A&W: Wie haben sich die Krisen auf Preise, Verfügbarkeit und Absätze im Autolack-Bereich generell und in Ihrem Unternehmen konkret ausgewirkt?
Lanzerstorfer, PPG: Gravierend, und das Ende ist leider noch nicht absehbar. Die Knappheit bei Rohstoffen konnte ganz passabel gemanagt werden, die extrem gestiegenen Rohstoff- und Transportkosten haben jedoch dazu beigetragen, dass wir die Preise entsprechend anpassen mussten. Beim Volumen/Absatz auf Bestandskundenebene sehen wir eine Stagnation bzw. teilweise leichte Rückgänge.
Rieser, BASF: Aktuell beeinflusst natürlich die Lieferketten-Krise den globalen Handel. Die Verfügbarkeit von Rohstoffen, Verpackungsmaterialien sowie die Transportkapazitäten stellen große Herausforderungen dar. Bisher ist es uns gut gelungen, die Auswirkungen auf unsere Kunden möglichst gering zu halten. Das liegt zum einen daran, dass unser Team mit größtmöglicher Sorgfalt plant, und zum anderen können wir als BASF auf ein internationales Netzwerk an Lieferanten, Produzenten und Logistik-Partnern zurückgreifen.
Windbüchler, Axalta: Der Umgang mit Volatilität in allen Geschäftsbereichen und das vorausschauende Krisenmanagement haben, sowohl für die gesamte Branche aber auch für uns als Hersteller und Teil einer globalen Wertschöpfungskette, enorm an Bedeutung gewonnen und sind im Arbeitsalltag verankert. Aktuell können wir Verfügbarkeiten gut managen, und versuchen dem Kostendruck unter anderem durch ein smartes Produktportfolio zu begegnen. Ein Absatzrückgang ist aktuell nicht abzusehen, allerdings wird sich zeigen, wie sich die jüngsten Krisen mittel- und langfristig auf die Marktdynamik auswirken.
Kapeller, AkzoNobel: Die makroökonomischen Unsicherheiten wirken sich auch weiterhin negativ aus. Wir sehen uns weiterhin einer regelrechten Explosion der Kosten in vielen Bereichen ausgesetzt. Der Fokus liegt gleichermaßen auf unseren Kostensenkungsinitiativen, um die Auswirkungen der Rohstoff- und Frachtkosteninflation weiterhin auszugleichen. Dabei konnten wir trotz aller Umstände den Lieferservicegrad für Kunden und Partner aufrechterhalten, was nicht zuletzt aufgrund unseres flächendeckenden Distributionsnetzwerks und der damit verbundenen kurzen Lieferwege möglich ist. Die Nähe zum Kunden und unsere Marktpräsenz im gesamten Bundesgebiet, auch während der Coronazeit, resultierte in den letzten 2 Jahren in einem sehr hohen organischen Wachstum. Gerade in einem rückläufigen Markt spüren wir, dass sich unsere Strategie rund um Nachhaltigkeit im gesamten Lackierprozess auf diese Weise auszahlt.
Weismann, Cromax: Aufgrund der wirtschaftlichen Krise gibt es von fast allen Herstellern mehrmals im laufenden Jahr Preiserhöhungen. Bei einigen Lieferanten gibt es nur Tagespreise, sodass eine vernünftige Kalkulation fast unmöglich geworden ist. Wir verstehen uns als Partner unserer Kunden verpflichtet, so viel wie möglich so zu managen, dass die Kunden damit nicht belastet werden. Die Verfügbarkeit von vielen Produkten ist extrem unterschiedlich, sodass wir zusätzliche Lager anmieten mussten, um alle schwer verfügbaren Produkte einzulagern, damit die Betriebe sich nicht auch noch mit diesen Problemen beschäftigen müssen. Durch diese Bevorratung in unserem Hause profitieren die Betriebe zusätzlich, da wir immer mit den tatsächlichen Einkaufspreisen kalkulieren und die Preiserhöhungen somit länger hinauszögern können. Zusätzlich haben sich die Zustell- und Fahrzeugkosten verdoppelt, die wir als Partner unserer Kunden selbst finanzieren und nicht an die bereits sehr belasteten Betriebe weitergeben.
Wie können Sie Ihre Kunden in der aktuellen Energiekrise unterstützen?
Weismann, Cromax: Mit unseren Energiesparwunder-Produkten von Cromax können die Lackierbetriebe bis zu 70 Prozent der Energiekosten und wesentliche Arbeitskosten einsparen, ohne jegliche technische Nachrüstung in der Lackierkabine. Das Aufheizen der Lackierkabine bis 18° C reicht für die Verarbeitung und die Trocknung unserer wirtschaftlichen Cromax-Produkte. Eine Trocknung mit bis zu 60° C ist nicht mehr erforderlich. Dies spart Energie- und Arbeitskosten und dies nicht nur als Übergang, sondern solange die Betriebe mit Cromax arbeiten. Dies würde auch ohne Energiekrise unser gemeinsamer Weg sein.
Kapeller, AkzoNobel: Die Betriebe müssen künftig nicht nur Umweltauflagen erfüllen, sondern gleichzeitig Reparaturen energieeffizient und CO2-reduzierend durchführen. Eine große Herausforderung dabei wird sein, die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten und gleichzeitig kosteneffiziente Ergebnisse sicherzustellen. Unser PPA wurde genau dafür entwickelt, unsere Kunden bei diesem Spagat zu unterstützen. Nur damit sind bis zu 70 Prozent Energiekosteneinsparung und enorme Lackvolumeneinsparungen möglich! Die genaue Einsparung und die damit vorhandene CO2-Reduktion berechnen wir dabei individuell für jeden interessierten Kunden. Daneben bieten wir mit unserem Salcomix-Markenportfolio für Fahrzeugaufbauten ein enorm effizientes Industrieprodukt auf höchstem qualitativen Niveau an! Und zu guter Letzt ermöglicht unser in Kürze erscheinendes, umfangreiches Schulungsprogramm für den technischen und für den kaufmännischen Bereich ein Rundum-Sorglospaket für Betriebe, welche ihre Mitarbeiter weiterbilden wollen!
Windbüchler, Axalta: Am besten mit einem energiesparenden und hochqualitativen Produktsortiment, das nahtlos in den gewohnten Lackierprozess passt und auch keine zusätzlichen Investitionen in Geräte benötigt. FCLE- („Fast Cure, low energy“) Produkte trocknen schnell und ohne zusätzliche energieaufwendige Trocknung. Als zweite Säule bieten wir aktuell Beratungen zum Thema Energiesparen an, die über das Produkt hinausgehen.
Rieser, BASF: Die Energiekrise trifft uns alle hart. Wir sehen uns als Partner unserer Kunden. Von daher sind wir seit jeher bestrebt, unsere Produkte und Prozesse effizienter zu gestalten. In unserem Portfolio haben wir u. a. lufttrocknende bzw. UV-Produkte. Hier muss man aber von Kunde zu Kunde unterscheiden, wo welcher Prozess oder welches Produkt Sinn macht. Nicht für alle Werkstätten rechnen sich beispielsweise UV-Produkte. Hier übernimmt unser Außendienst-Team gerne die Beratung. Die Berater kommen gern in die Werkstatt und finden gemeinsam mit dem Kunden die für ihn passende Lösung.
Lanzerstorfer, PPG: Wir bieten entsprechende Produkte, Trainings und Evaluierungen der Energieflüsse in den Werkstätten, um Schwachstellen und Einsparungspotenzial aufzuzeigen.
Merken Sie zuletzt einen verstärkten Trend zu energiesparenden Produkten bzw. Lösungen?
Rieser, BASF: Natürlich, und die Nachfrage nach energiesparenden Lösungen wird weiter steigen. Hier können wir mit einem breiten Portfolio arbeiten: Neben den Grundmaterialien und Klarlacken haben wir mit der Reihe 100 eine besonders effiziente und nachhaltige Wasserbasislackreihe gelauncht. Sie zeichnet sich nicht nur durch ihren sensationell niedrigen VOC-Gehalt von 250 g aus, sondern auch durch einen effektiveren Applikationsprozess. Damit ist es u. a. möglich, 3-Schicht-Farbtöne auch als 2-Schichter abzubilden. Hier spart der Kunde Zeit, Energie und Material.
Lanzerstorfer, PPG: Ja, definitiv ist das ein großes und bestimmendes Thema. Wir sind sehr froh, hier individuelle Lösungen anbieten zu können.
Kapeller, AkzoNobel: Wir bei Sikkens verfolgen einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz. Das Thema Energieeffizienz entwickelt sich aus unserer Sicht zu einem Zukunftsaspekt in der Unternehmensführung. Dabei spielen Investitionen in moderne technische Geräte, aber auch der Einsatz, welche ressourcenschonende Arbeitsprozesse ermöglichen, eine große Rolle. Es beginnt aber immer damit, jeden einzelnen Schritt im Reparaturprozess neu zu überdenken. Dazu zählen Produktsysteme, die zur Reduktion von CO2-Emissionen beitragen. Aber auch digitale Lösungen, die eine CO2-Reduzierung UND die Schaffung effizienter Betriebsabläufe SOWIE besserer Arbeitsbedingungen unterstützen. Unsere Services tragen dazu bei, CO2 zu reduzieren und eine prozessorientierte, nachhaltige Organisation zu schaffen. Nur wer heute schon auf nachhaltige Prozesse umsteigt, bleibt auch in Zukunft wettbewerbsfähig.
Weismann, Cromax: Der Trend zu energiesparenden und wirtschaftlichen Produkten hat bei uns schon lange vor der Energiekrise begonnen, und deshalb können wir bereits das gesamte Sortiment von Grundierung, Füller, Nass-in-nass-Füller, Basislack und Klarlack liefern, wo ein Aufheizen der Lackierkabine über 18°–20° C nicht mehr erforderlich ist. Regelmäßig begeistern wir Inhaber und Mitarbeiter von Karosserie- und Lackierbetrieben aus ganz Österreich bei kostenlosen Präsentationen in unserem Schulungszentrum in Linz. Wir empfehlen den Betrieben, sich vor teuren Investitionen kostenlos unser wirtschaftliches Produktsortiment anzusehen. Dies spart Geld und Zeit.
Windbüchler, Axalta: Eindeutig ja. Axalta hat bereits vor einigen Jahren, als von der akuten Krise noch nichts zu sehen war, diese Technologie auf den Markt gebracht und als integralen Teil des Lackierprozesses etabliert. Bei uns kommt das Energiesparen „direkt aus der Dose“, es geht darum, Verbräuche zu senken. Die Anwender*innen können auch im gewohnten Lackierprozess arbeiten, sparen jedoch Zeit und Energie bei der Trocknung.
Welche Neuheiten in den Bereichen Produkte, Lösungen, Dienstleistungen oder Aus- und Weiterbildung dürfen die Betriebe in naher Zukunft von Ihrem Unternehmen erwarten?
Lanzerstorfer, PPG: Bei klassischen Produkten ist zur Zeit alles von Energie- und Materialeinsparungen überlagert, denen wir auch in der Aus- und Weiterbildung entsprechend Rechnung tragen. PPG wird als Innovator im Bereich Digitalisierung nach Einführung von Moonwalk diesen Bereich weitertreiben und in Kürze revolutionäre Lösungen auf den Markt bringen.
Weismann, Cromax: Wichtig ist es, an den von uns jährlich angebotenen diversen Schulungen teilzunehmen. Diese lackbezogenen Schulungen sind für alle Betriebe, die mit Cromax arbeiten, kostenlos, inklusive Übernachtung und Verpflegung. Auch unsere seit 12 Jahren erfolgreiche Lack & Technik/WIFI
Lehrlingsakademie, die wir gemeinsam mit WIFI in Linz anbieten, nützt den Betrieben, da die Lehrlinge berufsbegleitend von der Spachtelarbeit bis zu einer Ganzlackierungserfahrung in Kombination mit wirtschaftlicher Verarbeitung im Team bei uns weitergebildet werden. Gemeinsam werden wir mit unseren großartigen Betrieben auch diese etwas schwierigen Zeiten meistern und gestärkt in die Zukunft gehen. In unserem schönen Österreich gilt ja noch immer Handschlagqualität, und gemeinsam sind wir stärker.
Kapeller, AkzoNobel: Wir sind bei einigen neuen und innovativen Produkten in der Endphase der Entwicklung. Da ist einiges im Köcher, auf das unsere Kunden gespannt sein dürfen. Es gibt dafür keine bessere Plattform als die kommende Acoat Selected Management Konferenz in München dieses Jahr. Dort stellen wir auch den ersten, von AkzoNobel entwickelten, Reparaturrechner der Fahrzeugreparaturlackindustrie vor, um Kohlenstoffemissionen zu messen, zu verwalten und zu reduzieren. Außerdem erscheint im November unser neues Schulungs- und Partnerprogramm, welches unsere Kunden dabei unterstützt, perfekte Ergebnisse zu erzielen.
Windbüchler, Axalta: Axalta hat neben dem bewährten Premium-System im Bereich Lack auch das anwenderfreundliche System SYROX im Portfolio sowie ein umfangreiches Zubehörsortiment, welches wir ständig erweitern. Wir werden unsere Marktpräsenz dementsprechend intensivieren, um den Vorteil eines ganzheitlichen Systemanbieters zu unterstreichen. Nach der Akquise des Unternehmens U-POL bieten wir seit Kurzem auch die innovativen Produkte der Marke „U-Pol & RAPTOR“ an, die sich schon unmittelbar nach der Einführung großer Beliebtheit bei den Anwender*innen erfreuen. RAPTOR speziell ist ein Riesenthema für die Werkstätten, um neue Kundensegmente anzusprechen. In naher Zukunft werden wir das Angebot in allen Bereichen weiter ausbauen, vor allem auch im Zuge unseres DRIVUS-Programms für Beratungsleistungen und Services. Mit DRIVUS als Plattform können wir im Zuge weiterer Spezialisierung nachhaltige Verbesserungen der Prozesse für unsere Partner unterstützen.
Rieser, BASF: Wir werden eine neue Generation von Grundmaterialien einführen. Diese heben sich durch eine schnellere Verarbeitungsfähigkeit sowie einen geringeren Material- und Energieverbrauch hervor. Weitere lufttrocknende Additive und neue Technologien wie z. B. ein Air-Drying-Direct-to-Metal-Füller unterstützen den Einsparungsprozess. Zusätzlich spart man mit unseren ARA- und Pioneerprodukten CO2 ein. Über diese Einsparungen erhalten unsere Kunden zukünftig regelmäßig ein Zertifikat – als Nachweis für Flotten und alle Unternehmen, die der Nachhaltigkeitsberichterstattungspflicht unterliegen. Mit unserem neuen Tool Body Shop BOOST bieten wir zudem eine neue, ganzheitliche Bewertung für die gesamte Reparaturwerkstatt an. Hier können wir unsere Kunden darin unterstützen, effizienter, effektiver und energiesparender zu arbeiten.