Inwiefern hat die Nachhaltigkeit in Ihre Produktpalette Einzug gehalten und werden von Kundenseite energiesparende und damit auch emissionsärmere Lösungen verstärkt nachgefragt?

Lanzerstorfer, PPG: Nachhaltigkeit wie ressourcenschonende Produktion hat für ein Unternehmen wie PPG schon längere Zeit hohe Priorität und wird in einem eigenen Bericht dargestellt. Energiesparende Produkte werden nachgefragt und angewendet. Wir bringen im Moment einen hocheffizienten lufttrocknenden Füller der neuesten Technologie auf den Markt, der es den Betrieben ermöglicht, enorm Energie zu sparen.

Rieser, BASF: Wir haben schon seit Längerem nachhaltige Produkte in unserem Portfolio. Im Jahr 2018 haben wir unsere EcoBalance- bzw. eSense-Produkte gelauncht. Diese sparen bereits im Herstellungsprozess CO2 ein. Diese Ersparnis können wir mittels eines Zertifikats auch an unsere Kunden weitergeben. Wir haben seither unsere Produktpalette stetig erweitert und können nun mit der ARAClass bzw. Pioneer Serie nachhaltige Produkte entlang des gesamten Grund- bzw. Klarlackportfolios anbieten. Mit der Reihe 100 bzw. AGILIS haben wir die ökoeffizientesten Lackreihen am Markt, mit dem niedrigsten VOC-Gehalt von 250g/l. Darüber hinaus bieten die beiden Basislackreihen nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch ökonomische und technische. Einige Dreischichter können damit als Zweischichter appliziert werden, was zu einer Material- und Zeiteinsparung beiträgt.

Windbüchler, Axalta: Mit unserer patentierten Fast-Cure-Low-Energy-Technologie stellen wir unseren Kunden bereits seit 2016 ein bewährtes System, bestehend aus Füller und Klarlack, zur Verfügung. Die Produkte nutzen Luftfeuchtigkeit und Umgebungstemperatur, um den Trocknungsprozess zu beschleunigen. Ohne Qualitätsverlust kann sogar bei Raumtemperatur getrocknet werden. Eine zusätzliche Ausrüstung oder Prozessumstellung ist nicht notwendig. Der professionelle Einsatz garantiert eine sofortige Wirkung auf den Energieverbrauch. Speziell nach der Teuerungswelle bei den Energiekosten steigt die Nachfrage aus dem Markt. Unsere eigenen Kunden bestätigen uns tagtäglich erhebliche Einsparungen bei Strom, Gas und Öl in den letzten eineinhalb Jahren.

Kapeller, AkzoNobel: Die Nachhaltigkeit ist in vielen Branchen und Unternehmen zu einem zentralen Aspekt der Produktentwicklung und des Marketings geworden. Wir sind hier schon seit vielen Jahren Vorreiter in unserer Produktentwicklung und auch in den dazugehörigen Prozessen. Angesichts globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel rückt die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks immer mehr in den Fokus. Viele Kunden sind zunehmend daran interessiert, Produkte zu wählen, die umweltfreundlich sind und einen geringeren Energieverbrauch aufweisen. Nicht nur der Fuhrpark soll sich möglichst CO2-konform bewegen, sondern auch im Falle eines Schadens CO2-konform repariert werden können. Dies hat dazu geführt, dass Unternehmen verstärkt in nachhaltige Technologien und Produktionsverfahren investieren. Energiesparende und emissionsärmere Lösungen werden dementsprechend von vielen Verbrauchern nachgefragt und von Unternehmen als Verkaufsargument verwendet.

Weismann, Cromax: Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Lösungen sind ein integraler Bestandteil unserer Produktpalette. Bereits vor der Energiekrise haben wir unsere Produktpalette um energieeffiziente Lösungen erweitert. Diese umfassen Grundierung, Füller, Nass-in-Nass-Füller, Basislack und Klarlack, die eine Aufheizung der Lackierkabine auf über 18 bis 20 °C überflüssig machen. Dies trägt nicht nur zur Reduzierung der Energiekosten bei, sondern auch zur Verringerung der Emissionen. Wir bieten regelmäßig kostenlose Präsentationen in unserem Schulungszentrum in Linz an, um Inhaber und Mitarbeiter von Karosserie- und Lackierbetrieben für diese energieeffizienten Lösungen zu begeistern. Wir empfehlen Betrieben, sich diese wirtschaftlichen Produkte anzusehen, bevor sie teure Investitionen in energiesparende Lösungen tätigen, da dies nicht nur Geld, sondern auch Zeit spart.

Welche Herausforderungen werden im Zuge der immer umfassender werdenden ökologischen Ausrichtung auf die Karosserie- und Lackierbetriebe zukommen, zum Beispiel im Zuge von Berichtspflichten, und wie können Sie hier unterstützen?

Lanzerstorfer, PPG: In unseren laufenden Kundenschulungen und Trainings wird dieses Thema erörtert und natürlich bei Bedarf auch vor Ort im Betrieb unterstützt. Dazu haben wir unser MVP-Programm, das den Kunden von der Betriebsanalyse bis zu entsprechenden Maßnahmen begleitet.

Rieser, BASF: Unsere Werkstätten werden nicht direkt von der CSRD (EU-Verordnung zur Berichtspflicht) betroffen sein, indirekt aber schon. Banken, Versicherungen, OEMs und alle Unternehmen, die zum Nachhaltigkeitsbericht verpflichtet sind, müssen ebenso ihre Wertschöpfungs- und Lieferkette durchleuchten. Und das trifft dann auch die Werkstätten. Vereinzelt wurden schon Betriebe von ihren Großkunden angeschrieben und Nachweise verlangt. Die BASF arbeitet schon seit Längerem mit verschiedenen Stakeholdern an einem Standard für die Branche. Auch in unserem BOOST-Assessment sind Kriterien zur Nachhaltigkeit integriert, sodass die Werkstatt schon einen ersten Überblick bekommt, wie sie hier aufgestellt ist. Was wir derzeit verstärkt machen, ist unsere Kunden darüber zu informieren, inwieweit sie von der CSRD betroffen sein werden und welche Maßnahmen sie jetzt schon einleiten können, um bestmöglich vorbereitet zu sein.

Windbüchler, Axalta: Für markengebundene Autohäuser, Werkstattketten und große Industriebetriebe gehört es bereits seit Langem zur Unternehmenskultur, ein Berichtswesen über umweltschonende Maßnahmen einzusetzen und Einsparungen bei den eingesetzten Ressourcen zu überprüfen und aufzuzeichnen. Unabhängige Karosserie- und Lackierbetriebe verringern ihren ökologischen Fußabdruck eher „passiv“. Reparatur vor Tausch ist hier die Zauberformel des Handwerks. Eine Studie des Fraunhofer Institutes aus dem Frühjahr 2023 hat das Einsparungspotenzial bei CO2-Emissionen bei Reparaturen vs. Tausch mit 40 bis 60 Prozent in einem Feldtest mit Unterstützung von Axalta errechnet. Mit unserem nachhaltigen Lacksystem und einem vollständig automatisierten und digital integrierten Farbtonmanagementprozess liefern wir die Fähigkeiten und Werkzeuge für eine effiziente, profitable, aber auch nachhaltige Fahrzeugreparatur an unsere Kunden – Beratung, Begleitung und Verbesserung durch unsere Verkäufer und Techniker vor Ort inklusive.

Kapeller, AkzoNobel: Die Herausforderungen können hier ein enormes Ausmaß annehmen. Daher haben wir uns vor geraumer Zeit mit den Themen auseinandergesetzt und werden ab Jänner mit externen Experten unsere Kunden zu den Themen informieren. Klar ist, dass wir uns mit der Thematik im Detail auseinandersetzen müssen. Dazu haben wir uns mit Spezialisten von „klimaaktiv“ getroffen, einer Initiative des Bundesministeriums für Klimaschutz und Umwelt. Mit ihnen haben wir Kundeninformationstage erarbeitet, um die gesetzlichen Anforderungen an unser Gewerk zu beleuchten. Wir sehen uns hier als unterstützenden Wegbegleiter, um unsere Kunden im Bereich Nachhaltigkeit und deren Verpflichtungen fit für die Zukunft zu machen.

Weismann, Cromax: Wir verstehen die Bedenken und Anforderungen unserer Kunden und bieten Unterstützung in Form von Schulungen und Produkten, die den Umweltauflagen entsprechen. Unsere umweltfreundlichen Lösungen helfen Betrieben, die erforderlichen Berichterstattungsanforderungen zu erfüllen, indem sie die Emissionswerte reduzieren und gleichzeitig die Effizienz steigern. So fördern wir die Verwendung von wasserbasierten Lacken, die im Vergleich zu lösemittelhaltigen Lacken zu geringeren VOC-Emissionen führen. Im Hinblick auf die Reinigung von Lackierpistolen und anderem Equipment bieten wir VOC-freie Pistolenreiniger an. Unsere Schulungen und Fortbildungen bieten Betrieben die Möglichkeit, ihr Personal über umweltfreundliche Praktiken auf dem Laufenden zu halten.

Der Trend zur Reparatur hält an, der Pkw-Bestand wird immer älter. Orten Sie eine gestiegene Nachfrage nach Produkten für die zeitwertgerechte Reparatur und welche Artikel bieten Sie dazu an?

Lanzerstorfer, PPG: Dieses Thema ist so alt wie wahrscheinlich manches Fahrzeug. Meine Ansicht hat sich dazu aber nicht geändert. Eine Reparatur ist eine Reparatur, es gibt keine „billige“ Instandhaltung. Sie muss fachmännisch, werterhaltend und im Sinne der Verkehrstauglichkeit des Fahrzeuges ausgeführt werden. Es würde auch kein Fahrzeugbesitzer (privater Eigentümer oder Leasingnehmer) akzeptieren. Man kann weder optisch noch im Beschichtungsaufbau der betroffenen Reparaturstelle Abstriche machen.

Rieser, BASF: Wir erhalten Anfragen über zeitwertgerechte Reparaturen. Dies bedeutet, dass das Reparaturergebnis den aktuellen Wert des Fahrzeugs widerspiegelt. Bei standardmäßigen Reparaturlackierungen hingegen werden gesamte Fahrzeugteile neu lackiert. Im Gegensatz dazu ist die Werterhaltungsreparatur deutlich effizienter und ermöglicht es Lackierbetrieben, ihren Kunden ein preisgünstigeres Angebot zu erstellen. Darüber hinaus ist zu beachten, dass die zeitwertgerechte Lackierung nur bei bestimmten Schäden Anwendung finden kann. Diese können anhand einfacher Ausschlusskriterien ermittelt werden. Für diese Reparaturen haben wir ein abgestimmtes Produktportfolio und Lösungen im Angebot.

Windbüchler, Axalta: Die zeitwertgerechte Reparatur ist nicht neu und war schon immer ein Thema in der Fahrzeugreparatur. Unterschiedliche Auftraggeber aus Fuhrpark, Leasing oder Versicherungen, individuelle Reparaturvorgaben, Alter und Kilometerleistung des Fahrzeuges sowie gesetzliche Bestimmungen hatten schon immer Auswirkungen auf die Art der Instandsetzung. Unsere Kunden verstehen sich hier als Berater jedes einzelnen Auftraggebers, welche Reparaturmethode die sinnvollste ist. Der professionelle Fahrzeuglackierer greift hier auf seine Stammprodukte und vorhandene technische Ausrüstung zurück. Die Anwendung macht den Unterschied, denn Qualität und Ergebnis müssen ja letztendlich überall passen.

Kapeller, AkzoNobel: Ressourcenschonende Reparaturtechniken waren schon immer Kern unserer Arbeit. Es geht uns darum, dass wir zum einen Technologien und Produkte zur Verfügung stellen, die eine energiesparende und umweltschonende Reparatur ermöglichen. Zum anderen sollen die Kosten einer Reparatur dort abgerechnet werden können, wo sie entstehen: im Betrieb. Daher richten wir unsere Produktentwicklungen entsprechend aus, um damit unsere Kunden nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich zu unterstützen. Mit unserem PCE-Konzept, den UV-Produkten und dem PPA beispielsweise erzielen wir einen enormen Vorteil für unsere Kunden im Markt. Die Resonanz darauf gibt uns recht. Die Anfragen zu den oben genannten Themen nehmen überdurchschnittlich zu und wir haben hier alle Hände voll zu tun, die interessierten Betriebe zu informieren und zu schulen.

Weismann, Cromax: Ja, wir verzeichnen definitiv eine gestiegene Nachfrage nach Produkten für die zeitwertgerechte Reparatur. Mit der alternden Fahrzeugflotte suchen Betriebe vermehrt nach kosteneffizienten Reparaturmethoden, die es ermöglichen, ältere Fahrzeuge wieder in einen guten Zustand zu versetzen. Wir bieten eine breite Palette von Produkten an, die auf diese Bedürfnisse abzielen, einschließlich Rostschutzmittel, Reparaturlacke, Schulungen zur Dellenreparatur, Aufbereitung sowie Kunststoff- und Lederreparatur. Unser Ziel ist es, Betrieben die notwendigen Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, um zeitwertgerechte Reparaturen effizient durchführen zu können.

Der Fachkräftemangel ist ein ständiger Begleiter. Wie kann die Industrie hier Hilfestellung bieten und mit welchen (digitalen) Tools kann die Situation entschärft werden?

Lanzerstorfer, PPG: Wir als PPG sind mitten in der Digitalisierung unserer Kundenbetriebe – sowohl was das Mischen von Farbtönen als auch das Finden von den entsprechenden Rezepturen betrifft. Weiters haben wir ein Programm aufgelegt, um Berufsschulen und Lehrwerkstätten in diesem Bereich entsprechend zu unterstützen. Alles zusammen ist vielleicht ein Beitrag, den Beruf attraktiver zu machen und die Jugend dafür mehr zu begeistern.

Rieser, BASF: Wir unterstützen die Ausbildung der zukünftigen Fachkräfte, so haben wir bspw. das Lackmaterial für den Landes- und Bundeslehrlingswettbewerb bereitgestellt. Darüber hinaus ist es auch immer wieder notwendig, die Prozesse im Betrieb genau anzuschauen und die Lackierer effizient einzusetzen. Hier unterstützen wir mit unserem BOOST-Assessment und mit maßgeschneiderten Schulungen in unserem Trainingszentrum in Eugendorf. Last but not least setzen wir auf E-Learning, um mit Informationen rund um unsere Produkte und über Lackierverfahren die Lackierer bestens zu unterstützen.

Windbüchler, Axalta: Die Ausbildung eigener Mitarbeiter ist hier der Schlüssel zum Erfolg. Mit der Axalta Lehrlingsakademie bieten wir seit vielen Jahren Training und Begleitung für Lehrlinge, aber auch Quereinsteiger an. In mehrtägigen Aufbaulehrgängen fördern und entwickeln wir die Fähigkeiten der Teilnehmer. Nach dem Abschlusslehrgang mit einer eigenen Arbeit bekommen die Chefs kompetente und motivierte Mitarbeiter zurück. Es gilt aber auch vor Ort, in den Betrieben anzusetzen. Vor allem die Ressource Mensch muss immer mehr im Fokus stehen. Wer hat welches Können oder auch Talent? Sind die Aufgaben richtig verteilt? Kann ich einzelne aus dem Team weiterentwickeln? Die Digitalisierung der Farbtonfindung hat zumindest eine Zeitersparnis gebracht. Mit unserer neuen vollautomatischen Mischanlage Axalta Irus Mix können nochmals Engpässe im Lackierbetrieb minimiert werden. Sie ist schnell und vor allem sehr einfach zu bedienen. Diese Aufgabe muss nicht mehr zwingend vom Lackierer erfüllt werden. Er hat mehr Zeit für die wichtigen und qualitätsrelevanten Arbeiten.

Kapeller, AkzoNobel: Es ist für uns von elementarer Bedeutung, dem demographischen Wandel entgegenzuwirken, indem wir uns aktiv um den Nachwuchs im Lackierhandwerk bemühen. Wichtig dabei ist, die Vorteile und Möglichkeiten des Lehrberufs deutlich zu machen und dies mit Maßnahmen zu tun, welche die jungen Menschen anspricht. Aus diesem Grund engagieren wir uns seit Jahren in den Ausbildungsstätten. Darüber hinaus gehen wir in die Berufsschulen, unterstützen mit neuen Technologien und Materialien den Werkunterricht und stellen unser technisches Know-how zur Verfügung. Weitere wichtige Plattformen sind Berufsinformationsmessen.

Weismann, Cromax: Wir setzen aktiv Maßnahmen gegen den anhaltenden Fachkräftemangel in der Karosserie- und Lackierbranche. Unser Fokus liegt auf Schulungen und Weiterbildungsprogrammen, die Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, ihre Fähigkeiten zu erweitern und auf dem neuesten Stand zu bleiben. Die neueste Innovation, die Irus Mix Lackmischanlage, adressiert den Mangel an Fachpersonal in der Branche. Die vollautonome Anlage ermöglicht es Mitarbeitern, Lacke ohne spezielles Know-how zu mischen. Dadurch wird wertvolle Arbeitszeit eingespart und kann anderweitig genutzt werden.