A&W: Hyundai hat im Dezember des Vorjahres aufhorchen lassen, als Sie aufgrund der vielen Tageszulassungen mit 2.742 Einheiten und einem Marktanteil von 14,82 Prozent sogar die Position der Nummer 1 von Volkswagen übernommen haben, wo man im Dezember 2.667 Stück und 14,42 Prozent erreichte. Wie geht es nun mit diesen Fahrzeugen weiter?
Mag. Roland Punzengruber: Natürlich müssen diese Fahrzeuge jetzt auch einen Käufer finden. Aber die Werbekampagne läuft, und wir werden in den nächsten Monaten keinen großartigen Marktanteil erzielen, mit Ausnahme der Backorders, die noch vorhanden sind.
Aber dieser Vorgang ist für Hyundai nicht unüblich …?
Punzengruber: Das stimmt, es ist kein besonderes Phänomen für uns – und es funktioniert seit Jahren gut. Um die Zielvereinbarungen mit dem Hersteller zu erreichen, endet das oft in einem starken Jahresendspurt.
Dieses Ziel haben Sie auch 2023 wieder erreicht?
Punzengruber: Ja, mit 12.462 Stück und einem Marktanteil von 5,21 Prozent haben wir wieder über 5 Prozent abgeschlossen und sind im Markenranking sogar noch nach vorn gekommen, von 7 auf 5. Damit ist 2023 sehr positiv abgehakt.
Wollen Sie 2024 wieder auf ähnlichem Niveau abschließen wie im Vorjahr?
Punzengruber: Wir erwarten, dass sich der Markt in Österreich heuer auf ähnlichem Niveau entwickelt wie 2023. Auch unsere Zielsetzungen sind ident wie 2023, und oberstes Ziel ist es, die Vereinbarung mit dem Hersteller auch heuer zu erfüllen.
Im vergangenen Jahr war es bei einigen Modellen schwierig, weil es Lieferprobleme gab. Ist das heuer wieder besser?
Punzengruber: Die Produktion läuft nun wieder runder als vor einem Jahr. Es ist noch nicht perfekt, aber akzeptabel und dabei, sich zu verbessern. Unsere größte Priorität ist nun, dass man wieder einen guten Fahrzeug-Mix herbeiführen kann, weil es nicht ideal ist, nur die teuren Segmente zu bedienen. Im Vorjahr hätten wir die Kleinwagen stärker verkaufen können, wenn es mehr davon gegeben hätte.
Wie lautet bei Hyundai das Verhältnis zwischen Privat- und Firmenkunden?
Punzengruber: In den nächsten Monaten wird bei den Neuzulassungen wohl der Flottenanteil stärker sein als sonst, weil die Tageszulassungen vom Dezember 2023 in erster Linie von Privatkunden abgenommen werden. Wenn man auf der Klaviatur des Marktes erfolgreich sein will, muss man alle Segmente bedienen, also auch die Taxis und die Vermietungen. Sonst geht einem in der Nachkommastelle der Marktanteil ab. Seit Jahresbeginn haben wir mit Harald Lacen einen erfahrenen Flotten-Verantwortlichen, mit dem wir in diesem Bereich über unsere Handelsorganisation wieder stärker werden wollen.
Welche Modelle kommen heuer neu auf den Markt, wo wird es Facelifts geben?
Punzengruber: Aufgrund der Verpflichtungen durch die EU wegen der neuen Fahrsicherheitssysteme kommen Facelifts bei Bayon, i30 und Tucson, die sich aber natürlich auch auf das Interieur, Exterieur und die Motoren auswirken. Geplant sind diese Face-lifts gegen Ende des 2. Quartals. Dazu kommen als neue Modelle der Ioniq 5 N und der Santa Fe.
Was erwarten Sie sich vom Ioniq 5 N mit immerhin 650 PS?
Punzengruber: Der Verkauf läuft gerade an, es gibt auch schon die ersten Kaufverträge. Er ist ein absoluter Sportwagen, nicht ein hochgezüchtetes Elektroauto. Ein interessantes Fahrzeug unter anderem für jene, die umweltbewusst unterwegs sein wollen. Aber durch den außergewöhnlichen Preis ist der -Ioniq 5 N auch interessant für alle Sportwagenfans. Günstiger als um 76.990 Euro kann man so viele PS am Markt nicht erwerben.
Wann kommt der Santa Fe, der ja natürlich schon aufgrund seines Aussehens zusätzliche Kunden ansprechen wird?
Punzengruber: Das Auto kommt im Sommer und richtet sich an jene, die ihre Freizeitbedürfnisse mit einem höchst komfortorientierten Fahrzeug kombinieren wollen. Das Platzangebot ist perfekt, man kann in diesem Auto sogar schlafen. Wir erwarten, dass auch viele Familien einen Santa Fe kaufen werden, also zum Beispiel Kunden, die zuvor eine Großraumlimousine hatten, die es nicht mehr gibt. Das Auto definiert sich über das Design, hat aber auch hochintelligente Features wie zum Beispiel ein kleines Sterilisationsfach, was durch die Entwicklung während der Corona-Pandemie zu erklären ist.
Wie geht es mit den Händlern weiter?
Punzengruber: Wir planen neu gefasste Verträge im Vertrieb und im Werkstattbereich, die mit 1. Jänner 2025 in Kraft treten werden. Rückwirkend mit 1. Jänner 2024 traten die neuen Vertriebs- und Werkstättenstandards in Kraft. Jetzt gibt es eine Übergangsfrist: Die Händler müssen in dieser Zeitspanne alle Standards erfüllen. Doch wir setzen weiterhin auf ein selektives Vertriebssystem und gehen im Gegensatz zu anderen Herstellern nicht in Richtung -eines etwaigen Agentursystems. Aber das bedingt auch den Fokus auf eine Weiterentwicklung der Qualität im Händlernetz.
Da gibt es noch immer Unterschiede …
Punzengruber: Man sieht bei allen Kennzahlen, dass erfolgreiche Betriebe nicht nur eine gute Struktur, sondern auch Super-Leute haben. Es kommt auf die handelnden Personen an!
Doch diese sind nicht so leicht zu finden!
Punzengruber: Aus diesem Grund machen wir auch eine Recruiting-Kampagne: Wir suchen zusätzliche Verkäufer für die Händler, die wir dann zentral ausbilden. Ansprechen wollen wir zum Beispiel Quereinsteiger, die wir in den Markt bringen. Dazu gibt es ein umfassendes Programm in mehreren Tranchen. Bezahlt wird das von uns als -Importeur.
Wie viele Personen wollen Sie ansprechen?
Punzengruber: Wir haben eine erste Welle mit knapp 20 Personen gestartet, die wir nun in mehreren Modulen ausbilden. Ich bin überzeugt, dass wir damit erfolgreich sein werden.
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