Konnte das "Comeback" des Autos (als virensicheres Transportmittel) den Rückgang der Schäden bei den Firmenwagenfahrern auffangen, oder wurde der Rückgang der Schäden durch Corona noch weiter beschleunigt?
Andreas Weismann, Lack&Technik: Bis dato ist in den Karosserie-und Lackierbetrieben der Rückgang zum Glück ausgeblieben. Im Pkw ist man wesentlich weniger virengefährdet als in öffentlichen Verkehrsmitteln. Das nützt in der schwierigen Zeit den Reparaturbetrieben. Es bewahrheitet sich immer wieder: "Totgejammert ist auch gestorben." Mit Zuversicht ans Werk zu gehen, hat sich immerbezahlt gemacht.
Christoph Rieser, BASF: Da wir uns noch mitten in der Pandemie befinden, ist es schwer zu sagen, inwieweit der Umstand Einfluss auf die Autobranche hat.
Daniel Kapeller, Akzo Nobel: Das lässt sich momentan noch schwer abschätzen, da wir auch die Entwicklungen der Corona-Krise zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht kennen. Hier spielen viele verschiedene Aspekte eine Rolle, z. B. mehr Homeoffice oder weniger Dienstreisen. Ob sich das nun positiv oder negativ auswirkt, ist Spekulation. Eine bestätigte Beobachtung ist, dass die Beliebtheit des Autos als Transportmittel aufgrund der Umstände gestiegen ist.
Werner Lanzerstorfer, PPG: Grundsätzlich kann man sagen, dass der Individualverkehr zugenommen hat - das ist nach Informationen von Kollegen ein europaweites Phänomen. Es gab nach dem ersten Lockdown im April/Mai einen enormen Nachholbedarf, was zu extremen Steigerungen im Juni und Juli geführt hat. Mittlerweile hat sich das Reparaturaufkommen wieder normalisiert. Die Auslastung ist regional sehr unterschiedlich. Sicher ist aber, dass trotz Nachholeffekten und höherem Verkehrsaufkommen das Gesamtjahr unter dem Vorjahr bleiben wird.
Marco Windbüchler, Axalta: Es gibt aktuell keine allgemeingültige Antwort auf diese Frage. Zu Zeiten des ersten "Lockdowns" war der Verkehr, infolgedessen auch die Anzahl an neuen Schäden, im gewerblichen Bereich aufgrund der beschleunigten Digitalisierung und Sicherheitsmaßnahmen kurzfristig rückläufig.Auch nachhaltig könnte dies Auswirkungen haben, wobei aufgrund von Online-Handel und sonstigen Lieferservices eine entsprechende Steigerung erwartbar ist. Stadtflucht, Vermeidung öffentlicher Verkehrsmittel, Carsharing-Modelle oder der Wegfall von Fernbzw. Flugreisen dürften für den Individualverkehr mittelfristig zu einer positiven Verschiebung führen.
Welche Produkt-und Technologie-Innovationen sind bei Ihnen derzeit in der Pipeline? Haben Sie Launches wegen Corona (z. B. wegen des Ausfalls großer Messen) verschoben?
Lanzerstorfer, PPG: Es gibt einiges an Neuerungen, die vor allem auf die Einsparung von Energieverbrauch und Zeitersparnis abzielen -sprich: lufttrocknende Systeme. Die internen Tests und die Markteinführung haben sich um ein paar Wochen nach hinten verschoben.
Windbüchler, Axalta: Durch den Fokus auf Gesundheit und Sicherheit an allen Standorten waren wir während der gesamten "ersten" Coronawelle vollumfänglich operativ -sind es auch jetzt noch. Insgesamt haben sich auch durch diese außergewöhnliche Situation unsere Ziele und Pläne nicht geändert. Wir arbeiten im Produktbereich, aber vor allem im Servicebereich intensiv an neuen Projekten. Unseren neuesten Klarlack, der in kürzester Zeit an der Luft trocknet und noch anwenderfreundlicher zu verarbeiten ist, haben wir Mitte des Jahres wie geplant einführen können. Auch die individuelle Betreuungist nach Maßgabe offizieller Stellen möglich und wird umgesetzt.
Kapeller, AkzoNobel: Wir haben keine Produktund Technologie-Innovationen verschoben. Meiner Meinung nach ist es gerade jetzt entscheidend, die Kunden mit allen Mitteln zu unterstützen, da dürfen effizienteste Technologien nicht fehlen. Wir setzen gerade mit Nachdruck auf die Platzierung des Paint PerformAir (PPA) bei unseren Kunden. Er erzielt nachweislich ein hohes Energie-Einsparpotenzial und eröffnet den Kunden durch diesen Umwelteffekt den Zugang zu staatlichen Fördermitteln. Gerade in Zeiten wie diesen kann durch eine kluge Investition wie in den PPA schneller wieder eine positive Ergebnissituation geschaffen werden.
Grimmeisen, BASF: Wir arbeiten ständig an Verbesserungen. Nicht nur was unsere Produkte betrifft. Vor allem das Thema Effizienz ist uns wichtig. Hier liegt das größte Einsparpotenzial in den Werkstätten. In der nächsten Zeit werden wir mit Neuerungen in den Markt gehen. Man darf gespannt sein.
Weismann, Lack&Technik: Cromax, das mit Abstand wirtschaftlichste Produkt,überzeugt nicht nur durch Passgenauigkeit, Geschwindigkeit und den geringen Verbrauch, es reduziert die Reparaturzeit um bis zu 50 Prozent. Corona-Zeit bedeutet für uns und unsere Produkte nicht Stillstand, sondern Weiterentwicklung trotz Vorsprung.
Stichwort Corona-Herausforderungen: Nutzen Sie seit diesem Jahr verstärkt Online-Trainings bzw. Produktpräsentationen? Welche Chancen oder Schwierigkeiten sehen Sie dadurch?
Windbüchler, Axalta: Sowohl innerhalb von Axalta wie auch in Richtung Markt hat die Umstellung der Arbeitsweise und Prioritätensetzung vieles beschleunigt, woran wir schon länger gearbeitet haben. Speziell im Bereich der Produkt-und technischen Trainings haben wir schnell reagiert und unser komplettesTrainingsprogramm nachhaltig umgestellt. Zudem entwickeln wir für viele Themen informative, digitale Tutorials und legen den Fokus noch stärker auf zeitgemäße Wege der Kommunikation -ohne dabei das Persönliche außer Acht zu lassen.
Kapeller, AkzoNobel: Wir sehen Online-Trainings eher als ergänzenden Nutzen, sie können das Training vor Ort nicht ersetzen. Gerade bei technischen Details im Lackierprozess ist es wichtig, die Erfahrungen direkt zu machen und gleich nachfragen zu können. Wir haben ein ausgefeiltes Hygiene-und Sicherheitskonzept mit unserem betriebseigenen Sicherheitsberater entwickelt. Es wird in allen Schulungszentren und bei Veranstaltungen angewendet, um unser Team und die Schulungsteilnehmer bzw. Gäste zu schützen.
Weismann, Lack&Technik: Wir pflegen das ganze Jahr Kundennähe und Kundenservice, sodass ein Aussetzen der Schulungen im Schulungszentrum unseren Kunden keinen Nachteil bringt. Durch Online-Training allein kann man den Kunden kein perfektes Service bieten. Lack&Technik hat auch vor Corona schon auf perfekte Kundenbetreuung gesetzt und bietet für alle Produkte die technische Unterstützung vor Ort an.
Rieser, BASF: Selbstverständlich setzen wir verstärkt auf digitale Medien. Gerade bei den internen Schulungen hat sich diese Vorgehensweise bereits bewährt. Physische Meetings können sie aber nicht komplett ersetzen. Unser Außendienst besucht weiterhin unsere Kunden vor Ort -unter Einhaltung der gängigen Schutzbestimmungen.
Lanzerstorfer, PPG: Mit Online-Trainings -die wirübrigens schon vor Corona angeboten haben -haben wir durchaus positive Erfahrungen. Zusätzlich bieten wir ein virtuelles Training für Lehrlinge, das ebenfalls sehr gut angenommen wird. Diese Art der Schulung kann aber ein Training mit persönlicher Anwesenheit nicht ersetzen. Produkte und deren Verarbeitung erfordern einfach eine praktische Schulung entweder vor Ort oder in unseren Schulungszentren -selbstverständlich unter den erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen.
Längere Nutzungsdauer der Fahrzeuge und sinkende Kaufkraft erhöhen den Bedarf an Zeitwertreparaturen. Sehen Sie Druck auf die Reparaturpreise generell und auf die Lackpreise im Speziellen, etwa durch verstärkten Einsatz von Budget-Lackmarken?
Weismann, Lack&Technik: Von einer längeren Nutzungsdauer der Fahrzeuge profitieren Fahrzeugbesitzer, Lackierbetriebe und Umwelt! Die Zeitwertreparatur hat immer eine Berechtigung und gehört von den Fahrzeugbesitzern, den Reparaturbetrieben und den Versicherungen forciert. Dies würde die Arbeitsleistung in Österreich erhalten undnicht ins Ausland verschieben. Daran sollten wir alle ein Interesse haben. Wichtig ist, dass die Betriebe auf wirtschaftliche Produkte wie Cromax setzen. Es ist wie in vielen anderen Bereichen nicht immer der niedrigste Preis entscheidend. Viel wichtiger ist der wirtschaftliche Aspekt. Mit Cromax sparen Sie vor allem Zeit bei der Verarbeitung, der Trocknung und den Wartezeiten, bis das Finish durchgeführt werden kann. Der Arbeitsablauf kann wesentlich beschleunigt werden. Die Trockenzeiten begeistern unsere Kunden. Dies bedeutet aber nicht, dass Cromax deshalb zu einem höheren Preis verkauftwird.
Kapeller, AkzoNobel: Dass sich die Entwicklungen der Automobilindustrie auf den Unfallmarkt auswirken, ist bekannt, und wir beschäftigen uns seit langer Zeit damit, unseren Kunden neue Geschäftsfelder zu eröffnen, die das Kerngeschäft unterstützen. Zudem ist die Effizienzsteigerung im Betrieb ein weiterer Schlüssel, um wirtschaftlicher zu arbeiten. Auch AkzoNobel geht mit Lackmarken in den Markt, die nicht im Premiumsektor angesiedelt sind, und diese haben ihre Berechtigung. Aber das betone ich immer wieder gerne: Über Lackqualität spreche ich in Verkaufsgesprächen kaum noch -die muss passen, das ist Voraussetzung. Was für die Kunden zählt, ist das Servicekonzept drumherum, das den entscheidenden Vorsprung imMarkt sichert. Aus diesem Grund spielen beim Lackpreis im Premiumsektor, neben dem reinen Lack, mehrere Faktoren eine Rolle -darunter Serviceleistungen, Investitionen in neueste Technologien etc. Eine neue Chance für unsere Kunden bietet sich auch durch die längere Nutzungsdauer der Fahrzeuge imLeasinggeschäft. Die Fahrzeuge bleiben nun länger auf der Straße und werden dadurch für Zeitwertreparaturen interessanter.
Rieser, BASF: Nicht wirklich. Natürlich gibt es unterschiedliche Kunden mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Unsere Kunden schätzen, dass sie von uns mehr als nur Lack bekommen. Mit zahlreichen Tools und Schulungen unterstützen wir unsere Kunden darin, ihre Effizienz zu steigern. Es gilt also genau zu vergleichen. Die eingesetzte Lackmenge schlägt sich prozentual nur gering auf den Reparaturpreis nieder. Das größte Einsparpotenzial liegt im Optimieren der Prozesse in der Werkstatt. Auch hier sind wir mit unseren Experten gern behilflich, dieses zu eruieren.
Windbüchler, Axalta: Ganz im Gegenteil, denn Effizienz und ein optimierter Ablauf in der Werkstatt werden noch mehr in den Fokus rücken. Zu realisieren ist das nur mit modernsten Lacktechnologien und professionellen Tools, etwa zur digitalen Farbtonfindung. Mit unserem umfangreichen Angebot in verschiedenen Segmenten können wir den individuellen Bedarf der Kunden bestmöglich abdecken, und so auch unter möglicherweise veränderten Rahmenbedingungen nachhaltig dazu beitragen, die Unternehmen technisch und wirtschaftlich fit zu halten. Dazu bedarf es auch eines Lackpartners wie Axalta, der nachhaltig agiert und das volle Spektrum abdeckt. Lanzerstorfer, PPG: Klare Antwort -Nein. Man muss sich bewusst sein, dass Lackprodukte an einer Reparatur nicht den Hauptteil der Kosten darstellen. Die größeren "Brocken" sind Lohnkosten, Ersatzteile und Energie. Mit sogenannten "Budget-Lackmarken" kannman nur wenig Einsparungen erzielen, hat aber unserer Erfahrung nach wesentliche Nachteile: Die Farbtongenauigkeit ist oft nicht gegeben, wodurch sich ein erhöhter Arbeitsaufwand in der Rezeptursuche und Nachbearbeitung ergibt; Prozesssicherheit und Effizienz sind gegenüber einem Premiumprodukt geringer. Diese beiden Faktoren führen im Endeffekt zu höheren Kosten, die den Preis eines Premiumproduktes weit übersteigen.
„Nicht auf jeder Hochzeit tanzen“
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