Ursprünglich hatten die Initiatoren, die Bundesinnung der Fahrzeugtechnik und die Messe Wieselburg, bis zu 1.500 Teilnehmer an den zwei Veranstaltungstagen erwartet, geworden sind es schlussendlich rund 700. Die aktuell wieder hohe Zahl an Corona-Neuinfektionen und der Umstand, dass vor allem der 2. Tag, der Samstag, nicht so stark frequentiert war, hätten sich auf die Besucherzahl ausgewirkt, erklärt Ing. Werner Roher, Direktor Messe Wieselburg. „Schon bei der Premiere ist es gelungen, hier ein neues Veranstaltungsformat zu kreieren, das sich für die gesamte Branche zu einem perfekten Treffpunkt entwickeln wird“, ergänzt Mst. Manfred Kubik, stellvertretender Bundesinnungsmeister der Fahrzeugtechnik und oberster Karosseriebautechniker Österreichs.
Beirat beratschlagt Mitte November
„Ich bin zufrieden, auch mit den Rückmeldungen der Aussteller“, betont Messedirektor Roher. In weiterer Folge wird in Aussteller- und Besucherumfragen evaluiert und dann gemeinsam mit dem Fachbeirat, der Mitte November wieder zusammentritt, beratschlagt, ob die KLS-Fachtage für Karosserie, Lackierung und Schadensmanagement eine Fortsetzung finden, und falls ja, ob das 2023 oder erst 2024 der Fall sein wird. „Wir wollen nun ein Gesamtbild bekommen“, erklärt Roher, der sich viel Aufschlussreiches von den Rückmeldungen der Besucher und Aussteller erwartet. Den Oktober-Termin hält er für sinnvoll, „das wollen wir festigen. Wir tendieren von Messeseite zu einer Wiederholung bereits im Jahr 2023, damit die Veranstaltung nicht in Vergessenheit gerät. In weiterer Folge wäre ein 2-Jahres-Rhythmus eine Option.“ Das Ob und Wie hänge aber auch von anderen Messeveranstaltungen, beispielsweise einer AutoZum oder einer Automechanika, ab, unterstreicht der Messedirektor.
Schwacher Samstagnachmittag
„Der Freitag war sehr gut, der Samstag ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Grundidee, dass Firmeninhaber die betriebsfreie Zeit am Samstag dazu verwenden, um sich zu informieren, ist nicht aufgegangen“, so Kubik. „Die Mischung zwischen Ausstellung und Fachvorträgen ist sehr gut angenommen worden, ab Samstagmittag war allerdings nicht mehr viel los.“ Generell ist der Branchenvertreter aber positiv gestimmt: „Wir hätten mehr Frequenz vertragen, aber die Kunden waren qualitativ hochwertig.“ Die Bundesinnung der Fahrzeugtechnik will die Veranstaltung „jedenfalls auch künftig als Partner unterstützen“.
Geballtes Vortragsprogramm
Neben rund 70 Ausstellern erwartete die Besucher an beiden Veranstaltungstagen auch ein umfangreiches Vortragsprogramm. Die jeweiligen Referate und Podiumsdiskussionen seien mit bis zu 200 Interessierten gut frequentiert gewesen, teilt die Messe Wieselburg mit.
Schadensleitlinien als „A und O“
Im Vortrag „Das 1 x 1 der Schadensabwicklung“ strich Mst. Franz Ofer, Leiter KC Lack- und Karosserie innerhalb der Bundesinnung Fahrzeugtechnik, die Bedeutung des Lack- und Karosseriebeirats in Österreich hervor. Mindestens zwei Mal jährlich würden „unverbindliche Leitlinien zur optimierten Abwicklung von Fahrzeugschäden“ von der Bundesinnung verhandelt und aktualisiert.
„Diese zu kennen und zu verstehen ist das A und O der Kalkulation“, so Ofer. Wichtig für die Schadensabwicklung seien außerdem Respekt und Verständnis untereinander und mit den Sachverständigen: „Redet euch das aus. Was es wiegt, das hat es.“ Ofer rät in seinem Vortrag auch dazu, in strittigen Fällen das Gespräch mit der Referentin oder dem Referenten zu suchen. Der Dialog mit Andersdenkenden sei auch in der Automobilbranche unumgänglich. Letztendlich gehe es nämlich immer darum, das bestmögliche Ergebnis für den Kunden zu liefern, denn „ein zufriedener Kunde ist der beste Werbeträger, das ist das Um und Auf“, so Ofer.
„Situation wird noch sportlicher“
Dem Thema „Selber kalkulieren“ widmete sich Arthur Clark, Gründer von Clark’s Karosserie-Dienst und BIM von 2008 bis 2013, der kurzfristig für Ludwig Gwercher, gerichtlich beeideter und zertifizierter Sachverständiger aus Tirol, einsprang. „Wir müssen aufpassen. Das Auto wird immer weniger zu einem Statussymbol. Für viele Menschen ist ein E-Bike mittlerweile mehr Statussymbol als das Auto“, so Clark. Die derzeit aufgrund der hohen Inflation und steigenden Energiepreise ohnehin schwierige Situation werde laut Clark „in den nächsten ein bis zwei Monaten beziehungsweise ein bis zwei Jahren noch sportlicher“. Selbst zu kalkulieren sei für Betriebe daher unumgänglich, so Clark. Gerade in Zeiten der stark steigenden Energiepreise müsse man sich mit den Zahlen beschäftigen: „Sie müssen nachdenken und sich fragen, wo Sie eingreifen können. Es gibt sicher kein Patentrezept. Jeder muss darüber nachdenken, wo die eigenen Stärken und wo die Schwächen liegen.“ Es werde Gewinner und Verlierer der aktuellen Situation geben. Es liege jetzt an jedem Einzelnen, ob man am Ende zu den Gewinnern gehöre. Eines sei jedenfalls klar: „Mit der ‚Kopf in den Sand stecken‘-Technik wird es sicher nicht funktionieren. Mir ist wichtig, dass Sie das mitnehmen und darüber nachdenken“, so Clark abschließend.
Von Vergütung bis Quickcheck
In der abschließenden Podiumsdiskussion mit Arthur Clark sowie Franz Ofer und Reinhard Seehofer, Leiter Schadensversicherung im VVO, wurde unter anderem von dem im Auditorium anwesenden VFT-Obmann Walter Birner einmal mehr das Thema „Vergütungen bei Austausch von Windschutzscheiben“ zur Sprache gebracht (siehe eigenen Artikel auf Seite 9). Weitere Fragen des Publikums betrafen unter anderem die Preissteigerungen und deren Auswirkungen für Versicherungen, ob die Wrackbörse noch zeitgemäß sei oder Unstimmigkeiten beim Quickcheck.