig und wirft viele Fragen auf. Was wir beobachten, ist, dass sich das Gros der Betriebe den Veränderungen stellt und wir als Lacklieferant dazu aufgefordert sind, die richtigen Produkte und Technologien bereitzustellen, damit die zukünftigen Anforderungen hinsichtlich neuer Antriebstechnologien oder des Klimaschutzes im Reparaturbereich erfüllt werden können. Hier nimmt AkzoNobel eine aktive Rolle ein. Wir bieten unseren Partnerbetrieben neben umweltfreundlichen Produkten und innovativen Technologien auch weiterführende Konzepte zugunsten von Umweltschutz, Ressourcenschonung und Technologiewandel an. Dies spiegelt sich in unserer RETHINK-Initiative, dem Sustainable Repair Network sowie in den verschiedenen Analyse- und Beratungstools zur Senkung der CO2-Emissionen wider, wie etwa dem CO2e RepairCalculator oder dem Energierechner. Insgesamt ist unser Verständnis, dass der Weg zu einer nachhaltigeren Zukunft in unserer Branche über die Zusammenarbeit aller Beteiligten führt. Daher ist unser zentrales Anliegen, Lösungen zu entwickeln, welche die Umweltbelastung minimieren und gleichzeitig die Effizienz und Leistung verbessern. Ergänzend dazu suchen wir den Dialog über nachhaltige Reparaturmethoden und die bevorstehenden gesetzlichen Anforderungen. Wir geben Informationsveranstaltungen in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten des Bundesumweltministeriums, über die wir Wissen teilen und unsere Kunden sowie die gesamte Branche auf die zukünftigen Anforderungen vorbereiten.

Weismann, Cromax: Die Herausforderungen im Zusammenhang mit neuen Antriebstechnologien und Materialien sind uns bewusst. Wir sind bestrebt, unsere Kunden kontinuierlich auf die Zukunft vorzubereiten, indem wir Schulungen und Weiterbildungen für deren Mitarbeiter anbieten. Als Lacklieferant sehen wir unsere Rolle darin, innovative Produkte anzubieten, die den Anforderungen neuer Technologien gerecht werden. Ein konkretes Beispiel für unsere Unterstützung ist unsere „Irus Mix“, die erste automatische Lackmischanlage auf dem Markt. Diese Anlage ermöglicht es Lackierwerkstätten, Farben präzise und effizient zu mischen, was Zeit und Ressourcen spart, und übernimmt somit einen Teil in der Lackierabteilung, für den normalerweise ein Facharbeiter notwendig ist. Durch die Nutzung modernster Technologie trägt die Irus Mix dazu bei, die Produktivität zu steigern und die Qualität der Lackierarbeiten zu verbessern.

Nachhaltigkeit ist gekommen, um zu bleiben. Wie gestaltet sich die Nachfrage nach umweltschonenden Lacken, Lackmaterial und Zubehör – auch im Hinblick auf Produkte mit Recycling-Anteil?

Lanzerstorfer, PPG: Wir haben als PPG ein „Green Concept“ entwickelt, das dem Betrieb erlaubt, den Gesamtprozess der Karosseriereparatur zu betrachten und Verbesserungspotenziale sichtbar zu machen. Dies beginnt bei der Verwendung von lufttrocknenden Produkten, um Energie zu sparen, und reicht bis zur Abfallvermeidung.

Rieser, BASF: Die Nachhaltigkeit ist nicht zuletzt durch die gesetzlichen Regelungen auch bei den KMUs angekommen. Auch wenn sie nicht direkt von der CSRD betroffen sind, werden sie indirekt als Teil der Liefer- und Wertschöpfungsketten ihre Maßnahmen auf dem Gebiet nachweisen müssen. Unser Portfolio ist sehr gut aufgestellt. Zum einen können wir schon seit 2018 Produkte anbieten, die nach dem Biomassebilanzansatz gefertigt werden, wodurch bei der Herstellung weniger CO2 anfällt. Diese Ersparnis können wir direkt mittels Zertifikat an unsere Kunden weitergeben. Zum anderen haben wir mit der Reihe 100 die lösemittelärmste Basislackreihe im Markt: 250g/l, hier sind wir Vorreiter und unterbieten die gesetzlichen Vorgaben um 40 Prozent. Auf recyceltes Material setzen wir vor allem im Zubehörbereich. Hier haben wir bereits die ersten Produkte im Portfolio.

Windbüchler, Axalta: Selbstverständlich wird die Nachfrage für Produkte, die nachhaltiger zu verarbeiten bzw. CO2-effizient sind, ständig größer. Mit unseren lufttrocknenden Füllern und Klarlacken ist es nicht mehr notwendig, die Lackierkabine aufzuheizen. Kunden bestätigen uns heute Energieeinsparungen jenseits der 50 Prozent. Mit unserem Energy-Scanner können wir Produktsysteme vergleichen und Energieeinsparungspotenziale errechnen. Weiters stellen wir unsere Gebinde sukzessive auf Flaschen um, die zur Hälfte aus recyceltem Kunststoff bestehen. Im Zubehörprogramm setzen wir auf europäische Marken mit kurzen Lieferwegen. Bei der Axalta-Marke Audurra liegen wir hier schon bei knapp 80 Prozent.

Kapeller, AkzoNobel: Wir sehen nach wie vor starkes Interesse an unseren Klarlacken und Fillern mit UV- und Lufttrocknung sowie an der neuen Generation der schnelltrocknenden Filler Sikkens Autosurfacer Optima und Lesonal 2K Ultimate Filler. Sie ermöglichen energiesparendes und wirtschaftliches Arbeiten bei ausgezeichneten Ergebnissen. Neben der Energie- und Zeiteinsparung führen sie auch zu mehr Prozessflexibilität und Produktivität.
Darüber hinaus findet auch unser Sustainable-Repair-Network-Konzept großen Anklang. Angesichts der steigenden Energiepreise ist gerade der Aspekt, Energiekosten signifikant mit gezielten Maßnahmen zu reduzieren, besonders attraktiv. Auch die vier Kernprinzipien Repair (Reparatur vs. Austausch), Recycle (Abfallmanagement), Re-Use (Einsatz von Gebrauchtteilen und Zubehör) sowie Reduce (CO2-Emissionen, Energieverbrauch, Material, Abfall einsparen) finden immer mehr Beachtung.

Weismann, Cromax: Die Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Lösungen sind ein integraler Bestandteil unserer Produktpalette. Bereits vor der Energiekrise haben wir unsere Produktpalette um energieeffiziente Lösungen erweitert. Diese umfassen viele Cromax-Produkte wie Grundierung, Füller, Nass-in-Nass-Füller, Basislack und Klarlack, die eine Aufheizung der Lackierkabine auf über 18 bis 20 °C überflüssig machen. Dies trägt nicht nur zur Reduzierung der Energiekosten bei, sondern auch zur Verringerung der Emissionen.
Wir bieten regelmäßig kostenlose Präsentationen in unserem Schulungszentrum in Linz an, um Inhaber und Mitarbeiter von Karosserie- und Lackierbetrieben für diese energieeffizienten Lösungen zu begeistern. Wir empfehlen Betrieben, sich diese wirtschaftlichen Produkte anzusehen, bevor sie teure Investitionen in energiesparende Lösungen tätigen, da dies nicht nur Geld, sondern auch Zeit spart.
In Bezug auf Recycling hat Cromax kürzlich eine neue Kunststoffverpackung eingeführt, die zu 50 Prozent aus recyceltem Material besteht. Diese Initiative zielt darauf ab, den Verbrauch von neuem Kunststoff zu reduzieren und Ressourcen zu schonen, während gleichzeitig eine erstklassige Produktqualität gewährleistet wird.
Für die Pistolenreinigung verwenden wir seit ein paar Jahren anstatt Nitroverdünnung das umwelt- und nutzerfreundliche Eco Clean sowohl für Wasserbasis als auch Lösemittellacke.
Man benötigt nur mehr ein Reinigungsgerät für alle Reinigungsarbeiten. Keine Brandgefahr, keine schädlichen Inhaltsstoffe für Anwender und Umwelt. Bei Interesse stellen wir gerne ein Testgerät zur Verfügung.

Der Fachkräftemangel dominiert nach wie vor die Branche. Welche Innovationen sind auf Produktseite geplant, um die Effizienz in den Betrieben weiter zu erhöhen?

Lanzerstorfer, PPG: Hier setzen wir voll auf Digitalisierung. Mit unserem automatischen Mischsystem „Moonwalk“ und dem elektronischen Farbtonfindungssystem „PPG LinQ“ sowie mit „Inventory“ als elektronisches Bestell- und Lagermanagement-System können wir den Betrieb so unterstützten, dass diverse Prozesse auch von Mitarbeitern in der Administration durchgeführt werden können. Somit ist es möglich, dass sich die Lackierfachkraft direkt auf die Fahrzeugreparatur konzentrieren kann.

Rieser, BASF: Mit unserem innovativen Produktportfolio tragen wir dazu bei, Effizienz in den Lackierbetrieben zu realisieren. So können wir unsere Partnerbetriebe unterstützen, ihre Ressourcen bestmöglich zu nutzen.

Windbüchler, Axalta: Der Fachkräftemangel ist leider fester Bestandteil der aktuellen Wirtschaftslage in ganz Europa geworden. Ich glaube nicht, dass es ein produktseitiges Thema ist, um diesem Mangel entgegenzuwirken. Unsere Branche muss es schaffen, sich als Ganzes attraktiver für junge Leute zu machen, die nach der Schule vor der Berufswahl stehen. Es wird auch notwendig sein, vermehrt auf die Ausbildung über den 2. Bildungsweg zu setzen und diesen eventuell auch aktiv zu fördern.

Kapeller, AkzoNobel: Mit der Entwicklung des Paint PerformAir haben wir einen bedeutenden Schritt nach vorne gemacht, um den Herausforderungen unserer Branche zu begegnen. Mit ihm ist es möglich, alle Arten von Fahrzeugen, einschließlich Elektroautos, effizient und ressourcenschonend zu lackieren. Durch die Standardisierung des Lackierprozesses können Aufträge profitabler gestaltet und ein höherer Durchsatz generiert werden. In Richtung „digitale Fachkraft“ bewegt sich die vollautomatische Farbmischmaschine ColorMatchic. Sie ermöglicht hochpräzise, ressourcenschonende Farbtonmixturen innerhalb weniger Minuten. Indem das Gerät auf das hundertstel Gramm genau dosiert, reduziert sich der Lackverbrauch um bis zu 20 Prozent. Fehldosierungen werden vermieden, ebenso lassen sich Arbeitszeiten reduzieren und signifikante Effizienzsteigerungen erzielen. Damit bietet das Gerät auch eine Möglichkeit, den Fachkräftemangel zu entschärfen.

Weismann, Cromax: Wir setzen aktiv Maßnahmen gegen den anhaltenden Fachkräftemangel in der Karosserie- und Lackierbranche. Unser Fokus liegt auf Schulungen und Weiterbildungsprogrammen, die Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, ihre Fähigkeiten zu erweitern und auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Die neueste Innovation, die Irus Mix Lackmischanlage, adressiert den Mangel an Fachpersonal in der Branche. Diese vollautonome Anlage ermöglicht es Mitarbeitern, Lacke ohne spezielles Know-how zu mischen. Dadurch wird wertvolle Arbeitszeit eingespart und kann anderweitig genutzt werden. Diese innovative Lösung steigert die Effizienz von Lackierbetrieben und trägt dazu bei, den Fachkräftemangel zu mildern.
Mit unserer modernen Lack & Technik/WIFI-Lehrlingsakademie unterstützen wir bereits ab dem ersten Lehrjahr die Betriebe bei der Ausbildung ihrer Lehrlinge.