Die „IAA Mobility“ in München bot Anfang September auch heuer wieder zahlreichen Ausstellern die Möglichkeit, einem breiten Publikum neueste Entwicklungen und visionäre Konzepte im Bereich der Mobilität zu präsentieren. Gleichzeitig gab sie Anlass zur angeregten Diskussion über die Frage, wie wir Menschen in naher Zukunft Mobilität leben und gestalten wollen – gerade im Hinblick auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit.

Die Europäische Union hat sich verpflichtet, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen: Ab 2035 sollen Fahrzeughersteller, die noch neue Pkws und Kleintransporter mit Benzin- oder Dieselantrieb auf die Straße bringen, mit hohen Strafzahlungen belegt werden. Gleichermaßen möchte die EU mit einer neuen
Euro-7-Verordnung die Luftschadstoffe von Fahrzeugen im Straßenverkehr weiter reduzieren.

Und zwar nicht nur von mit Diesel und Benzin betriebenen Verbrennern, die als Bestandsfahrzeuge noch lange nach 2035 zu finden sein werden, sondern auch von allen anderen Antriebsarten, inklusive Elektrofahrzeuge. Letztere verursachen zwar keine Abgasemissionen, produzieren durch Brems- und Reifenabrieb jedoch gesundheitsschädlichen Feinstaub.

Euro 7 sorgt für Diskussionen in Fachkreisen und der Politik. Mehrere Gründe sprechen dafür, dass es ein ausreichend ambitioniertes Euro 7 braucht, um künftig zu erwartende neue Luftqualitätsstandards in der EU zu erreichen. Von daher ist es enttäuschend, dass sich die Mehrheit der EU-Staaten Ende September für ein Euro 7 light ausgesprochen hat, das bei den Abgasemissionen kaum Anreize für Einsparungen und eine saubere Luft in Städten setzt. 

Die Technologie dafür ist bereits vorhanden. Denn ein Großteil der notwendigen Investitionen ist in den vergangenen Jahren durch die Zuliefererindustrie bereits erfolgt. Dies geschah im Vertrauen darauf, dass die Politik keinen Zweifel daran ließ, dass ein effektives Euro 7 sicher kommen würde.

Der Verbrennungsmotor wird in unterschiedlichsten Mobilitätsanwendungen noch lange gebraucht. Er kann zudem auch mit alternativen und klimaneutralen Kraftstoffen betrieben werden. Wir sollten alle Technologien einsetzen, die zur Erreichung unserer Klimaziele beitragen und gleichermaßen sicherstellen, dass diese auch den europäischen Luftqualitätsanforderungen entsprechen.

Ein schwaches Euro 7 würde dazu führen, dass wir schon bald in Europa veraltete Motoren fertigen. Damit wird der Umwelt nicht geholfen. Vor allem wenn man bedenkt, dass bis 2035 zugelassene Pkws im Schnitt noch bis 2050 auf dem Markt sein werden. Außerdem drohen wir den Anschluss zu verlieren, da es in einigen Weltregionen wie China und Kalifornien zum Teil bereits ambitioniertere -Grenzwerte gibt.

Ohne eine hohe Durchdringung von Euro-7-Fahrzeugen in der Flotte besteht keine Chance, zukünftig zu erwartende neue Luftqualitätsvorgaben in der EU einzuhalten. Dafür ist es wichtig, dass die neuen Vorgaben bald zum Tragen kommen. Auf jeden Fall sind neue Abgasnormen möglichen Fahrverboten vorzuziehen.

Alle Blicke richten sich nun auf das EU-Parlament. Es bleibt zu hoffen, dass sich dieses stärker in Richtung des ursprünglichen Kommissionsvorschlags positioniert. Dieser weist in eine gute Richtung. Geänderte Kriterien für Straßentests berücksichtigen Kurzstrecken dort besser, und es soll richtigerweise auch keine Mittelung der Testergebnisse über Stadt-, Land-, Autobahnfahrten mehr geben.

Der Autor ist Vorstandsvorsitzender der Robert Bosch AG und Repräsentant der Bosch-Gruppe in Österreich